Direkt zum Inhalt

News: Unter dem Strich

Die antarktischen Eismassen befinden sich seit Jahren auf dem Rückzug. Für auf dem Packeis brütende Seevögel sind die Folgen vielfältig und nur in der Gesamtbilanz negativ.
Kaiserpinguin
Die Gletscher und Schelfeismassen der Antarktis sind empfindliche Gradzeiger für den globalen Klimawandel. Da die Antarktis weitgehend unberührt ist, eignet sich der sechste Kontinent besonders gut, die natürlichen Folgen ansteigender Temperaturen zu studieren.

Was die Folgen für die Tierwelt angeht, so gilt es allerdings, die Auswirkungen des Klimawandels von denen des Raubbaus durch den Menschen zu trennen. So sinkt die Zahl der Wale und Robben nicht etwa infolge des schwindenden Eises oder anderer Folgen des Klimawandels, ihre Dezimierung ist vielmehr Folge der langen Geschichte von Wal- und Pelzjägern.

Wissenschaftler des British Antarctic Survey haben sich deshalb auf drei Seevögel konzentriert, die, zusammen mit ihren wichtigsten Nahrungsquellen, der Nachstellung durch den Menschen in der Vergangenheit weitgehend entgangen sind. Die Entwicklung der Populationen von Adéliepinguin (Pygoscelis adeliae), Kaiserpinguin (Aptenodytes forsteri) und Schneesturmvogel (Pagodroma nivea) dürfte deshalb die Folgen der schwindenden Eismassen am besten widerspiegeln. Sie sind alle auf den Lebensraum Meereis angewiesen und reagieren empfindlich auf jedwede Veränderungen ihrer Umwelt.

Wie nachhaltig diese Reaktionen sind, das erforschten John Croxall und seine Mitarbeiter auf der Basis zahlreicher bereits veröffentlichter Studien.

Demnach sind die Auswirkungen zwar deutlich - denn alle drei Arten sind insbesondere während ihrer Brutzeit auf das Eis angewiesen - aber nicht in jedem Fall negativ.

So leiden insbesondere die jungen und unerfahrenen Adéliepinguine der Ross-See immer dann Hunger, wenn das Eis besonders mächtig ist, denn dann fehlt ihnen der Zugang zu ihren Nahrungsgründen in Gestalt offener Wasserflächen.

Bei den Kaiserpinguinen zeigte sich indes, dass die Sterblichkeit der Alttiere in warmen Jahren mit geringer Eisausdehnung deutlich über dem Durchschnitt liegt. Und obgleich unter diesen Umständen die Zahl der Jungtiere pro Nest ansteigt, die Bilanz ausgleichen können sie nicht. Unter dem Strich leiden die Kaiserpinguine also unter dem Eisrückgang.

Bei den Schneesturmvögeln ist die Situation nicht minder kompliziert, obschon gerade diese Vogelart von dem Eis besonders abhängig ist. Insbesondere die Auswirkungen kräftiger El Niños überlagern hier offensichtlich die Folgen des Eisrückgangs.

Alles in allem zeigte sich unter dem Strich zwar bei allen Seevögeln dennoch eine positive Korrelation zwischen Eisausdehnung und Bruterfolg, längerfristige Prognosen wollen die Forscher derzeit aber nicht wagen. Dazu seien die Wechselwirkung zu komplex und zu wenig erforscht.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.