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Keine Märchen, bitte

Das Mittelalter war eine finstere Zeit! Die Menschen kamen aus ihren Dörfern nicht heraus! Sie waren ungebildet, sittenstreng und zutiefst religiös! Im Mittelalter herrschte Stillstand! Mit solchen Ammenmärchen räumt Karin Schneider-Ferber gründlich auf. Die Historikerin und Sachbuchautorin widerlegt in ihrem Buch "Alles Mythos! 20 populäre Irrtümer über das Mittelalter" die häufigsten Vorurteile über die Zeit der Ritter und Burgen.

Mancher Irrtum, mit dem sie sich auseinandersetzt, wirkt ein bisschen konstruiert. So glaubt heute wohl kaum noch jemand daran, dass die Kreuzzüge nur dazu dienten, das Christentum zu verteidigen. Auch sind die Erkenntnisse, die Schneider-Ferber zusammengetragen hat, nicht unbedingt neu. Sie sind aber umfassend recherchiert, interessant zusammengestellt und gut aufbereitet.

Jedem Mythos widmet die Autorin ein eigenes Kapitel, was dem Buch eine klare Struktur gibt und es zu einem übersichtlichen Nachschlagewerk macht. Es liest sich außerdem recht flüssig, ist lehrreich und unterhaltsam. Besonders witzig: das Kapitel über die vermeintliche Sittenstrenge der mittelalterlichen Menschen. Da erfährt der Leser etwas über die zahlreichen Badestuben, in denen Männlein und Weiblein gemeinsam in den Zuber stiegen – nicht nur zur Reinigung, versteht sich. Und wer hätte geahnt, welch große Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen bei den Konzilen bestand: Die geistlichen Würdenträger erholten sich von den langwierigen theologischen Disputen offenbar gern bei einem Schäferstündchen mit einer der städtischen "Hübschlerinnen".

"Alles Mythos!" macht das Mittelalter greifbarer, anschaulicher. Nach der Lektüre ist man den Menschen dieser Zeit ein Stück nähergekommen.

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  • Quellen
epoc 06/2009

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