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Zukunftsaussichten: Die Sorgen von jungen Erwachsenen

Ein fester Job bedeutet mehr als nur Geld. Wer beruflich noch auf wackeligen Beinen steht, zweifelt auch am privaten Glück.
Junge Frau schaut nachdenklich aus dem Fenster
Was wird aus mir? Solche Gedanken drehen sich vor allem um Arbeit und Einkommen, aber auch um die schönen Dinge im Leben. (Symbolbild)

Werde ich mich für den richtigen Beruf entscheiden? Werde ich genug verdienen und genug Freizeit haben? Diese Sorgen treiben junge Menschen beim Start ins Arbeitsleben besonders um. Und je unsicherer der derzeitige Job, desto unsicherer sehen sie in die Zukunft – auch was die privaten Ziele angeht. Das berichten Forschende von der Universität Groningen und dem demografischen Institut in Den Haag in der Fachzeitschrift »Advances in Life Course Research«.

Die Sozialwissenschaftlerin Lin Rouvroye und ihr Kollege Aart Liefbroer analysierten Daten von mehr als 1000 repräsentativ ausgewählten Erwachsenen zwischen 18 und 35 Jahren. Diese hatten Auskunft über ihre Zukunftsaussichten gegeben: ihre Hoffnungen und Sorgen in Sachen Beruf, Finanzen, Partnerschaft, Familie, Freizeit und persönliche Entwicklung. Knapp die Hälfte verfügte bereits über einen höheren Bildungsabschluss, und ebenfalls knapp die Hälfte hatte bereits einen festen Arbeitsvertrag. Ein gutes Drittel war befristet beschäftigt, die übrigen arbeiteten unter unsicheren (»prekären«) Bedingungen oder hatten gar keinen Job.

Die beiden letztgenannten Gruppen äußerten mehr berufliche und finanzielle, aber auch private Zukunftssorgen – vor allem diejenigen, die gar keiner Arbeit nachgingen. Die Forschenden sprechen von einem »Spillover-Effekt«: Die private Lebensplanung leide unter einer unsicheren beruflichen Situation mit. Diese Interpretation ist allerdings spekulativ: Die Daten zeigen keine Ursache und Wirkung, sondern nur einen Zusammenhang zwischen aktueller Beschäftigungssituation und Zukunftssorgen.

Der Zusammenhang zeigte sich jedoch sehr zuverlässig: bei beiden Geschlechtern, unabhängig vom Bildungsniveau und unabhängig von der allgemeinen Neigung zu negativen Gefühlen wie Stress, Angst und Unsicherheit. Erwartungsgemäß wurde der Effekt mit zunehmendem Alter stärker: Erwachsene ab 26 Jahren sorgten sich mehr als die Jüngeren, wenn sie noch keinen festen Job hatten. Rouvroye und Liefbroer erklären das damit, dass viele in den späten Zwanzigern und frühen Dreißigern in die Familienplanung einsteigen, während für jüngere Studierende ein fester Job häufig noch nicht so wichtig sei.

Unabhängig von ihrer aktuellen Jobsituation machten sich Männer im Mittel etwas mehr Sorgen um ihre berufliche Zukunft als Frauen. Befragte mit niedrigerem Bildungsabschluss äußerten insgesamt ebenfalls mehr berufliche und finanzielle Sorgen. Aber ein hoher Abschluss schützte nicht davor, bei prekärer Beschäftigung trüber in die Zukunft zu blicken. »Unsere Ergebnisse liefern keine Belege für einen Puffereffekt«, berichten Rouvroye und Liefbroer. Sie warnen allerdings davor, ihre Befunde auf andere Länder und Kulturen zu übertragen: Dort könnte eine unsichere berufliche Situation mehr oder weniger Sorgen bereiten als in den Niederlanden.

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