Planetologie: Venus Express liefert weitere Hinweise auf frühe Ozeane

© ESA/C.Carreau (Ausschnitt)
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Venus Express erkundet die Schleier unserer Nachbarwelt | Venus Express wurde überwiegend aus Bauteilen ihrer Vorgängersonde Mars Express konstruiert. Seit April 2006 erkundet die Sonde die dichte Atmosphäre und die heiße Oberfläche der Venus.
© NASA, JPL / USGS (Ausschnitt)
Relief eines Hochlandgebiets der Venus | Diese computergenerierte Höhenkarte entstammt den Radarmessungen der US-Raumsonde Magellan, die Anfang der 1990er Jahre die Venus erforschte. Sie zeigt einen 1125 Kilometer breiten Ausschnitt der Region Ovda, am südlichen Rand des äquatorialen Hochlands Aphrodite Terra. Rechts im Bild ist bereits das angrenzende flache vulkanische Tiefland zu sehen. Links zeigen sich dagegen die typischen Terassen und Schluchten des Hochlands.
Granit bildet sich auf der Erde, wenn feuchte ozeanische Kruste vom Erdmantel verschluckt wird. Heiße wässrige Lösungen dringen daraufhin in die darüber liegenden Gesteine von Mantel und Kruste ein und senken deren Schmelzpunkt. In 20 bis 30 Kilometer Tiefe schmilzt so das gerade einmal 700 Grad heiße Gestein, steigt auf und erstarrt danach in der Kuste langsam in großen Kristallen. Diese Gesteine lassen sich deutlich von schnell an der Oberfläche erstarrter Lava unterscheiden.
Um die Vorkommen von Granit auf der Venus zu erklären, müsste unser Nachbarplanet nach seiner Entstehung vor 4,5 Milliarden Jahren für einige Zeit Ozeane besessen haben. Auch die notwendige Plattentektonik wäre so möglich gewesen, da diese zwingend Wasser als "Schmiermittel" benötigt. Beides besitzt der Planet jedoch nach heutigem Wissen bereits seit langem nicht mehr.
© ESA / MPS / DLR / IDA (Ausschnitt)
Die Venus im ultravioletten Licht | Die europäische Raumsonde Venus Express fotografierte die Venus im ultravioletten Licht. Durch unterschiedliche Absorption in den Wolkenschichten des Planeten treten die Wolkenstrukturen deutlich hervor. Im sichtbaren Licht erscheint Venus als eine fast völlig homogene weiße Kugel.
Ihre Oberflächentemperatur beträgt heute im Schnitt 460 Grad Celsius und ihre fast reine Kohlendioxidatmosphäre besitzt den 90-fachen Luftdruck der Erde. Die ultraviolette Strahlung der Sonne spaltete die in der Atmosphäre befindlichen H20-Moleküle auf, so dass der Planet heute praktisch kein Wasser mehr besitzt.
Gegen die Theorie des alten Hochlandgesteins spricht nach wie vor, dass die Einschlagskrater von Meteoriten auf der Venusoberfläche völlig gleichmäßig verteilt zu sein scheinen. Wäre das Lavagestein der flachen Tiefregionen deutlich jünger, müsste es dementsprechend weniger Einschläge aufweisen. Bereits im vergangenen Jahr hatte ein Team von japanischen Wissenschaftlern die älteren Infrarotbilder der NASA-Sonde Galileo ausgewertet und ebenfalls Vorkommen von Granit vermutet.
Eindeutig geklärt werden könnte dieser Streit wohl nur, wenn eine neue Sonde in den Hochlandregionen der Venus landen und die Gesteine vor Ort analysieren würde. Zurzeit plant jedoch keine der großen internationalen Weltraumbehörden eine solche Mission.
Ralf Strobel
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