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News: Antiepileptikum gegen Kokainrausch

Ein Wirkstoff, der epileptische Anfälle unterdrückt, beseitigt bei Pavianen und Ratten die Schlüsselmerkmale einer Kokainabhängigkeit. Wenn sich diese Ergebnisse beim Menschen bestätigen, eröffnet das vielleicht einen neuen Weg, Süchtigen beim Entzug zu helfen.

Gamma-Vinyl-GABA (GVG) verhindert offenbar die Ausschüttung einer überwältigenden Woge des Neurotransmitters Dopamin im Belohnungszentrum des Gehirns – ein chemisches Charakteristikum von Kokain und anderen Suchtdrogen. Dabei wirkt es nicht direkt auf Dopamin selbst, sondern erhöht die Konzentration von Gamma-Aminobuttersäure (GABA), einem anderen Neurotransmitter, der die Freisetzung von Dopamin bremst. GABA kann so eine überhöhte neurale Aktivität verringern, die epileptische Krämpfe auslöst. Seit Beginn der 90er Jahre untersuchen Stephen Dewey vom Brookhaven National Laboratory und seine Kollegen, ob GVG auch den durch Kokain verursachten Dopaminanstieg unterdrücken kann.

In der aktuellen Studie, die in Synapse (Vol. 30.2) beschrieben ist, gab Deweys Team 20 Pavianen Kokain. Einige der Tiere hatten zuvor GVG-Injektionen erhalten. Die Neuropharmakologen kontrollierten dann mit Hilfe der Positronen-Emissionstomographie den Dopaminspiegel in den Gehirnen der Affen. Das Kokain erhöhte die Konzentration des Neurotransmitters bei den Pavianen, die keine Spritze erhalten hatten. Bei den mit GVG behandelten Tieren allerdings stieg der Spiegel nicht. Das legt nahe, daß Gamma-Vinyl-GABA "die neurochemische Funktion des Kokains blockiert", erklärt das Teammitglied Charles Ashby von der St. Johns University.

Die Wissenschaftler untersuchten ebenfalls, ob GVG bei Ratten suchtbezogenes Verhalten blockieren kann: Die Nagetiere kehren immer wieder zu dem Platz zurück, an dem sie einmal eine Suchtdroge erhalten hatten. Dieses Verhalten zeigt die Fähigkeit der Tiere, einen Auslöser in der Umwelt mit der Drogeneinnahme zu verbinden. Wie die Forscher herausfanden, stoppt GVG dieses Verhalten bei Ratten. Das läßt darauf hoffen, daß der Wirkstoff bei Süchtigen das Verlangen nach Rauschgift dramatisch reduzieren könnte. Ob sich diese Hoffnung erfüllt, werden klinische Tests zeigen, die noch in diesem Jahr beginnen sollen.

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