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Modellansatz: Schülerlabor

Schüler tippend an ihren Laptops im Unterricht

Ernestina Dittrich ist Studiendirektorin und hat Mathematik, Physik und Informatik am Gymnasium unterrichtet. Sie arbeitete außerdem am Studienseminar in Karlsruhe, ist Fachberaterin am Regierungspräsidium Karlsruhe und wurde 2005 an unsere Fakultät geholt, um die Abteilung für Didaktik zu verstärken und neue Ideen zu verwirklichen. Dieses Jahr geht sie in den Ruhestand und so wurde es höchste Zeit, ein Gespräch über das Schülerlabor Mathematik und die Entwicklung bis heute zu führen.

Frau Dittrich hatte sich schon lange vor ihrem Wechsel an unsere Fakultät mit der Idee getragen, dass wie in der Physik auch in der Mathematik Experimente den Stoff auf neuartige Weise zugänglich machen könnten. Ist das Schulfach Mathematik meist polarisierend also entweder Horror- oder Lieblingsfach so stünde doch ein entdeckender und spielerischer Zugang ohne Formeln allen gleichermaßen offen. Das wurde nun seit 2005 an unserer Fakultät Stück für Stück verwirklicht.

Insgesamt wurden 90 mathematische Experimente zusammengetragen. Es war das erste seiner Art in Baden Württemberg und lange Zeit auch das einzige. Von der 3.-12. Klasse sind Schülerinnen und Schüler aller Schulformen oder auch Lehrergruppen bzw. Referendare vom Studienseminar und Lehramtsstudierende willkommen. An je einem Freitag Nachmittag im Monat steht die Tür sogar für alle interessierten offen. Darüber hinaus gehen Exponate auch auf Reisen, z.B. zur Kinderuni, zum Wissenschaftsfestival EFFEKTE im Schlosspark oder zu anderen Wissenschaftsfesten wie im Luisenpark in Mannheim oder im Europapark Rust. Die weiteste Reise führte bisher zum Science Festival nach Abu Dhabi.

Das Schülerlabor wird sehr gut angenommen. Schon über 1000 Schulklassen haben es besucht. In der Regel dauert eine Veranstaltung 90 min. Am Anfang steht eine Einführung in drei wichtige Experimente – dann dürfen sich alle frei bewegen. Für Fragen gibt es stets Betreuung durch Mitarbeiterinnen der Abteilung für Didaktik. Die Lehrpersonen der Schulklassen sind außerdem mit dabei. Alle Versuche sind kurz und knapp beschrieben und es gibt einen Kasten mit Tipps, wenn man allein einfach nicht weiterkommt. Natürlich geht es dabei meist lebhaft zu: Die Schülerinnen und Schüler unterhalten sich über Lösungsversuche, es gibt Jubelgeschreie, wenn etwas geklappt hat und an einigen Stationen müssen sich die Kinder auch bewegen, um die Aufgaben zu lösen.

Nachdem das Labor für die ersten Jahre sein Domizil in der Hertzstraße hatte, ist es nun seit dem Umzug der Fakultät ins renovierte Kollegiengebäude Mathematik endlich auch für alle Mitarbeiter und Gäste der Fakultät sichtbar und spürbar, welche Arbeit hier stattfindet.

Im Unterschied zu ähnlichen Angeboten in Museen ist die Zusammenstellung der Experimente und Exponate didaktisch nach verschiedenen Aspekten durchdacht. Z.B. gibt es viele verschiedenartige Angebote rings um das Thema platonische Körper (inkl. eines Workshops).

Während des Gespräches wurden folgende Exponate angesprochen:

  • Die Unendlichkeit (realisiert mit Spiegeln)
  • Ich bin eine Funktion (ein Bewegungsspiel)
  • Glockenkurve (Normalverteilung als Grenzprozess für Bernoulli-Experimente)
  • Minimalhäute (Seifenhäute um Gestelle aus platonischen Körpern)

Der Besuch im Schülerlabor ist kostenlos. Die Einrichtung und die nötigen Mitarbeiterstellen wurden bisher vor allem von der Hector Stiftung gefördert. Inzwischen gibt es von der Abteilung für Didaktik noch eine ganze Anzahl weiterer Angebote, die zum Teil auch das Schülerlabor nutzen. So ist das Labor ein Lehr-Lern-Labor in der Ausbildung der Lehramtsstudierenden, d.h. die Experimente werden in der Fachdidaktik-Ausbildung verwendet, um didaktische Konzepte für die Umsetzung der mathematischen Sachverhalte und Kompetenzen im Unterricht zu entwickeln.

Es gibt bisher 15 Workshops für verschiedene Altersstufen (Dauer je 90 min), die Schulklassen und andere Gruppen buchen können. Die sogenannten Mathekids (7./8. Klasse) und Matheprofis (9./10. Klasse) sind ein Schuljahr lang jede Woche für 90 min in der Fakultät, um im Rahmen der Begabtenförderung Workshops zu erleben. Diese werden von zwei erfahrenen Lehrkräften und von Lehramtsstudierenden gehalten. Die Studierenden gewinnen Praxiserfahrung während ihrer Fachdidaktikausbildung. Die Kinder entwickeln durch kleine Forschungsaufträge dabei auch neue Workshops selbst. Für zwei dieser Projekte haben die Gruppen sogar einen Preis für junge Forscher – den sogenannten OsKarl gewonnen.

Literatur und weiterführende Informationen

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