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Wegweiser aus der Krise

Physiker und Zukunftsforscher Mike Berners-Lee vermittelt eine umfassende Perspektive auf die derzeitigen Klima-, Umwelt- und Gesellschaftsprobleme.

Globale und komplexe Probleme wie Klimawandel, Artensterben oder Mikroplastik rücken ins Zentrum der medialen Aufmerksamkeit und berühren immer stärker auch unseren Alltag. Die meisten Medienberichte beschränken sich jedoch auf Geschehnisse, die gerade akut sind – dabei müssen diese Probleme nicht isoliert, sondern gemeinsam betrachtet und gelöst werden. Dieses Buch erklärt die großen Zusammenhänge zwischen ihnen, legt aber auch dar, was jeder einzelne Mensch zu einer besseren Zukunft beitragen kann.

Der Autor ist Physiker, Professor am Institut für Soziale Zukunft der Lancaster University und auch in der Politikberatung aktiv. Er ist Experte für die Berechnung des so genannten CO2-Fußabdrucks. Zu den weiteren Fachgebieten, auf die sein Buch eingeht, hat er mit entsprechenden Wissenschaftlern geredet und die einschlägige Literatur zusammengefasst, wie er im ausführlichen und kommentierten Anhang sehr transparent darlegt.

Mehr Reisen dank Videokonferenzen

Das Buch ist facettenreich und wird seinem Anspruch gerecht, eine umfassende Perspektive auf aktuelle Klima-, Umwelt- und Gesellschaftsprobleme zu vermitteln. In einem Kapitel über den Energieverbrauch beschreibt der Autor beispielsweise, warum Biokraftstoffe zwar regenerativ, aber ineffizient sind und zudem unerwünschte Nebenwirkungen hinsichtlich Ernährungssicherheit, Artenvielfalt und Wohlstandsverteilung haben können. Ein Thema, das in dem Werk immer wiederkehrt, sind Rebound-Effekte, also solche, die das Einsparpotenzial von Effizienzsteigerungen zunichtemachen. Unter anderem legt der Autor dar, warum Videokonferenzen kein CO2 einsparen, sondern auf lange Sicht zu noch mehr Reisen führen. Die einzelnen Kapitel sind im Umfang recht unterschiedlich und können unabhängig voneinander gelesen werden. Trotzdem lohnt sich die Lektüre des gesamten Werks, da vor allem dann die Verknüpfungen zwischen den Problemen deutlich werden.

Der Erscheinungstermin wurde mehrfach verschoben, was aber offenbar leider nicht reichte: Es hätte dem Buch gutgetan, mehr Sorgfalt auf das Lektorat und die Übersetzung zu verwenden. Das beginnt schon beim Titel – das aus dem Englischen übernommene Wortspiel wirkt im Deutschen holprig, da der Verlag den Akkusativ nicht beachtet hat. Grammatikfehler finden sich auch im Text, etwa die Verwechslung von »als« und »wie«, und die Übersetzung schwankt im Stil unentschieden zwischen dozierend und flapsig. Der durchaus verständliche und unterhaltsame Text bietet deshalb leider keinen Lesegenuss.

Da das Buch hochwertig wirkt und – etwa in Form der blauen Zwischenüberschriften – durchgängig Farbdruck aufweist, überrascht es negativ, dass alle Grafiken schwarz-weiß sind. Deren Grauabstufungen zu unterscheiden, fällt teilweise schwer, was das Verständnis der Grafiken behindert.

Wer über diese Mankos hinwegsehen kann, wird aus der Lektüre sicherlich wichtige Fakten und Gedankengänge mitnehmen. Der Autor ruft dazu auf, trotz all der bedrückenden Nachrichten über positive Zukunftsvisionen zu diskutieren. Er beschreibt auch, welches Denken wir dafür verinnerlichen sollten: eine themen- und nationenübergreifende Perspektive einnehmen, globale Empathie entwickeln, Zukunftsdenken üben, das Einfache wertschätzen, sich in Selbstreflexion und kritischem Denken üben sowie Komplexität und Widersprüche aushalten lernen.

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