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Stammzellen, Klone und Designerbabys

Ken und Barbie kennt jeder. Doch dass es sich dabei nicht nur um die berühmtesten Puppen der Welt handelt, sondern auch um den Namen eines Gens der Taufliege, wissen die wenigsten. Heute gibt es eine ganze Reihe von Namensregeln, doch lange hatten die Forscher, die neue Gene entdeckten, bei ihrer Benennung große Freiheiten. Daher wimmelt es in der Genetik von fantasievollen Bezeichnungen. Was Ken und Barbie mit den Fliegen, die eine Mutation gleichen Namens tragen, gemeinsam haben: Ihnen fehlen die äußeren Geschlechtsmerkmale.

Mark Henderson, Wissenschaftsredakteur der "Times", erzählt in seinem Buch "50 Schlüsselideen Genetik" die spannende Geschichte einer Wissenschaft, die jung und vielversprechend zugleich ist. Die Reise beginnt bei Darwin und Mendels Vererbungsgesetzen und führt über die Entdeckung der DNA und ihrer Struktur, die Entschlüsselung des gentischen Codes bis hin zur Entzifferung des menschlichen Genoms. Henderson erzählt von den Visionen der Wissenschaftler – von geklonten Menschen, der Gentherapie, von maßgeschneiderten Medikamenten und synthetischen Organismen.

Er erklärt nicht nur, weshalb die Fiktion von "Jurassic Park", ausgestorbene Dinosaurier durch Klonen wieder zum Leben zu erwecken, in Wirklichkeit unmöglich ist, und wie die Genetik bewies, dass die Kohanim der orthodoxen Juden tatsächlich unmittelbare Nachfahren Aarons – Moses' Bruder – sind, sondern er beschreibt auch, wie die Medizin etwas möglich macht, was in der Natur ausgeschlossen ist: die Vererbung der Unfruchtbarkeit.

Obwohl die Genetik noch in den Kinderschuhen steckt, beeinflusst sie heute unsere Sicht auf das Leben. Sie bahnt den Weg in eine neue Ära der Medizin, in der die Behandlungen auf die genetischen Profile der Patienten zugeschnitten, Ersatzgewebe und -organe aus Stammzellen herangezogen, schädliche Mutationen durch Gentherapien ausgeschaltet und angeborene Gesundheitsrisiken durch Tests erkannt und reduziert werden können.

Henderson beschreibt aber nicht nur die zahlreichen Möglichkeiten und Chancen der Genetik, sondern macht auch auf die ethischen Bedenken aufmerksam, die sie mit sich bringt. Schlagworte wie Genmanipulation, Klonen und genetische Diskriminierung erwecken oft den Eindruck, DNA stünde nicht für "Desoxyribonukleinsäure", sondern für "durchaus noch auszudiskutieren", so der Autor. Denn kaum eine andere Disziplin habe so viele energische Gegner wie begeisterte Befürworter wie die Molekulargenetik.

Die Freude beim Lesen des Buches ist nicht nur auf das spannende Thema und den unterhaltsamen Schreibstil des Autors zurückzuführen: Die Texte sind durch die kurzen Abschnitte übersichtlich gestaltet, und zahlreiche Textboxen und Zitate lockern den Textfluss auf. Wo nötig illustrieren einfache grafische Darstellungen komplexere Sachverhalte. Und ein ausführliches Glossar informiert über die wichtigsten Schlagworte der Genetik und ermöglicht dem fachfremden Leser Grundbegriffe nachzuschlagen – wenn die nicht ohnehin im Text erklärt sind.

All jenen, die hinter dem Buchtitel eine schwerverdauliche und trockene Lektüre vermuten und denen, für die Stammzellen, transgene Pflanzen und Designerbabys bisher ein unverständliches Mysterium waren, sei versichert, dass dieses Buch das Tor zu einer faszinierenden Welt öffnet – die gar nicht so schwer zu verstehen ist.

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