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Überraschende Beobachtung: Erdatmosphäre reicht bis zum Mond

1972 beobachteten Apollo-Astronauten einen ultravioletten Lichthof rund um die Erde. Nun stellt sich heraus, dass er viel weiter ins All reicht als gedacht.
Blick auf die Erde

Auf Basis alter Messdaten haben Wissenschaftler ermittelt, wie weit die Erdatmosphäre ins Weltall reicht. Das Ergebnis ist überraschend, berichtet das Team um Igor Baliukin vom Space Research Institute in Moskau: Noch in einem Abstand von 630 000 Kilometern könne man Wasserstoffatome aus der Lufthülle der Erde nachweisen, also in der 1,6-fachen Distanz des Mondes.

Nach Überzeugung der Forscher gehören die Atome zur so genannten Geokorona, dem äußersten Bereich der Erdatmosphäre. Den Forschern zufolge driften in ihr nur noch wenige Atome durchs All: In einer Höhe von 60 000 Kilometern sind es 70 Atome pro Kubikzentimeter, auf Höhe der Mondumlaufbahn nur noch 0,2.

SOHOs Blick auf die Erde | Vom Lagrange-Punkt L1 in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung kann die Sonde bequem die Erde und ihr Umfeld fotografieren.

Die Teilchen sind dennoch nachweisbar, da sie ultraviolette Strahlung aus der Sonne absorbieren und diese kurz darauf wieder abgeben. Entsprechend taucht die Geokorona auf manchen UV-Aufnahmen der Erde als diffuser Lichthof auf. Tatsächlich beobachteten bereits Astronauten von Apollo 16 im Jahr 1972 den Effekt, allerdings ohne zu wissen, dass sie sich selbst noch in der Geokorona befinden.

Baliukin und seine Kollegen haben das Ausmaß der äußeren Erdatmosphäre nun mit Messdaten des SOHO-Satelliten abgeschätzt. Er schwebt seit 23 Jahren nahe dem Lagrange-Punkt L1 und kann von dort aus hin und wieder die Erde und ihr kosmisches Umfeld im UV-Licht fotografieren.

Geokorona | Dieses Bild machten Apollo-Astronauten im Jahr 1972. Darauf ist klar ein diffuser Lichthof rund um die Erde zu erkennen: Es sind Wasserstoffatome, die UV-Strahlung der Sonne abgeben.

Drei Aufnahmen aus den Jahren 1996 bis 1998 zeigten deutlich, dass die Geokorona weiter ins Weltall reiche als gedacht, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Fachaufsatz. Astronomen sollten das ultraviolette Glimmern bei künftigen Beobachtungen stärker berücksichtigen, mahnt das russische Team, sonst könne es Aufnahmen aus dem Weltall verfälschen.

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