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Spektrogramm


Neue Bilder von der Galileo-Mission

Ungewöhnliche Ansichten der Jupitermonde Io und Eu-ropa gewähren Aufnahmen der Raumsonde Galileo, die von der NASA jetzt erstmals in Berlin vorgestellt wurden.

Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben die Galileo-Daten teilweise zu dreidimensionalen Darstellungen verarbeitet. Diese zeigen unter anderem parallel ver-laufende doppelte Bergzüge mit einer Höhe von einigen 100 Metern, welche die sehr flache Eiskruste Europas durchziehen. Zusammen mit den zahlreichen Klüften und dunkleren Bändern zeigen die Doppelkämme, daß die Oberfläche des Mondes of-fenbar unter starker Spannung steht und immer wie-der zerbricht oder aufreißt; durch die Spalten dringt dann flüssiges Material empor und erstarrt.

Außerdem legten die Ber-liner DLR-Wissenschaftler um Gerhard Neukum mittels Photogrammetrie, einem Ver-fahren zur genauen Vermessung von dreidimensionalen Körpern, den Grundstein für eine präzise Kartographierung der Mondoberflächen. Vom Studium der topographischen Besonderheiten er-hoffen sich Planetologen Auf-schlüsse über die Entwicklungsgeschichte und den inneren Aufbau der Jupiter-trabanten. Im Brennpunkt des Interesses stehen dabei die Frage nach einem lebensfreundlichen Wasserozean unter der Kruste Europas und der heftige Vulkanismus auf Io. (DLR 18.1.99)

Welttemperatur erreichte 1998 neuen Rekordwert

Die weltweite Jahresmitteltemperatur kletterte 1998 auf den höchsten Stand seit mindestens 1860. Dies be-sagt ein Bericht der World Meteorological Organization (WMO) in Genf. Die Auswertung der Meßergebnisse von mehr als 1000 Meßstationen an Land und fast 2000 auf Schiffen und Bojen ergab eine Zunahme der mittleren Oberflächentemperatur von 0,58 Grad Celsius gegenüber dem Durchschnittswert von 1961 bis 1990.

Damit ist 1998 das bislang wärmste Jahr seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen. Außerdem fallen sieben der zehn Jahre mit den höchsten globalen Mitteltemperaturen in die jetzige Dekade; alle zehn Spitzenreiter traten nach 1983 auf. Dies deutet immer klarer auf eine Beeinflussung des Klimas durch die anthropogene Emission von Treibhausgasen hin.

Für den letztjährigen Rekordwert dürfte allerdings der El Niño, eine anomale Erwärmung des Ostpazifiks, zwischen Mitte 1997 und Mai 1998 mitverantwortlich sein. Außerdem ergaben Messungen der atmosphärischen Temperatur von Satelliten aus zwar eine Erwärmung in den ersten Monaten; im Gegensatz zu den an der Oberfläche ermittelten Daten lieferten sie insgesamt jedoch keinen Temperaturrekord für 1998.

Der Grund für die Diskrepanz ist unklar. Eines steht jedoch fest: Die Mitteltemperatur der Erdoberfläche hat sich seit Ende des 19. Jahrhunderts insgesamt um fast 0,7 Grad Celsius erhöht.

Wieso dämpfen Aufputschmittel Hyperaktivität?

Vielfach lassen sich Kinder mit angeborener Hyperaktivität nicht etwa, wie man meinen sollte, mit Beruhigungsmitteln, sondern mit anregenden Medikamenten bremsen. Solche Neurostimulanzien erhöhen das Angebot des Botenstoffs Dopamin, der aktivierend auf das Nervensystem wirkt. Daß sie bei Kindern mit ADHD-Syndrom (attention-deficit hyperactivity disorder) den gegenteiligen Effekt haben, führte man bisher auf eine Abstumpfung gegen das ständig im Übermaß vorhandene Dopamin zurück. Doch nun fand eine Gruppe um Raul R. Gainetdinov an der Duke University in Durham (North Carolina) eine plausiblere Erklärung. Bei hyperaktiven Mäusen zeigte sich, daß bestimmte Neurostimulanzien schon in geringer Dosis die Menge des dämpfenden Botenstoffs Serotonin erhöhen. Diese Erkenntnis könnte helfen, bessere Psychopharmaka gegen ADHD zu entwickeln (Science, Band 283, Seite 397).


Rauhe Haut der Urechsen

xtrem gut erhaltene versteinerte Abdrücke von Dinosaurierhaut sind im Südwesten von New Mexico gefunden worden. Wie Spencer G. Lu-cas vom New Mexico Museum for Natural History in Al-buquerque berichtet, bieten die etwa 70 Millionen Jahre alten Fundstücke den bislang besten Blick auf das Äußere der Hadrosaurier – sechs bis neun Meter langer und rund zwei Tonnen schwerer Pflanzenfresser mit Entenschnabel, die im Wasser lebten. Ihre mit bergkuppenartigen, pfenniggroßen Noppen be-setzte Haut ist überraschend fein strukturiert und dürfte sich ausgesprochen rauh angefühlt haben. (Journal of Vertebrate Paleontology, Band 18, Heft 4)

Die Zappelphilipp-Diät

Warum bestimmte Menschen essen können, was sie wollen, und trotzdem nicht nennenswert zunehmen, glauben Wissenschaftler der Mayo-Klinik nun herausgefunden zu haben. Bei 16 schlanken Versuchspersonen wurde zunächst ermittelt, wieviel Kalorien sie benötigten, um ihr Gewicht zu halten. Danach erhielten die Probanden für acht Wochen zusätzlich 1000 Kalorien pro Tag. Einige legten trotzdem nur um wenige 100 Gramm, andere dagegen um bis zu 4,23 Kilogramm zu.

Anhand der genau kontrollierten Versuchsbedingungen ließ sich zeigen, daß nur das Ausmaß der spontanen körperlichen Aktivität für das unterschiedliche Verbrennen der Zusatzkalorien verantwortlich sein konnte. Da dieses Zappeln aber eher eine Sache der Veranlagung ist, besteht wenig Hoffnung auf eine neue Wunderdiät. Interessant ist auch der Geschlechts-unterschied: Bei Frauen spielte der Zappelfaktor kaum eine Rolle. (Science, Band 283, Seite 212)

Element 114 entdeckt?

Ein weiterer Erfolg bei der Synthese überschwerer Ele-mente scheint Wissenschaftlern des Atomforschungsinstituts in Dubna (Joint Institute for Nuclear Research, JINR) bei Moskau gelungen zu sein, wo 1974 schon das Element 106 (Seaborgium) hergestellt werden konnte.

Beim Beschuß eines Pluto-nium-244-Targets mit einem Calcium-48-Strahl entdeckten Juri Oganesjan und seine Kollegen nun eine Zerfallskette, deren Ausgangspunkt das Element 114 gewesen sein könnte. Für dessen Lebensdauer ergab sich der relativ hohe Wert von 30 Sekunden – ein Indiz, daß das provisorisch Ununquadium genannte Element 289114 auf der soge-nannten Insel der Stabilität liegt, die jenseits der bisher synthetisierten überschweren Kerne vermutet wird.

Sein eindeutiger Nachweis erfordert jedoch weitere lang-wierige Experimente. Zuletzt wurde bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt das Element 112 erzeugt.

Erstes deutsches Klonkalb

Auch deutschen Forschern ist es nun erstmals gelungen, ein erwachsenes Säugetier zu klonen und damit an die in-ternationale Entwicklung an-zuschließen. Der Beweis ihres Erfolgs steht in einem Stall bei München: ein Kalb mit dem ebenso harmlosen wie herzigen Namen Uschi. Wie beim schottischen Klonschaf Dolly verwendeten Eckhard Wolf und seine Mitarbeiter vom Lehrstuhl für molekulare Tierzucht der Universität München Euterzellen eines erwachsenen Tieres – im Unterschied zu ihren Kollegen in Frankreich und Japan, die zuvor Rinder aus Muskel- beziehungsweise Gebärmutterzellen kloniert hatten.

Die Neuerung der Münchner Forscher bestand in der geänderten Konzentration eines Proteins namens MPF (maturation promoting fac-tor) bei der Anlage der Euterzellkulturen, die später mit der entkernten Eizelle verschmolzen werden sollten. Dieser Eiweißstoff hat eine besondere Bedeutung für die Zellentwicklung; denn er sorgt dafür, daß die Zelle aus dem Ruhezustand (G1), in dem sie wächst und Stoffwechsel betreibt, in das erste Teilungstadium (S) eintritt, in dem ihre DNA verdoppelt wird. Der Erfolg dieser Maßnahme: Für Uschi waren nur noch 147 Fehlversuche nötig statt 277 wie bei Dolly.

Per Anhalter durch den Pazifik

Eine kleine Eidechse liefert neue Hinweise darauf, wie die Besiedlung der Südsee durch den Menschen abgelaufen sein könnte. Christopher Austin vom South Australian Museum in Ade-laide verglich die mitochondriale DNA von Lipinia noc-tua auf 15 verschiedenen Inseln. Dabei entdeckte er eine große genetische Ähn-lichkeit zwischen den Rep-tilien, die wahrscheinlich als blinde Passagiere mit dem Menschen reisten. Dies stützt die Theorie, nach der die Kolonisierung Polynesiens durch die er-sten Siedler relativ rasch von einem einzelnen Punkt aus erfolgte.

Eine ähnliche Studie hatte bereits vorher Lisa Matisoo-Smith von der Universität Auckland durchgeführt. Ihre an Ratten gewonnenen Ergebnisse lassen Rückschlüsse auf die spätere Erschließung der weiten pazifischen Inselwelt zu. (Nature, Band 397, Seite 113)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 3 / 1999, Seite 24
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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