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Astronomie: Koala und Kuh – eine neue Klasse kosmischer Explosionen

Ihre Spitznamen klingen niedlich. Doch bei den schnellen blauen optischen Transienten »Kuh« und »Koala« handelt es sich um kosmische Bestien. Die dritte im Bunde: CSS161010.
FBOT steht für »schneller blauer optischer Transient«.

Vier Jahre ist es her, da erspähten Astronomen zwei außergewöhnlich helle Lichtausbrüche. Der eine entsprang einer Zwerggalaxie, die etwa 500 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Der andere hat seinen Ursprung rund 3,4 Milliarden Lichtjahre weit fort. Heute sind Forscher davon überzeugt: Es handelt sich um schnelle blaue optische Transienten (FBOT), die in Radiowellen und Röntgenstrahlen eingefangen wurden. Und damit um Mitglieder einer noch neuen Klasse kosmischer Explosionen, wie die Forscher im »Astrophysical Journal« und dem Magazin »Astrophysical Journal Letters« berichten.

FBOTs sind noch sehr rätselhafte Ereignisse. Astronomen können die schnellen, energiereichen und kraftvollen Energieausbrüche noch nicht eindeutig einer Quelle zuordnen. In Frage kommen besondere Sternexplosionen, plötzliche Entladungen im Umfeld Schwarzer Löcher oder auch Neutronensterne. Wie der Name schon sagt, verblassen die Transienten sehr schnell – anders als Supernovae, die wochenlang sichtbar sind, vergehen sie binnen weniger Tage. Das ist wohl der Hauptgrund, weshalb Forscher bislang erst drei der Ausbrüche beobachtet haben: ZTF18abvkwla (»The Koala«) und CSS161010 aus dem Jahr 2016 und AT2018COW (»The Cow«) im Jahr 2018.

AT2018COW ist das berühmteste der Ereignisse – es könnte mit einem Schwarzen Loch oder eine Neutronenstern zusammenhängen. Doch der neu identifizierte FBOT CRTS-CSS161010 J045834-081803 – kurz CSS161010 – hat »The Cow« in Geschwindigkeit und Materieausstoß nochmals deutlich übertroffen. Wie die Forscher berichten, hat CSS161010 einen der schnellsten Ausflüsse erzeugt, die je beobachtet wurden. Er habe Gas und Partikel mit mehr als 55 Prozent der Lichtgeschwindigkeit ins All geschleudert. »Es dauerte fast zwei Jahre, bis wir herausfanden, was wir sahen, nur weil es so ungewöhnlich war«, sagt Raffaella Margutti, eine Mitautorin der Studie.

Was aussah wie ein Fehler, war eine Entdeckung

Anna Ho wiederum hat sich genauer mit ZTF18abvkwla befasst. Auch sie war überrascht. Sie habe zwar sofort bemerkt, dass die Radioemission des Objekts genauso hell war wie die eines Gammastrahlenausbruchs. Doch »als ich die Daten reduzierte, dachte ich, ich hätte einen Fehler gemacht«, sagt die Astronomin des California Institute of Technology.

FBOTs könnten ähnlich beginnen wie bestimmte Supernovae, vermuten die Teams. Bei ihnen fällt ein Stern, der viel massereicher als die Sonne ist, am Ende seines normalen, durch Kernfusion angetriebenen Lebens in sich zusammen und zündet dadurch eine Explosion. Im weiteren Verlauf scheinen sich FBOTs dann jedoch anders zu entwickeln. Ob das wirklich so ist, werden wohl erst weitere der seltenen Ereignisse zeigen.

Daher gilt es nun – wie könnte es anders sein – mit Hilfe von Teleskopen gezielt mehr FBOTs aufzuspüren, um noch mehr über sie zu erfahren.

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