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News: PAUSe für die Fitness

Blattläuse haben so ihre Vorlieben, was das pflanzliche Zuhause betrifft. Reizt die eine Sippe mehr der Rotklee, macht es sich die andere eher auf Alfalfa-Bohnen gemütlich. Dahinter steckt womöglich ein gelegentlich unterschlüpfender Untermieter.
Blattlaus
Auf den ersten Blick sehen sie alle ziemlich gleich aus, diese kleinen, grünen Sechsbeiner, die so begeistert ihren Stechrüssel in Blattstiele und Blätter bohren und das große Welken auslösen: Blattläuse. Doch sind die winzigen Insekten recht wählerisch, was ihre Futterpflanze angeht. So sitzen in Europa und Nordamerika manche Vertreter der Grünen Erbsenblattlaus Acyrthosiphon pisum nur auf Rotklee (Trifolium pratense), während andere Artgenossen ihren Nachwuchs nur auf Saat-Luzerne (Medicago sativa) großziehen. Der Kindersegen jener zweiten Sippe fällt nach einem ungewollten Umzug auf Rotklee übrigens ausgesprochen mager aus.

In Japan sieht die Pflanzenwelt und damit auch das Fortpflanzungsgeschehen jener Blattläuse ein klein wenig anders aus. Hier laben sie sich vor allem an der Saatwicke (Vicia sativa) und Weißklee (Trifolium repens) und sorgen auch auf beiden für reichlich Nachwuchs. Interessanterweise beherbergen die Insekten aber im Norden des Landes, wo das Angebot an Wicken-Heimstatt rar wird, besonders häufig einen bakteriellen Untermieter, der zum Überleben nicht gebraucht wird. Und in Regionen mit beiden pflanzlichen Wohnraumangeboten fand sich dieser pea aphid U-type Symbiont oder lesbarer abgekürzt PAUS eindeutig häufiger im Klee-Revier.

Sollte PAUS also eine Rolle bei der Wirtswahl spielen? Wissenschaftler um Tsutomu Tsuchida vom National Institute of Advanced Industrial Sciences and Technology in Tsukuba züchteten genetisch identische Lausstämme, die sich nur in der Untermieter-Zusammensetzung unterschieden: Mit dem Antibiotikum Ampicillin radierten sie bei manchen ausgewachsenen Läusen die PAUS-Besiedlung aus. Dann setzten sie die Tiere zusammen mit Kontrollnachbarn samt PAUS-Mitbewohner auf die unterschiedlichen Wirtspflanzen.

Und siehe da: Während sich der Nachwuchssegen auf den Wicken nicht unterschied, füllte sich die Kinderstube bei den PAUS-beraubten Exemplaren auf Weißklee nur zur Hälfte. Als die Forscher aber den mit Nachwuchssorgen geplagten Läusen wieder ihre fakultativen Untermieter injizierten, schnellte auch die Geburtenrate wieder auf die alte Höhe.

Übrigens handelt es sich keineswegs um einen rein japanischen Effekt: Einen ähnlichen Fitness fördernden Einfluss von PAUS entdeckten Forscher auch in Kalifornien – hier ebenfalls für Weißklee – und in Frankreich für Rotklee-Besiedler. Vielleicht liegt hinter der wählerischen Futterpflanzenwahl eben doch keine genetische Ursache, wie lange vermutet, sondern schlicht der bessere Fortpflanzungserfolg mit Untermieter. Es wäre schließlich nicht das erste Beispiel, bei dem Bakterien grundlegend in diesen Lebensaspekt ihrer Wirte eingreifen.

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