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Ursus arctos: Grizzlybären laufen ungern bergauf

Echte Naturburschen sind Grizzlybären. Und doch fühlen sich die Petze auf gut passierbaren Wanderwegen wohler als an steilen Hängen. Warum, ist nun bekannt.
Grizzlybär auf einem Wanderweg im Yellowstone-Nationalpark.

Wenn es darum geht, die Landschaft zu durchstreifen, scheinen Grizzlybären (Ursus arctos) und Menschen eines gemeinsam zu haben: Sie bevorzugen eher flache Pfade, um sich möglichst energieeffizient fortzubewegen. Zu diesem Schluss kommt ein Team um Anthony Carnahan von der Washington State University. Die Forscher wollten wissen, welche Jagdstrategien die Bären verfolgen und wie sie die Landschaft durchstreifen – um letztlich herauszufinden, warum sich in den USA immer wieder Menschen und Grizzlybären über den Wanderweg laufen.

Wie Carnahan und sein Team im Fachmagazin »Journal of Experimental Biology« beschreiben, haben sie dafür den Energieverbrauch der Bären in einem Experiment gemessen und mit dem Verhalten in freier Natur verglichen. Die Forscher ließen jeweils neun Bären auf einem Laufband für Pferde marschieren. Über die spezielle Treadmill stülpten sie einen Stahlgerüst mit transparenten Plastikplanen, in dem sie den Sauerstoffverbrauch der Tiere gemessen haben, um daraus den Kalorienverbrauch abzuleiten. Im Lauf des Experiments bockten die Forscher das Laufband jeweils am vorderen und hinteren Ende auf. Damit die Bären kontinuierlich weitertrabten, fütterten Carnahan und sein Team die Tiere mit Apfelstücken.

Laufen für die Wissenschaft | Ein weiblicher Grizzlybär marschiert auf dem Laufband. Durch das Plastikgehäuse reicht ein Forscher Apfelstücke.

Wenig überraschend war: Sobald die Grizzlys bergauf laufen mussten, verbrauchten sie die meiste Energie. Weniger jedoch, wenn das Laufband eine Strecke bergab simulierte; und noch weniger, wenn sie sich rasch bergab bewegten. Besonders energieeffizient bewegten sich die Bären bei zirka 4,3 Kilometer die Stunde auf horizontaler Fläche fort. Der Energieverbrauch, also Kilojoule bei Meter pro Sekunde, ähnelt dem des Menschen, liegt laut den Forschern aber um 46 Prozent höher als etwa bei Huftieren.

Die Forschergruppe verglich ihre Messergebnisse mit Daten von GPS-überwachten Grizzlybären im Yellowstone-Nationalpark. Die zeigen, dass die Tiere in der Natur offenbar steile Passagen meiden und sich in Gebieten mit weniger als zehn Prozent Gefälle am häufigsten herumtreiben. Sie bewegen sich also vor allem in flacheren Geländeabschnitten oder entlang von Hängen. Und laufen dann auch langsamer, nur 2,2 Kilometer die Stunde.

Die Petze sind Gelegenheitsfresser

Grizzlybären durchstreifen die Landschaft und fressen, wenn sich ihnen die Gelegenheit bietet. Die Allesfresser verdauen Gräser, Wurzeln und Beeren, ebenso Fleisch und Fisch. »Weil Umherwandern und Sammeln zur selben Zeit geschehen und die Grizzlybären die Spitze der Nahrungskette besetzen, brauchen sie sich auch nicht besonders schnell fortzubewegen, auch um sich nicht selbst gegenüber anderen Raubtieren zu zeigen«, schreiben die Forscher in ihrer Studie.

Carnahan und seine Gruppe sind nach ihrem Experiment nicht überrascht, dass Menschen beim Wandern immer wieder Bären begegnen. »Unsere Studie hilft zu erklären, warum Bären dieselben Arten von Terrain nutzen wie wir«, sagt Carnahan laut einer Pressemitteilung des »Journal of Experimental Biology«. »Es sollte also keine Überraschung sein, einen Bär auf ›unseren‹ Wanderwegen zu sehen.« Denn offenbar bewegen sich die Tiere am effizientesten in einem Gelände, das der US National Park Service als geeignetes Terrain für Wanderpfade empfiehlt.

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