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Evolution: »Ein großes Gehirn ist sehr kostspielig«

Vor rund drei Millionen Jahren begann das menschliche Gehirn rasant zu wachsen. Die Evolutionsbiologin Sandra Heldstab erklärt, wie es dazu kam und ob sich der Trend umkehren wird.
Neandertaler-Nachbildung im Museum Mettmann

Frau Heldstab, im Vergleich zu Tieren besitzt der Mensch ein auffallend großes Gehirn – zumindest bezogen auf die Körpermaße. Ist ein solches die Voraussetzung für eine hohe Intelligenz?
Hier muss man unterscheiden, ob man Individuen derselben Tierart miteinander vergleicht oder unterschiedliche Spezies. Die durchschnittliche Hirngröße verschiedener Tierarten hängt tatsächlich mit dem IQ ­zusammen. Arten mit einem– relativ zu ihrem Körpergewicht gesehen – großen Gehirn sind generell intelligenter als solche mit einem kleinen. Zum Beispiel sind Elefanten, Bären und Papageien sowie Menschenaffen wie Orang-Utans oder Gorillas um einiges schlauer als etwa Weißbüscheläffchen, Lemuren oder Murmeltiere.

Innerhalb einer Spezies gilt das nicht?
Kaum. Hier ist die Korrelation mit etwa 0,2 extrem schlecht. Das heißt, gerade einmal 20 Prozent des IQs können durch die Hirngröße erklärt werden. Bei vielen Tierarten, auch bei uns Menschen, muss man zudem den Sexualdimorphismus berücksichtigen: Männer haben im Schnitt ein voluminöseres Gehirn als Frauen, aber sie sind natürlich nicht per se schlauer. Ihr ganzer Körper ist einfach im Mittel größer.

Gibt es ein Maß, das die Intelligenz innerhalb einer Tierart besser voraussagt?
Ja, hier sollte man sich am besten die neuronale Dichte ansehen, also die Anzahl der Nervenzellen in einem bestimmten Volumen Hirngewebe. Auch die Menge an neuronalen Verknüpfungen ist relevant. Diese kennt man allerdings erst von wenigen Spezies.

In den letzten zwei Millionen Jahren hat sich die Hirngröße des Menschen mehr als verdreifacht. Warum?
Dafür gibt es verschiedene Gründe. Einer ist sicherlich die energiereichere Nahrung. Der Mensch hat beispielsweise Werkzeuge zum Jagen erfunden. Und Fleisch hat wesentlich mehr Kalorien als Beeren, Blätter und Gras. Zudem konnte er irgendwann Feuer machen. Unser Magen kann aus gekochtem Essen die Nährstoffe besser aufschließen als aus Rohkost. Als die Menschen dann die Landwirtschaft entwickelten, züchteten sie Pflanzen, die mehr Energie lieferten als die Wildformen. Wenn wir verschiedene Säugetierarten miteinander vergleichen, wird deutlich: Diejenigen Spezies, die kalorienreichere Nahrung fressen, etwa Früchte und Fleisch statt Gras und Blätter, haben in der Regel ...

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