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News: Biologische Schädlingsbekämpfung bedroht Nachtfalter

Wenn fremde Arten in andere Regionen vordringen oder in der biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden, kann das für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt fatale Folgen haben. So auch für den Cecropiaspinner: Nordamerikas größter und auffallendster Nachtfalter wird durch eine Fliegenart bedroht, die ursprünglich eingeführt wurde, um den Schwammspinner zu bekämpfen.
Mit einer Flügelspannweite von bis zu 15 Zentimetern ist der Cecropiaspinner (Hyalophora cecropia) Nordamerikas größter Nachtfalter. Zusammen mit anderen Arten aus der Familie der Seidenspinner kommt er in den Wäldern der östlichen und zentralen Vereinigten Staaten vor. Noch zu Anfang des Jahrhunderts sammelten die Menschen die Kokons der Cecropiaspinner, um sie zu Hause beim Schlüpfen zu beobachten. Heutzutage haben Entomologen Probleme, überhaupt Seidenspinner im Nordosten der USA zu finden. Mindestens vier Arten der Seidenspinner gelten in Massachusetts bereits als bedroht.

Wie George Boettner von der University of Massachusetts in Amherst und seine Kollegen vermuten, könnte an dem Rückgang der Cecropiaspinner eine europäische Fliegenart schuld sein. Diese zu den Raupenfliegen gehörende Art (Compsilura concinnata) wurde in die USA eingeführt, um den ebenfalls aus Europa stammenden Schwammspinner (Lymantria dispar) zu bekämpfen, der seit 1869 große Schäden in amerikanischen Laubwäldern verursacht. Die Raupenfliege diente bis zum Jahre 1986 in 30 Bundesstaaten zur biologischen Bekämpfung der Schwammspinner. Aber sie tötet nicht nur die Schwammspinner, sondern greift mindestens 180 andere Insektenarten an, berichtet George Boettner in Conservation Biology vom Dezember 2000. Schon im Jahre 1919 stellten Wissenschaftler fest, dass eine andere Schmetterlingsart, die Prometheusmotte (Callosamia promethea) in jenen Gegenden selten wurde, in denen die Raupenfliege in der biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt worden waren.

Um ihre Hypothese zu testen, ließ das Forscherteam unterschiedliche Mengen von Raupen der Prometheusmotte frei. Die Anzahl der Raupen variierte zwischen einem und 100 Tieren pro Baum. Die Raupenfliege tötete zwischen 52 und 100 Prozent der ausgesetzten Raupen. In einem weiteren Versuch setzten die Wissenschaftler je fünf Raupen des Cecropiaspinners an unterschiedlichen Plätzen im Cadwell Memorial Forest in Massachusetts aus. Nach einer Woche sammelten sie die Raupen wieder ein und beobachteten sie im Labor. Dabei stellten sie fest, dass 81 Prozent von der Fliege befallen waren und starben. "Eine solch hohe Sterblichkeitsrate ist ein Alarmsignal", sagt George Boettner und fügt hinzu, dass es unklug ist, ein parasitisches Insekt mit einem derart breiten Wirtsspektrum freizusetzen.

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