Direkt zum Inhalt

Artenschutz: Unglaublicher Fund auf Madagaskar

Einen nicht ganz alltäglichen Fall von Kriminalität gibt es aus Madagaskar zu berichten: Schmuggler horteten mehrere tausend Schildkröten. Übler Geruch enttarnte sie.
Strahlenschildkröten

Ein übler Geruch führte auf die Spur. Als madagassische Naturschutzbeamte und Polizisten dann schließlich das verdächtige Anwesen betraten, bot sich ihnen ein ebenso beeindruckendes wie erschütterndes Bild: Überall krochen streng geschützte Strahlenschildkröten (Astrochelys radiata) herum. Das ganze Haus war vollgestopft mit insgesamt knapp 11 000 Exemplaren der begehrten Reptilien, die sich wegen ihres auffälligen Panzers großer Beliebtheit bei Privathaltern erfreuen. »Man kann sich das nicht vorstellen. Es war schrecklich«, fasste Soary Randrianjafizanaka von der lokalen Naturschutzbehörde die Entdeckung gegenüber »National Geographic« zusammen: »Die Schildkröten waren im Bad, in der Küche, überall …«

Der Gestank der Fäkalien und des Urins wurde nur noch übertroffen vom Verwesungsgestank der rund 180 toten Tiere, welche das Einsatzkommando zählte. Weitere 574 Tiere starben nach der Rettung durch Dehydrierung oder Infektionen. Drei Wilderer wurden im Haus verhaftet, zwei von ihnen waren damit beschäftigt, tote Tiere zu begraben. »Alle Teammitglieder erzählten, dass dies die größte Anzahl an Strahlenschildkröten war, die sie jemals gesehen haben oder sehen werden – obwohl sie alle viel Erfahrung mit der Art haben«, teilte die Naturschutzorganisation Turtle Survival Alliance mit. Sie hilft den lokalen Behörden jetzt, die Tiere zu versorgen und wieder auszuwildern.

Die gewaltige Zahl an Tieren lässt die Polizei vermuten, dass sich hinter der Aktion ein groß angelegtes Schmugglernetzwerk verbirgt, dessen oberster Anführer womöglich noch auf freiem Fuß ist. Die Tiere werden vornehmlich nach Europa, in die USA und nach China gebracht; in Fernost ist auch die Leber der Schildkröten für die traditionelle chinesische Medizin begehrt. In freier Wildbahn existieren schätzungsweise noch drei Millionen Strahlenschildkröten, doch ist ihre Zahl in den vergangenen Jahren dramatisch zurückgegangen. Noch vor 20 Jahren war der Bestand viermal so hoch. Seit politischen Unruhen 2009 haben sich die Bedingungen für den Naturschutz in Madagaskar deutlich verschlechtert. Das Land ist mittlerweile ein internationaler Hotspot für den illegalen Handel mit bedrohten Reptilien und Hölzern.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.