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Mission »ExoMars«: Europas Marsrover ist in Schwierigkeiten

Die Marsmission ExoMars hat Probleme mit den Fallschirmen: Statt 2020 könnte der europäische Marsrover daher frühestens 2022 starten - es wäre bereits die zweite Verschiebung.
Vision des ExoMars-Rovers

Schon Ende letzter Woche berichteten russische Medien über einen fehlgeschlagenen Fallschirmtest der Mission ExoMars 2020. Die Sonde soll kommendes Jahr zum Roten Planeten starten und dort erstmals einen europäischen Rover absetzen. Nun hat die Europäische Raumfahrtbehörde ESA die russischen Berichte bestätigt und den fehlgeschlagenen Test bekannt gegeben.

Forscher hatten ein Modell des Mars-Landers mit einem Stratosphärenballon in rund 30 Kilometer Höhe über Schweden aufsteigen lassen. Dort war das Landemodul ausgeklinkt worden, da die Druckbedingungen in dieser Höhe denjenigen in der dünnen Marsatmosphäre ähneln. Doch statt sicher zum Boden zu gleiten, zerriss einer der Bremsfallschirme in der Hochatmosphäre. Der Testlander wurde daraufhin nur noch vom Pilotfallschirm gebremst. Die Attrappe schlug kurz darauf mit großer Wucht auf dem Erdboden auf und wurde dabei zerstört.

Die Fallschirme der europäischen Marslandesonde ExoMars 2020 | Insgesamt vier Fallschirme setzt Europas Marslandesonde ExoMars 2020, (nun 2022) für das Abbremsen bei der Landung auf dem Roten Planeten ein: Zunächst wird ein Pilotfallschirm durch ein pyrotechnisches Mörsersystem ausgeworfen und zieht den ersten, 15 Meter großen Hauptfallschirm aus seinem Behälter. Er bremst die Sonde ein ganzes Stück ab, wird abgeworfen, und ein weiterer Mörser wirft erneut einen Pilotfallschirm aus. Er zieht den zweiten, 35 Meter großen Hauptfallschirm heraus, der die Sonde weiter abbremst. Bei Tests dieses komplexen Systems in der Erdatmosphäre im Mai und August 2019 zerrissen beide Hauptfallschirme. Ein echter Lander wäre auf dem Mars zerschellt.

Schon im Mai dieses Jahres waren bei einem ersten Test des komplexen Systems beide Hauptfallschirme zerrissen, so dass die angehängte Testsonde hart auf dem Boden aufschlug. Der erneute Fehlschlag bringt die ESA, die zusammen mit der russischen Raumfahrtbehörde Roscosmos die Mission ExoMars 2020 realisieren möchte, in die Zwickmühle: Ohne eine erfolgreiche Demonstration des Fallschirmsystems wäre ein Start von ExoMars 2020 schlicht und einfach fahrlässig. Aber Zeit für weitere Tests haben die Missionsplaner eigentlich nicht: Schon am 25. Juli 2020 öffnet sich das Startfenster zum Roten Planeten, es bleibt nur drei Wochen lang offen.

Derzeit gibt sich die ESA noch optimistisch, dass es im Lauf der nächsten Monate gelingen wird, die Probleme mit den Fallschirmen bei erneuten Tests auszuräumen. So teilte Francois Spoto, der Teamleiter der Mission ExoMars 2020 mit, dass sich das Team nun auf die Arbeit konzentriert, die Fehler zu verstehen und zu korrigieren, um das Startfenster noch zu erreichen. Sollte dies nicht gelingen, müsste der Start um 26 Monate verschoben werden – erst dann, im September 2022, öffnet sich das nächste Startfenster zum Mars.

Ursprünglich sollte sich der ExoMars-Lander schon 2018 auf den Weg machen. Seinerzeit waren es Probleme mit dem russischen Landemodul Kasatschok, die eine Verschiebung um zwei Jahre erzwangen. Es soll Europas ersten Marsrover, der auf den Namen »Rosalind Franklin« getauft wurde, sicher auf unserem Nachbarplaneten absetzen. Nach aktuellem Plan soll er in der Region Oxia Planum aufsetzen. Wann es dazu kommen wird, ist nun jedoch völlig unklar.

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