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Ostafrika: Somalia ruft Notstand wegen Heuschrecken aus

Seit Anfang des Jahres fallen große Schwärme von Heuschrecken über Ostafrika her. Die Lage wird immer gravierender, besonders in Kenia, Äthiopien und Somalia. Das Land am Horn von Afrika hat jetzt den Notstand ausgerufen.
Afrikanische Wüstenheuschrecken der Art Schistocerca gregaria beim Fressen

Riesige Heuschreckenschwärme suchen seit Beginn des Jahres Ostafrika heim. Die Tiere haben bereits zahlreiche Felder und Flächen abgegrast, nun droht den Ländern am Horn von Afrika eine verheerende Hungerkatastrophe. Besonders hart trifft es Somalia. Wie die »Tagesschau« berichtet, hat das Land am Wochenende den Notstand ausgerufen. Somalia leidet ohnehin immer wieder unter Anschlägen und Piraterie, nun drohe sich durch die Heuschreckenplage auch die bestehende Hungerproblematik auszudehnen, heißt es in dem Beitrag.

Die Heuschreckenplage hat im Lauf des Januars immer größere Ausmaße angenommen. Allein in Kenia wurde ein Schwarm gesichtet, der 60 Kilometer lang und 40 Kilometer breit sein soll. Mehrere hundert Millionen Insekten dürften in dieser Horde fliegen. Die Tiere gehören zur Art Schistocerca gregaria. Die Wüstenheuschrecke ist laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) das verheerendste Wanderinsekt weltweit. Ein Schwarm von der Größe eines Quadratkilometers mit ausgewachsenen Tieren könne an einem Tag so viel fressen wie 35 000 Menschen. Mildere Schätzungen hat das Intergovernmental Authority on Development veröffentlicht: Die Wanderheuschrecken würden an einem Tag die Nahrung für 2500 Menschen vernichten.

Bei der jetzigen Plage handelt es sich in Äthiopien und Somalia um die schlimmste seit 25 Jahren. In Kenia sei die Lage laut FAO seit 70 Jahren nicht mehr so gravierend gewesen. Zudem drohe die Plage auf andere Länder wie den Südsudan und Uganda überzugehen, Dschibuti und Eritrea sind bereits betroffen.

Woher kommen die vielen Insekten?

Als Ursache für die riesigen Heuschreckenschwärme nennen Experten die Auswirkungen eines Klimaphänomens, des Indischer-Ozean-Dipols (IOD). Die besonderen Bedingungen sind auch für die Buschbrände in Australien mitveranwortlich. Beim IOD handelt es sich um einen geschlossenen Klimakreislauf: Herrschen vor der afrikanischen Küste eher warme Temperaturen auf der Meeresoberfläche, kommt es dort zu vermehrten Niederschlägen – denn die warme Luft steigt auf, und der Luftdruck am Boden bleibt tief. Genau gegenteilige Verhältnisse – und damit große Trockenheit – entstehen dann vor Australien.

Bei nassen und feuchten Bedingungen gedeiht die Wüstenheuschrecke prächtig. Die ungewöhnlich starken Niederschläge in Ostafrika sorgten daher dafür, dass sich derart viele Insekten fortpflanzen und entwickeln konnten.

Um die Plage unter Kontrolle zu bringen, setzen Länder wie Kenia Sprühflugzeuge ein. Sie versuchen, die Schwärme mit Pestiziden zu bekämpfen. Die FAO warnt jedoch, es könnte noch schlimmer werden. Die UN-Experten erwarten, dass im Februar eine neue Generation von Heuschrecken schlüpfen wird; diese werden dann bis April so zahlreich, dass sie in neuen Schwärmen ausfliegen. Der Wind zu der Jahreszeit würde diese aus Kenia nach Äthiopien und Somalia leiten.

Die Heuschreckenschwärme grasen zudem nicht nur Flächen in Ostafrika ab. Wie die FAO berichtet, fallen sie inzwischen auch über Länder entlang der Küsten des Roten Meers her.

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