Direkt zum Inhalt

Ökotoxologie: Umweltprobleme durch Exxon-Öl und nicht aus Kohle

Havarierte Exxon Valdez mit Ölteppich
Schadstoffe aus den natürlichen Kohlenvorkommen im Golf von Alaska sind im Gegensatz zum Rohöl aus der Tankerkatastrophe der Exxon Valdez nicht leicht biologisch verfügbar und verursachen daher nicht die in der Region beobachteten Umweltschäden, wie vereinzelt behauptet wird. Nach dem Abklingen der akuten Ölschäden nach dem Unfall 1989 hatten verschiedene Forscher Langzeitfolgen an Meeresorganismen nachgewiesen, die durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) verursacht wurden. Über ihre genaue Herkunft gab es jedoch lange Streit.

Havarie | Öl läuft aus der leck geschlagenen Exxon Valdez aus und verseucht das Meer. Den Rest des Rohstoffs versucht ein kleineres Schiff aus dem Tanker zu pumpen.
Nun haben Wissenschaftler um Hauke Harms vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig Proben vom Tankeröl und aus den natürlichen Kohlelagern der Region verglichen mit Hilfe von genetisch modifizierten Bakterien, die mit den Schadstoffen reagieren, untersucht. Dabei zeigte sich, dass nur die PAK aus dem Tankeröl Auswirkungen auf die Organismen hatten: Die anderen wurden nicht aufgenommen und brachten die biosensorischen Bakterien daher nicht zum erwünschten Leuchtnachweis.

Beim Auflaufen des Tankers Exxon Valdez auf ein Riff ergossen sich im März 1989 etwa 40 000 Tonnen Rohöl in den Prinz-William-Sund und verschmutzten Meer und Küste. Schätzungen zufolge kamen dabei allein über eine Viertel Million Seevögel um, 2000 Kilometer Küste wurden mit Öl verseucht, und der Fischfang brach zusammen. Insgesamt musste ExxonMobil, der Eigentümer des Tankers, mehr als 3,8 Milliarden Dollar für Entschädigung, Aufräumarbeiten, außergerichtliche Einigungen und Strafen bezahlen, wie die Firma in einer Stellungnahme zum 20. Jahrestag der Ölpest bekanntgab.

Aufräumarbeiten | Mit heißem Wasser, Schaufeln und Pumpen versuchen Helfer die schwarz verklebten Küsten des Prince-William-Sundes zu reinigen.
Geschätzte 80 000 Liter Öl sollen in Form von Öl- und Teerklumpen immer noch die Küste Alaskas verschmutzen. Die Folgen sind heute allerdings subtiler und machen sich beispielsweise in gestörten Nahrungsnetzwerken bemerkbar. Da sich das Öl unter den kühlen arktischen Bedingungen nur langsam abbaut, dürften die Umweltprobleme noch langfristig anhalten. Auf Grund ihrer Langlebigkeit und Giftigkeit wurden 16 dieser Substanzen bereits in den 1980er Jahren von der US-Amerikanischen Umweltbehörde EPA als besonders gefährliche Umweltschadstoffe eingestuft. Einige PAK sind eindeutig krebserregend – vorausgesetzt sie werden vom Organismus im Stoffwechsel umgesetzt. Die Bioverfügbarkeit entscheidet daher über die Giftigkeit. Bioverfügbarkeit ist meist nur dann gegeben, wenn die Stoffe wasserlöslich sind. (ufz)

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen
Tecon, H. U. et al.: Unlike PAHs from Exxon Valdez Crude Oil, PAHs from Gulf of Alaska Coals are not readily bioavailable. Environmental Sciience and Technology 43, S. 5864–5870, 2009.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.