Verhaltensbiologie: Ausschlussverfahren
Langusten scharen sich oft in größeren Ansammlungen am felsigen Meeresgrund. Manche Artgenossen
jedoch bleiben beim Gruppenkuscheln außen vor - sie werden schlicht geschnitten. Der Grund für
dieses unfreundliche Verhalten: Die Außenseiter schaden der Gesundheit.

© Donald Behringer (Ausschnitt)
© Mark Butler (Ausschnitt)
Junge Karibik-Langusten unter einem Schwamm | Normalerweise suchen die sozialen Karibik-Langusten den Kontakt zu ihren Artgenossen. Hier befinden sich mehrere Jungtiere unter einem Meeresschwamm.
© Jeff Shields (Ausschnitt)
Das Panulirus-argus-Virus 1 unter dem Elektronenmikroskop | Donald Behringer und Jeffrey Shields entdeckten 2004 bei einem Feldversuch das pathogene Panulirus-argus-Virus 1. Erkrankte Tiere haben im Gegensatz zu gesunden Langusten kein klares, sondern milchigweißes Blut. Auch ist ihre Panzerfarbe blasser.
Meiden also die gesunden Karibik-Langusten ihre kranken Artgenossen? Behringer und seine Kollegen ersannen ein Laborexperiment, um die vermutete selektive Asozialität der Krebstiere zu testen: In mehreren großen Zubern errichteten sie jeweils einen Mesokosmos, der den ökologischen Lebensbedingungen der Krebstiere entsprach. Wurde dort nun ein gesunder Langusten-Proband eingesiedelt, fand er zwei mögliche Schlafplätze vor: die eine Höhle war leer, in der anderen befand sich ein festgebundener Artgenosse.
© Donald Behringer (Ausschnitt)
Laboraufbau beim Langustenexperiment | In jedem der Behälter wartete entweder eine gesunde oder kranke Languste angebunden in einer Höhle auf Gesellschaft. Die erkrankten Tiere blieben zumeist einsam.
© Mark Butler (Ausschnitt)
Junge Karibik-Languste im Größenvergleich | Erwachsene Karibik-Langusten werden bis zu 45 Zentimeter groß und genießen darum bei Feinschmeckern weltweit Ansehen. Die in dieser Studie untersuchten Krebse waren jedoch noch verhältnismäßig klein.
Das besondere Gespür für die Erkrankung ihres Gegenübers verdanken die Karibik-Langusten womöglich ihrem feinen Geruchssinn, vermuten Behringer und seine Kollegen. Schließlich erschnüffeln sich die Tiere damit nicht nur ihr Futter, sondern auch ihre Paarungspartner. Sogar die Rangfolge erkennt eine Languste am Geruch.
Interessanterweise sind die erkrankten Krebse bei der Wahl ihrer Gesellschaft nicht wählerisch: Sie bevorzugten im Experiment durchweg den Artgenossen. Dabei war ihnen völlig schnuppe, ob dieser krank war oder gesund. Ob die Ursache hierfür im mangelnden Riechvermögen oder schlichter Einsamkeit begründet liegt, ist jedoch noch ungeklärt.
Schreiben Sie uns!