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Klimawandel: Donauwasser soll Neusiedler See retten

Österreichs größtes Gewässer braucht einen Wasseranschluss. Weil Regenfälle ausbleiben, soll der Steppensee mit Donauwasser vor dem Austrocknen bewahrt werden.
Podersdorf am Neusiedler See
Das Ufer bei Podersdorf am Neusiedler See ließ schon im April einen niedrigen Wasserstand erkennen. Ausbleibende Niederschläge drohen den See künftig im Sommer austrocknen zu lassen.

Der Neusiedler See, Österreichs größtes Gewässer, soll vor dem möglichen Austrocknen bewahrt werden. Geplant ist, Wasser aus der Donau über eine 40 Kilometer lange Leitung an den See an der österreichisch-ungarischen Grenze zu führen und dort in das Gewässer einzuspeisen. Entsprechende Pläne hat das Burgenland laut Deutscher Presse-Agentur (dpa). »Wir wollen mit allen Mitteln verhindern, dass der See austrocknet«, sagt Christian Sailer von der »Task Force Neusiedler See«.

Der Neusiedler See zählt, wie auch der Plattensee in Ungarn, zu den wenigen Steppenseen Europas. Er ist 36 Kilometer lang und bis zu 14 Kilometer breit, wobei seine tatsächliche Ausdehnung stark von der Pegelhöhe abhängt. Die aktuelle Tiefe beträgt an den meisten Stellen etwas mehr als einen Meter, einige Zentimeter mehr als im niederschlagsarmen Sommer 2022. Seine maximale Tiefe liegt auch bei winterlichem Höchststand nur bei gerade einmal zwei Metern.

Wie es für Steppenseen charakteristisch ist, stammt sein Wasser fast ausschließlich von Niederschlägen im direkten Umfeld des Sees. Nur 20 Prozent des Wassers gelangen über kleinere Zuflüsse in das Gewässer. Einen Grundwasserzufluss gibt es ebenso wenig wie einen Abfluss.

Bereits in der Vergangenheit ist der See in Jahren außergewöhnlicher Dürre immer wieder einmal trockengefallen. Inzwischen allerdings drohen geringe Niederschlagsmengen, insbesondere im Winter, zum neuen Normalfall zu werden, wobei Fachleute den Klimawandel dafür verantwortlich machen. Mit Hilfe der Zuleitung aus der Donau könnte die Abhängigkeit des touristisch bedeutsamen Sees von den Regenfällen reduziert werden, laut Sailer auf nur noch 70 statt wie bisher 80 Prozent.

Wasser aus Niederösterreich

Demnach soll durchschnittlich ein Kubikmeter Wasser pro Sekunde in den See geleitet werden, was ungefähr 33 Millionen Kubikmetern pro Jahr entsprechen und dem See zehn bis zwölf Zentimeter mehr Wasserstand bringen würde. »Wir wollen den See nicht aufblasen auf ein Optimum. Wir wollen schauen, dass er nicht austrocknet. Mehr werden wir nicht schaffen«, sagte Sailer der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

Wo das Wasser der Donau abgezapft wird, steht allerdings noch nicht fest. Laut APA forciert das Burgenland derzeit eine Lösung mit Niederösterreich, bei der das Wasser an der Grenze zur Slowakei bei Hainburg (Bezirk Bruck an der Leitha) aus der Donau entnommen werden soll. Eine Zuleitung aus der ungarischen Moson-Donau liege hingegen mehr oder weniger auf Eis, weil es in Ungarn an der Finanzierung fehle.

Eine Naturverträglichkeitsprüfung und eine Umweltverträglichkeitsprüfung stehen ohnehin noch aus. Umweltschützer fürchten durch das Fremdwasser unter anderem zusätzliche Schlamm- und Algenbildung in dem See, dessen Grund heute größtenteils aus Sand oder Schotter besteht.

Der Neusiedler See entstand vor rund 13 000 Jahren und liegt heute in der »Kulturlandschaft Fertő/Neusiedler See«, einem grenzübergreifenden UNESCO-Welterbe, das auch den österreichischen Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel einschließt. Ein weiterer Steppensee der Region, der Zicksee, ist in diesem und dem vergangenen Sommer bereits komplett ausgetrocknet.

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