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Astronomie: Blick in die galaktische Frühzeit

Kugelsternhaufen M22
Terzan 5 im nahen Infrarot | Diese Nahinfrarotaufnahme des einem Kugelsternhaufen ähnlichen Systems Terzan 5 entstand mit der Kamera MAD am "Very Large Telescope" der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile.
In Kugelsternhaufen ballen sich Millionen von Sternen auf engstem Raum. Die Milchstraße beherbergt etwa 150 solche Ansammlungen, die um ihr Zentrum kreisen wie Planeten um die Sonne. Man vermutet, dass sie in der Frühzeit der Galaxis aus einer einzigen Gas- und Staubwolke entstanden sind; denn die Sterne darin haben fast alle das gleiche sehr hohe Alter. Allerdings fällt, wie bisher schon bekannt war, der größte solche Haufen namens Omega Centauri aus dem Rahmen: Er enthält Sternpopulationen, die sich in Alter und Zusammensetzung unterscheiden. Astronomen sehen in ihm deshalb den Überrest einer von der Milchstraße verschluckten Zwerggalaxie.

Nun zeigt sich, dass das kein Einzelfall ist. So handelt es sich bei Terzan 5 offenbar auch um das Relikt einer Zwerggalaxie. Das einem Kugelsternhaufen ähnliche System befindet sich in der Bulge genannten Verdickung im Zentrum unserer Galaxie, wo der interstellare Staub so dicht ist, dass sich nur schwer genaue Messungen durchführen lassen.
Die Sternansammlung Messier 22 | Der drittgrößte Kugelsternhaufen M22 ist wie Omega Centauri wahrscheinlich der übrig gebliebene Kern einer schwereren Zwerggalaxie, die von unserem Milchstraßensystem verschluckt wurde.
Trotzdem konnten Francesco Ferraro von der Universität Bologna und Kollegen in Terzan 5 nun zwei getrennte Stern-Populationen ausmachen, die unterschiedlich alt sind und verschiedene Zusammensetzungen haben, was einen gemeinsamen Ursprung ausschließt.

Außerdem fanden Forscher um Jae-Woo Lee von der Sejong University im koreanischen Seoul, als sie Messungen an 37 Kugelsternhaufen vornahmen, bei sieben davon unerwartet große Mengen an Kalzium und anderen schweren Elementen, die von einer Supernova-Explosion stammen müssen: Sie wurden beim Kollaps des Vorläufersterns gebildet und davongeschleudert. Solche Auswürfe können jedoch nur von Systemen festgehalten werden, die schwerer sind als Kugelsternhaufen –  beispielsweise Zwerggalaxien.

Julia Eder

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