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News: Ricin

In einer Londoner Wohnung hat eine Anti-Terror-Einheit der britischen Polizei geringe Mengen des hochgiftigen Proteins Ricin gefunden. Die Substanz aus den Samen der Rizinuspflanze wirkt bereits in winzigen Konzentrationen tödlich.
Rizinussamen
Ricin ist ein Protein in den Samen der Ricinus-Pflanze (Ricinus communis). Es gehört zur Gruppe der Lectine und ist aus zwei Polypeptidketten aufgebaut, die über Disulfidbrücken miteinander verknüpft sind. Während die eine Kette an die Oberfläche von Zellen bindet, hemmt die andere Kette die Proteinsynthese.

Zu den Folgen einer akuten Vergiftung gehören Magen- und Darmentzündungen mit inneren Blutungen, Nierenentzündung, Zerstörung der roten Blutkörperchen und Schädigung der Leber. Dabei ist die Substanz hochwirksam: Bereits 0,02 Milligramm Ricin pro Kilogramm Körpergewicht – das entspricht wenigen, bei Kindern sogar einzelnen Samen – wirken bei Verschlucken tödlich. Zum Vergleich: Die tödliche Dosis für Strychnin liegt bei 500 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, das ist die 25 000fache Menge.

Aufgrund der hohen Toxizität gilt das Protein als potenzieller Kampfstoff. Andererseits kann es das Wachstum von Tumoren hemmen, weshalb Forscher versuchen, die Substanz in einer ungefährlichen Variante einzusetzen. Bei Rizinusöl braucht man sich bezüglich Giftigkeit hingegen keine Gedanken machen: Hier ist das Protein, da es fettunlöslich ist, nicht enthalten.

Ricin sorgte bereits vor Jahren einmal für Schlagzeilen: Es soll 1978 dafür benutzt worden sein, den bulgarischen Dissidenten Georgi Markov zu töten, indem er mit einem vergifteten Regenschirm auf der Waterloo Bridge gestochen wurde.

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