Direkt zum Inhalt

Astronomie: Eiskalter Planet umkreist Sternleiche

Alle bisher entdeckten Planeten kreisen um hell lodernde Sterne. Nun ist ein Exemplar aufgetaucht, das eine gänzlich andere Sonne zu haben scheint.
Weißer Zwerg (künstlerische Animation)

In rund fünf Milliarden Jahren wird unserer Sonne der Saft ausgehen. Sie hat dann sämtlichen Wasserstoff in ihrem Inneren zu Helium verschmolzen und bläht sich zu einem Roten Riesen auf, der Merkur, Venus und wahrscheinlich auch die Erde verschlingt. Doch der Gigantismus währt nicht ewig: Hat die Sonne auch alles Helium verbrannt, fällt sie zu einer milchig schimmernden Kugel zusammen, in der keine Kernfusion mehr stattfindet, einem Weißen Zwerg.

Was während des Todeskampfes mit den äußeren Planeten des Sonnensystems passiert, ist unklar. In einem der denkbaren Szenarien überstehen Mars, Jupiter und Konsorten die Rote-Riesen-Phase und kreisen weiterhin um die (dann ausgebrannte) Sonne. Bislang können Experten jedoch nur auf Basis von Simulationen schätzen, wie wahrscheinlich dieser Ausgang ist und wie es den Planeten dabei ergeht. In anderen Sternsystemen sind Astronomen im Orbit von Weißen Zwergen bisher vor allem auf Trümmerfelder gestoßen. Sie fanden zwar vereinzelt auch Hinweise auf Planeten, doch wirklich stichhaltig waren diese offenbar nicht.

Ein Forscherteam um Andrew Vanderburg von der University of Wisconsin-Madison will nun jedenfalls belastbarere Indizien aufgespürt haben: In einem 82 Lichtjahre entfernten Sternsystem werde ein Weißer Zwerg mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem jupiterähnlichen Gasplaneten umrundet, schreiben die Astronomen im Fachmagazin »Nature«. Auf diesen Begleiter deuten unter anderem Daten des Exoplaneten-Teleskops TESS hin, das bei einer großen Zahl von Sternen nach winzigen Helligkeitsschwankungen Ausschau hält. Diese würde man erwarten, wenn ein Planet direkt vor dem Stern vorüberzieht und dabei einen Teil des Sternlichts abfängt.

Bei dem Weißen Zwerg WD 1856+534 ist tatsächlich solch ein Signal zu sehen – alle eineinhalb Tage sinkt seine Helligkeit für acht Minuten um rund die Hälfte. Dafür könnte den Forschern zufolge einerseits ein Brauner Zwerg verantwortlich sein – eine Klasse von Stern, die nicht schwer genug ist, um die Kernfusion zu zünden, und die Weiße Zwerge manchmal umrundet. Oder eben ein großer Gasplanet auf einer sehr engen Bahn, der auf bis zu minus 110 Grad Celsius abgekühlt ist.

Sollte es sich um einen Planeten handeln, wäre dieser wahrscheinlich weit nach innen gewandert, nachdem sich sein Mutterstern zum Roten Riesen aufplusterte und wieder zusammengefallen ist. Simulationen zeigen, dass Planeten während dieser Phase teils auf stark elliptische Bahnen geraten und sich dabei leicht gegenseitig in die Quere kommen. Mitunter wird einer von ihnen dabei in Richtung Weißer Zwerg katapultiert und kann sich dort in unmittelbarer Nähe in einen stabilen Orbit retten. Ob das bei dem Planetenkandidaten »WD 1856 b« wirklich der Fall ist, müssen weitere Beobachtungen zeigen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.