Genetik: Dumme Mäuse schaffen sich ab

© MPI für molekulare Zellbiologie und Genetik (Ausschnitt)
© Bild: MPI für molekulare Zellbiologie und Genetik (Ausschnitt)
Hodenquerschnitte von Mäusen | Bei einer zehn Wochen alten Maus mit funktionierendem ASPM-Gen (links) sind die Hodenkanälchen voll ausgereift und enthalten ausreichend Zellen, die Spermien produzieren (rot gefärbt). Ein genetisch verändertes Tier, bei dem dieses Gen nicht mehr voll funktionsfähig ist, hat dagegen stark verkleinerte Hoden mit deutlich weniger Kanälchen (rechts).
Auf dieses überraschende Ergebnis führten Untersuchungen zu einer schweren Erbkrankheit beim Menschen: der Mikrozephalie. Bei den Betroffenen sind Kopf und Gehirn deutlich verkleinert, was mit einer geistigen Behinderung einhergeht. Zu den möglichen Ursachen zählt eine Mutation in einem Gen namens ASPM (kurz für abnormal spindle-like microencephaly-associated). Um seine Rolle genauer zu untersuchen, wollten Pulvers und seine Kollegen Mäuse züchten, bei denen dieses Gen defekt war. Doch das stellte sich als unerwartet schwierig heraus. Mäuseweibchen mit dem Defekt hatten weniger Schwangerschaften und kleinere Würfe. Der Samen der Männchen enthielt nur ein Zehntel der normalen Spermienzahl. Eierstöcke und Hoden waren teilweise drastisch verkleinert.
Sofern ASPM beim Menschen die gleiche Doppelrolle für Gehirnwachstum und Fruchtbarkeit spielt, wirft das interessante Fragen auf. Tatsächlich hat sich dieses Gen im Laufe der menschlichen Evolution besonders stark verändert. Bisher vermuteten Biologen dahinter einen Selektionsdruck zugunsten eines größeren Gehirns. Nun scheint aber denkbar, dass eine höhere Fruchtbarkeit der eigentliche Grund für die außergewöhnliche Mutationsrate war. Das größere Gehirn samt den neuen intellektuellen Fähigkeiten, die es vermittelte, entwickelte sich vielleicht nur als Nebeneffekt.
Quelle: Max-Planck-Gesellschaft
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben