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Klimawandel: Globale Erwärmung bedroht Zugvögel regional stark

Trauerschnäpper-Junges | Ein junger Trauerschnäpper, kurz vor Verlassen des Nestes – womöglich mit knurrendem Magen, da das Raupenangebot in seiner Nestlingszeit mager gewesen sein könnte
In manchen Regionen der Niederlande ging der Bestand an Trauerschnäppern (Ficedula hypoleuca) in den letzten zwei Jahrzehnten um etwa 90 Prozent zurück. Verantwortlich dafür ist, dass die Zugvögel zu wenig Futter für ihre Sprösslinge finden. Auf Grund der Klimaerwärmung schlüpfen die notwendigen Raupen deutlich früher – und obwohl die Trauerschnäpper auch ihre Brutsaison zeitiger einleiten, sind sie immer noch zu spät dran.

Männchen | Ein Trauerschnäpper-Männchen: Die Zugvögel finden in manchen Regionen nicht mehr genug Futter für ihre Nachkommen, weil das Hauptangebot an Raupen sich durch die Klimaerwärmung nach vorn verschoben hat. Auch die Vögel brüten daher inzwischen frühzeitiger, doch nicht früh genug.
Im Jahr 2001 hatten die Forscher um Christiaan Both und Marcel Visser von der Universität Groningen und dem Niederländischen Institut für Ökologie nachgewiesen, dass Trauerschnäpper inzwischen durchschnittlich zehn Tage früher brüten, da auch das Hauptfutter für den Nachwuchs – Raupen – inzwischen früher sein Maximum erreicht. Da die Tiere ihren Abflugtermin aus dem Winterquartier in Westafrika jedoch nicht verändert haben, geraten sie unter erheblichen Zeitdruck. Außerdem verschob sich das Hauptangebot an Raupen im Schnitt um 16 Tage nach vorn. Damit entkoppelte sich der früher bestehende Peak im Futterangebot und die Aufzucht der Nestlinge, und die Versorgung wird knapp.

Weibchen | Ein Trauerschnäpper-Weibchen auf dem Nest: In manchen Regionen der Niederlande brach der Bestand in den letzten zwei Jahrzehnten um etwa 90 Prozent ein, weil nicht mehr genug Futter für die Jungen da war.
Nun analysierten die Wissenschaftler, wie stark sich auseinander strebende Brutzeiten und Futterangebot auf einzelne Populationen auswirken können. In Waldstücken mit sehr früher Raupenhöchstmenge brach der Trauerschnäpperbestand demnach um bis zu 90 Prozent ein. In Arealen, in denen die Raupen erst später ihr Maximum erreichten und damit für die Vögel mehr Futter zur Verfügung stand, sanken die Zahlen dagegen nur um ein Zehntel. Standvögel oder Kurzstreckenzieher konnten sich dagegen erheblich besser an die verschobenen Futterangebotszeiten anpassen.

Ähnliche Beobachtungen melden ebenso Forscher aus Großbritannien. Der Klimawandel stellt damit insbesondere für Zugvögel ein womöglich größeres Problem dar, als bislang vermutet, und könnte den allgemein zu beobachtenden Rückgang von Langstreckenziehern noch verschärfen, mahnen die Forscher.

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