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Wälder: Kein sprunghafter Anstieg bei Holzernte in Europa

Einer Studie von 2020 zufolge soll in europäischen Wäldern in den vergangenen Jahren deutlich mehr Holz geerntet worden sein. Nun sagen Forscher: Die Ergebnisse waren falsch.
Wo der Borkenkäfer zuschlägt

Der Holzeinschlag ist in den vergangenen Jahren in Europa offenbar nicht so massiv angestiegen wie Studiendaten zunächst suggeriert hatten. Das berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter Beteiligung der Technischen Universität München im Fachmagazin »Nature«. Die Forschungsgruppe nimmt in ihrer Arbeit Bezug auf eine frühere Untersuchung aus dem Jahr 2020, die ebenfalls in »Nature« erschienen war. Deren Ergebnissen zufolge nahm die Holzerntefläche zwischen 2016 und 2018 um fast 50 Prozent zu im Vergleich zu den Jahren 2011 bis 2015. Der Verlust an Biomasse stieg sogar um 69 Prozent. Die Münchner Experten kommen nun zu dem Schluss: Die Waldernte hat in den vergangenen Jahren tatsächlich zugenommen – aber lediglich um sechs Prozent.

Die Studie aus dem Jahr 2020 hatte von Anfang an für Diskussionsstoff unter Forschern gesorgt. Die Autoren von der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Kommission hatten damals anhand von Satellitendaten ermittelt, dass sich der Waldverlust zuletzt massiv gesteigert habe. Als Ursache dafür machte das Team vor allem den wachsenden Holzbedarf verantwortlich.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 13 europäischen Ländern haben diesen Befund nun in Frage gestellt. Ihre Daten deuten darauf hin, dass den GFS-Forschern methodische Fehler unterliefen. So ließen sich Waldveränderungen während des Bewertungszeitraums etwa deutlich besser aus den Satellitendaten ablesen als noch zu früheren Zeitpunkten. Zudem schrieben die Autoren fälschlicherweise Waldveränderungen der Holzernte zu, die eigentlich durch natürliche Störungen ausgelöst wurden. Diese setzten den Wäldern tatsächlich immer mehr zu.

»Natürliche Störungen in Europas Wäldern nehmen stark zu«, erklärt Rupert Seidl, Professor für Ökosystemdynamik und Waldmanagement von der Technischen Universität München in einer Pressemitteilung der Universität. »Dieser Trend hält schon seit mehreren Jahrzehnten an, hat sich aber gerade in den letzten Jahren, für welche die Studie der GFS einen abrupten Anstieg in der Holzernte konstatiert, nochmals deutlich beschleunigt. Verantwortlich dafür sind vor allem Dürre sowie eine damit in Verbindung stehende massive Entwicklung der Borkenkäferpopulationen – Prozesse, die in der GFS Studie nicht ausreichend berücksichtigt wurden.«

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