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Steinzeitliche Häuptlingsgräber
Steinzeitliche "Häuptlingsgräber"
© István Zalai-Gaál (Ausschnitt)
Ausschnitt des Gräberfelds | Nur einen Ausschnitt des 7000 Jahre alten Gräberfelds von Alsónyék ist hier zu sehen. Dem leitenden Archäologen István Zalai-Gaál der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest zufolge ist nicht nur die schiere Größe des Friedhofs überraschend, sondern auch das Ensemble ungewöhnlicher Funde, die bei den Ausgrabungen zu Tage kamen. Besonders die so genannten "Häuptlingsgräber" waren bislang für diese Kultur unbekannt.
Im Umfeld des Friedhofs stießen die Ausgräber außerdem auf mehrere Langhäuser aus der gleichen Epoche.
Im Umfeld des Friedhofs stießen die Ausgräber außerdem auf mehrere Langhäuser aus der gleichen Epoche.
© István Zalai-Gaál (Ausschnitt)
Hockergrab | Die Toten wurden in der so genannten Hockerstellung bestattet. Über dem Grab dieses Mannes hatte man vermutlich eine Art Totenhaus errichtet. Vier Pfostenlöcher, die die Forscher in den Ecken der Grabgrube ausgraben konnten, zeugen noch heute davon.
© István Zalai-Gaál (Ausschnitt)
Detail eines "Häuptlingsgrabs" | Vor allem die "Häuptlinge" wurden mit reichen Grabbeigaben versehen: neben Statussymbolen, wie Steinäxten und Steinkeulen, auch Gefäße, Messer und andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs.
© István Zalai-Gaál (Ausschnitt)
Geschliffene Streitaxt | Eine geschliffene Streitaxt zählte vermutlich zu den Rangabzeichen der damaligen Herrscher. Sie ahmen in ihrer Form kupferne Vorbilder nach - die entsprechenden Metallgeräte sind im Fundmaterial aus dieser Grabung jedoch nicht vertreten.
Sowohl metallene, als auch steinerne Äxte wurden mitunter aus weit entfernten Gegenden eingeführt.
Sowohl metallene, als auch steinerne Äxte wurden mitunter aus weit entfernten Gegenden eingeführt.
© István Zalai-Gaál (Ausschnitt)
Feuersteinklinge | Auf dem Schädel dieses Toten drapierten seine Angehörigen ein Steinmesser. Selbst als in der darauffolgenden Kupfer- und Bronzezeit metallene Werkzeuge etabliert waren, blieben die wesentlich einfacher herzustellenden Steinmesser aus Silex noch länger in Gebrauch.
© István Zalai-Gaál (Ausschnitt)
Tonkrüge als Grabbeigaben | Auch Tongefäße gab man den Toten mit ins Grab. Vermutlich enthielten sie Speisen und Getränke.
In Form und Machart sind sie typische Zeugnisse der Lengyel-Kultur, die sich im 5. Jahrtausend v. Chr. und damit am Ende der späten Jungsteinzeit in Nordost-Ungarn, der Südwestslowakei und den angrenzenden Gebieten Österreichs und Tschechiens ausbreitete.
In Form und Machart sind sie typische Zeugnisse der Lengyel-Kultur, die sich im 5. Jahrtausend v. Chr. und damit am Ende der späten Jungsteinzeit in Nordost-Ungarn, der Südwestslowakei und den angrenzenden Gebieten Österreichs und Tschechiens ausbreitete.
© István Zalai-Gaál (Ausschnitt)
Riesen im Grab | Viele der Bestatteten sind mit einer Körpergröße von 1,70 bis 1,80 Metern oder mehr ungewöhnlich groß - vergleichbare Maße seien im Neolithikum bisher unbekannt, menit Grabungsleiter István Zalai-Gaál von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.
Anthropologische und genetische Untersuchungen sollen jetzt klären, ob es sich bei den "Riesen" um eine fremde Population handelt.
Anthropologische und genetische Untersuchungen sollen jetzt klären, ob es sich bei den "Riesen" um eine fremde Population handelt.
© István Zalai-Gaál (Ausschnitt)
Geschliffene Steinkeule | Eine Steinkeule gab man diesem "Häuptling" in die Hand. Das kugelförmige Gerät ist in zwei Teile zerbrochen. Ein dunkelgraues Steinbeil zeigte auf seinen Hinterkopf.
Die enorme Menge an Gräbern wird den Archäologen in Zukunft erlauben, anhand von statistischen Untersuchungen Rückschlüsse auf die Bevölkerungsdynamik und kulturellen Entwicklungen der damaligen Zeit zu ziehen.
© István Zalai-Gaál (Ausschnitt)
Steibeil in Trapezform | Dieses trapezförmige Steinbeil wurde ebenfalls in Kopfhöhe eines der Bestatteten abgelegt.
In den meisten Fällen zeigen die Köpfe der Toten nach Westen oder Osten. Die Grabgruben sind zumeist unregelmäßig oder oval geformt. Nur für angesehene Personen schuf man quadratische Formen.
© István Zalai-Gaál (Ausschnitt)
Obsidiannukleus | Dieser Obsidiannukleus zählt zu den Rohmaterialien, die in einige der Gräber gelegt wurden. Das glasartige Gestein diente als Ausgangsstoff für Klingen und Messer, die geschickt von dem großen Klotz abgeschlagen wurden.
© István Zalai-Gaál (Ausschnitt)
Halskette | Eine Halskette aus Spondylus- und Dentaliumperlen: Neben diesen Produkten aus Muschel- und Schneckenschalen verarbeiteten in Alsónyék die Menschen der Lengyel-Kultur auch Kupfer zu Schmuckstücken.
Dafür brachten sie das Metall durch Hämmern in die gewünschte Form.
Dafür brachten sie das Metall durch Hämmern in die gewünschte Form.
Über neunhundert Bestattungen wurden schon gefunden, die Zahl der noch unentdeckten dürfte genauso hoch liegen: Das 7000 Jahre alte Gräberfeld in der Nähe des ungarischen Dorfs Alsónyék glänzt vor allem durch die besonderen Grabbeigaben der 13 "Häuptlingsgräber". Unser Schwestermagazin Abenteuer Archäologie hat einige der interessantesten Bilder ausgegraben.
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