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Aufnahme des Very Large Telescope: Beteigeuze, der tobende Feuerteufel

Der Rote Riese im Sternbild Orion erregt seit Monaten die Gemüter. Nun zeigt eine beeindruckende Teleskopaufnahme, wie stark sich der Stern verändert hat.
Beteigeuze im Dezember 2019

Beteigeuze ist der wohl spannendste Stern, den Menschen derzeit am Nachthimmel beobachten können. Er bildet die linke »Schulter« des Sternbilds Orion, das von Deutschland aus momentan gut sichtbar ist. Doch etwas stimmt nicht mit ihm: Der Rote Riese ist deutlich dunkler als gewöhnlich, seine Helligkeit ist auf 36 Prozent des üblichen Werts eingebrochen, was man mit bloßem Auge erkennen kann.

Wissenschaftler und Medien spekulieren deshalb seit Dezember 2019 darüber, dass Beteigeuze sehr bald in einer Supernova explodieren könnte. Das wäre ein grandioses Spektakel für uns Erdbewohner. Wahrscheinlich wird es bis zum Tod des Riesen jedoch noch zehntausende Jahre dauern, wie eine sorgfältige Abwägung aller bekannten Informationen zeigt.

Aber schon jetzt sind offenbar mächtige Prozesse im Gang, die das Aussehen des Sterns spektakulär verändern. Das zeigt eine aktuelle Aufnahme des Very Large Telescope in Chile, welche die Europäische Südsternwarte ESO am Freitagmittag veröffentlicht hat. Auf dem Bild ist deutlich zu sehen, dass die eine Hälfte von Beteigeuze momentan deutlich dunkler ist. Vor einem Jahr, als das VLT zuletzt ein Bild machte, erschien der orangefarbene Stern hingegen noch als einheitliche Scheibe.

Beteigeuze im Januar und Dezember 2019 | Die eine Seite des Roten Riesen hat sich deutlich verdunkelt, wie diese Aufnahmen mit dem Hochleistungsinstrument SPHERE am Very Large Telescope in Chile zeigen.

Erklären lasse sich die Abdunkelung vermutlich durch eines von zwei Szenarien, heißt es in einer Pressemitteilung der ESO: Entweder hat sich die Sternoberfläche in manchen Regionen ungewöhnlich stark abgekühlt. Oder der Rote Riese hat jüngst einen mächtigen Materieauswurf ins All geschleudert, der nun einen Teil der Strahlung abfängt.

Generell unterscheidet sich der 700 Lichtjahre entfernte Beteigeuze deutlich von unserer Sonne. Er hat ein milliardenfach größeres Volumen, in unserem Sonnensystem würde er fast bis zur Bahn des Jupiters reichen. Da der Riese aber nur 20-mal so viel Masse wie unsere Sonne hat, ist das heiße Gas sehr viel dünner verteilt. Aus seinem Inneren steigen vermutlich immer wieder riesige Blasen unterschiedlich heißer Materie an die Oberfläche – und lassen diese je nach Temperatur mal heller und mal dunkler erscheinen.

Auf Beteigeuzes ungestümes Wesen deutet auch eine Infrarotlicht-Aufnahme hin, die ein anderes ans VLT angeschlossenes Instrument gemacht hat. Sie zeigt Beteigeuze als tobenden Feuerteufel, an dessen Oberfläche es hoch hergeht. Ob er je wieder zur Ruhe kommt oder bis zu seinem Kollaps so weitermacht, ist unklar. Fest steht jedoch: Astronomen werden ihn von nun an minutiös beobachten und alle Veränderungen genau protokollieren.

Beteigeuze im Infrarotlicht | Die Aufnahme entstand mit dem VISIR-Instrument am Very Large Telescope, ebenfalls im Dezember 2019.

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