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News: Doch nicht so eintönig

Hotspots heißen die schützenswerten Areale auf der Erde, bei denen sich auf engstem Raum viele verschiedene Arten tummeln. Vor allem die tropischen Regenwälder und Korallenriffe sind bekannt für ihre bedrohte Biodiversität. Doch auch das vermeintlich eintönige Freiwasser der Hochsee birgt Hotspots.
Hotspots
Rotes Meer, Malediven, Great Barrier Reef – jedem Sporttaucher leuchten die Augen bei diesen Namen. Die Korallenriffe der Tropen genießen nicht ohne Grund ihren Ruf als wahre Tauchparadiese: Wer in das kristallklare Wasser hinabsteigt, wird belohnt von einer Farb- und Formenvielfalt, die schier unfassbar ist. Auf engstem Raum tummeln sich hier zahlreiche Arten, deren Vielfalt den Vergleich mit tropischen Regenwäldern nicht zu scheuen braucht.

Wie anders dagegen das Freiwasser auf hoher See. In den nährstoffarmen Gebieten der Tropen und Subtropen herrscht vor allem eine Farbe vor: blau, die "Wüstenfarbe" des Meeres. Von gelegentlich vorbeiziehenden Fischschwärmen abgesehen, bietet die Hochsee dem Taucher nur wenig Spektakuläres. Dabei ist das Freiwasser der Ozeane der mit Abstand größte zusammenhängende Lebensraum der Erde.

Ist die hohe See wirklich so eintönig? Oder finden sich auch hier Bereiche hoher Artendiversität? Solche Hotspots haben Ökologen bereits für das Festland sowie für Korallenriffe rund um den Globus kartiert. Für den Naturschutz sind diese Kartierungen besonders wichtig, zeigen sie doch die Areale der Erde, die aufgrund ihrer Artenvielfalt besonders gut geschützt werden sollten.

Boris Worm, der jetzt am Kieler Institut für Meereskunde forscht, hat nun zusammen mit seinen Kollegen von der kanadischen Dalhousie University, Heike Lotze und Ransom Myers, versucht, derartige Hotspots auch im Freiwasser der Ozeane aufzuspüren. Wertvolle Dienste lieferten dabei den Forschern wissenschaftliche Beobachtungen, mit denen die Langleinen-Fischerei der Hochsee überwacht wird. Bei dieser Fischfangmethode wird eine etliche Kilometer lange Leine mit tausenden von Ködern für Thunfische oder Fächerfische ausgeworfen. Damit sollen die zerstörerischen Auswirkungen durch Hochseetreibnetze vermieden werden, allerdings ist der Beifang auch bei der Langleinen-Fischerei immer noch hoch: Haie, Meeresschildkröten, Seevögel und marine Säuger finden hier häufig ihr Ende.

Da die Fänge und die Beifänge von amerikanischen und australischen Behörden registriert werden, stand den Forschern ein umfangreiches Datenmaterial für den Nordwest-Atlantik, die Region um Hawaii sowie die Gewässer um Australien für die Jahre 1991 bis 2000 zur Verfügung.

Und das Ergebnis: Auch auf hoher See zeigen sich Hotspots, also Regionen, die durch eine besonders große Artenvielfalt gekennzeichnet sind. Sie befinden sich einerseits in der Nähe von Korallenriffen, also dort, wo Meeresbiologen bereits Hotspots ausgemacht haben. Andererseits häufen sie sich in den mittleren Breiten zwischen 20 und 30 Grad, bei denen sich das Wasser aus den Tropen und den gemäßigten Zonen mischt. Regionale Strömungen liefern nährstoffreiches Wasser, bei Temperaturen zwischen 20 und 26 Grad Celsius fühlen sich hier Arten sowohl aus den Tropen als auch aus gemäßigten Regionen wohl.

Damit zeigt sich das Freiwasser der Ozeane längst nicht als riesiger eintöniger Raum, sondern als hochstrukturiertes Ökosystem mit Regionen unterschiedlichster Diversität. Die Forderungen der Forscher sind klar: Nicht nur Korallenriffe, sondern auch die Hotspots des Freiwassers brauchen strengen Schutz, damit die Artenvielfalt der Meere bewahrt bleibt.

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