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Lust aufs natürlich Gärtnern

"Die neue Lust am Gärtnern" titelte natur+kosmos, das Magazin für Natur, Umwelt und nachhaltiges Leben in seiner diesjährigen Mai-Ausgabe. Schrebergärten erleben einen Ansturm wie noch nie, Zeitschriften über die Idylle des Landlebens boomen, und zahllose Gartenbücher erscheinen jedes Jahr rechtzeitig zum Saisonbeginn in den Auslagen der Buchläden. Eine mögliche Erklärung: Das "Buddeln" in der Erde, der Anbau von eigenem Obst und Gemüse befriedigt ein Urbedürfnis vieler, vor allem in den Städten lebender Menschen. Und auch das Gefühl, der Natur etwas zurückgeben und selbst etwas für den Erhalt der Biodiversität tun zu können, scheint ein Motiv zu sein.

Aber Gärtnern ist nicht gleich Gärtnern. Während viele noch mit Unkrautvernichter und Giftspritze in Einheitsgärten mit Thujahecke und Rasenfläche gegen jedes noch so kleine Pflänzchen vorgehen, hat bei anderen längst ein Umdenken eingesetzt. Man kann schon beinahe von einer Gegenbewegung sprechen, denn: "Natürliches Gärtnern" ist wieder In. Der Garten wird – endlich – als "ein kleines Stück Umwelt" betrachtet, als Ökosystem und Lebensraum, in dem es gilt, die biologische Vielfalt zu bewahren und zu fördern. Bedenkt man, dass in Deutschland etwa 17 Millionen Gärten mit einer Gesamtausmaß von 6000 Quadratkilometern existieren – das Fünffache der als Naturschutzgebiete ausgewiesenen Flächen – wird klar, wie wichtig natur- und umweltverträgliches Gärtnern wirklich ist.

Für den Autor Jean-Michel Grault und sein Team ist der Biogarten deshalb ein Weg, im Gleichgewicht mit der Umwelt zu leben und kommenden Generationen ein Stück Natur zu schenken. Sein Buch soll die nützlichsten und nachhaltigsten Verfahren des biologischen und ökologischen Gärtners vermitteln und Spaß machen – und entfernt sich damit weit von einem zwanghaften Dogmatismus, der so manchem Biogärtner nachgesagt wird.

Das Buch verwöhnt den Leser und die Leserin mit einer unaufdringlichen Aufmachung und schönen Garten- und Detailaufnahmen. Ob Klimazone, Winterhärte oder Bio-Indikatoren: Im ersten Kapitel bereiten die Schreiber um Grault den Boden für das grundsätzliche Verstehen von naturwissenschaftlichen Zusammenhängen, um danach alle Aspekte des verantwortungsbewussten Biogärtnerns zu beleuchten: wassersparend gießen, richtiges Düngen oder auch das Kompostieren von organischen Abfällen. Zusätzliche Kästen vertiefen das Wissen: etwa über die Veränderung des Klimas, die Biodiversität oder das Wasser als Grundlage des Lebens. Expertenmeinungen in Form von Kurzinterviews untermauern immer wieder Aussagen des Textteils. Allein die Unterscheidung in Unkraut und "kein Unkraut" mag nicht so recht in mein Bild vom biologischen Gärtner passen, wobei Grault durchaus noch in gute "Un"-Kräuter und wahres Unkraut differenziert.

Weitere Kapitel befassen sich mit Themen wie "Die Natur für sich nutzen, ohne sie zu zerstören", "Im Garten leben, sich erholen, ein Garten für die Gesundheit und das Wohlbefinden", aber auch ein "Garten für Tiere wie Kleinsäuger, Vögel, Käfer und Insekten". Abschließend lernen wir den Biogarten als Refugium für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten kennen, stellt der Autor Möglichkeiten vor, die den Garten zu einem wirklichen Lebensraum machen. Im umfangreichen Serviceteil finden sich neben nützlichen Adressen ein umfassendes Glossar und ein Register, das beim schnellen Auffinden von Spezialthemen hilft. Empfohlen wird das Werk daher nicht nur von "Mein schöner Garten", Europas größtem Gartenmagazin, sondern auch von mir, denn: Grault macht das Biogärtnern endgültig salonfähig.

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