Direkt zum Inhalt

Versalzung: Wie entstehen die rätselhaften Salzfinger des Toten Meers?

Das Tote Meer ist so versalzen, dass sich in seinem Wasser dicke salzige Schlieren absetzen. Wie es zu diesen »Salzfingern« kommt, konnte womöglich geklärt werden.
Salzkrusten am Toten Meer

Dem Toten Meer ging es schon einmal besser – denn es schrumpft und wird stetig salziger. Schuld daran ist die starke Verdunstung in der wüstenhaften Region und der geringere Zufluss durch den Jordan, dessen Wasser für die Landwirtschaft und die Versorgung der Menschen in Israel und Jordanien benötigt wird. Im See hat die zunehmende Versalzung jedoch ein Phänomen ausgelöst, das lange rätselhaft blieb. Jetzt legen Raphael Ouillon von der University of California in Santa Barbara und sein Team in »Water Resources Research« eine Studie vor, mit der sie die »salzigen Finger« erklären könnten, die aus den obersten Wasserschichten zu Boden sinken: Unter Wasser sieht es dabei so aus, als ob es regelrecht schneien würde. Dieser Prozess wurde auch schon in Ozeanen, aber nicht in anderen hypersalinen Seen beobachtet, weshalb es bislang nur unzureichend erklärt werden konnte.

»In ihrem Anfangsstadium sind diese Finger winzig klein, doch sie reagieren rasch miteinander, während sie absinken – und bilden dabei immer größere Strukturen«, so der an der Studie beteiligte Raphael Ouillon von der University of California in Santa Barbara. Der Prozess setzt ein, wenn die Sonne beginnt, den See aufzuheizen. Dadurch erwärmen sich die obersten Bereiche des Wassers, wodurch sich eigentlich eine stabile Schichtung von warmem Wasser oben und kühleren Regionen unterhalb ausbildet. Durch die Aufheizung verdunstet allerdings auch Wasser, weshalb die Salzkonzentration in dieser Lage weiter ansteigt: Sie wird zur salzigsten des Toten Meers überhaupt.

© AGU
Animation der Salzschlieren im Toten Meer

Dennoch sollte die Schichtung verhindern, dass das Salz in die Tiefe sickert – käme nicht ein zweiter Einflussfaktor ins Spiel. Diesen hatten Teile des Teams bereits 2016 als Hypothese in Betracht gezogen, doch erst jetzt wurde diese getestet. Wenn Wellen das Wasser bewegen, werden auch immer wieder kleinere Warmwasserblasen nach unten in kältere Schichten gedrückt. Dadurch kühlen sie ab, wodurch sie völlig mit Salz übersättigt werden – und dieses ausfällt. Diese Salzpakete beginnen dann ihre Reise zum Seeboden, wo sie sich als Sedimente ablagern. Dieser Prozess könne womöglich erklären, wie die mächtigen Salzgesteine entstehen, die in manchen Regionen der Erde vorkommen und wirtschaftlich genutzt werden, so die Autoren.

WEITERLESEN MIT SPEKTRUM - DIE WOCHE

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen »spektrum.de« Artikeln sowie wöchentlich »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Genießen Sie uneingeschränkten Zugang und wählen Sie aus unseren Angeboten.

Zum Angebot

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.