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Wetterlehre mit Schwächen

Dieses für Laien geschriebene Wetterbuch ist sehr gut lesbar und durch seine vielen, meist farbigen Fotos und Illustrationen aufgelockert, und die einzelnen Stichpunkte sind damit gut verständlich erklärt. Das Buch beginnt mit einer Zusammenstellung der Kräfte, die das Wetter bestimmen und geht folgerichtig zu den Beobachtungen über. Allerdings ist dann die Reihenfolge irritierend, denn der Autor beginnt mit "extraterrestrischen Erscheinungen", bevor er auf "atmosphärische Erscheinungen" übergeht, wobei aber ein Abriss der atmosphärischen Optik vom Regenbogen bis zum Polarlicht gegeben wird. Erst dann beginnen die Kapitel "Luftströmungen", "Luftmassen und Wetterfronten" bis zu "Wolkenarten" und "Niederschlag".

Nach einem zehnseitigem Kapitel zum Thema "Extremwetter" folgen die "Meteorologischen Elemente", in denen Luftdruck, Temperatur et cetera sowie deren Messung erläutert werden. Eingeschlossen ist in dieses Kapitel auch die Erklärung von Land- und Seewind sowie Vertikalzirkulation. Danach stellt das Werk Wetterkarten und Großwetterlagen vor.

Erst ab Seite 205 versucht der Autor Wettersysteme zu erklären, jedoch leider als die Phänomene "Hoch und Tief" sowie "steigende und geschichtete Luft", in Augen eines Meteorologen eine recht irritierende Zusammenstellung. Als weiteres Kapitel folgt "Der Klimawandel", das weit gehend die Schlussfolgerungen des IPCC enthält. Als Abschluss präsentiert das Buch "Wetterdienst und Wettervorhersage", wobei auch unter anderem Wettersatelliten beschrieben werden. Sehr schön ist zum Schluss anstelle eines Stichwortverzeichnisses ein neunseitiges kleines Lexikon zu meteorologischen Begriffen.

Die Abfolge der Kapitel und Erklärung der Einzelheiten erscheint mir jedoch sehr willkürlich gewählt. Im Einzelnen fallen mir eine ganze Reihe von Ungenauigkeiten auf: Auf Seite 13 unten wird direkt aus kurz beschriebenen Unwettern auf deren mögliche Ursache "Klimawandel" hingewiesen; dies wird allerdings auf Seite 15 etwas relativiert. Auf Seite 24 wird für zehn Kilometer Höhe minus 60 Grad Celsius (richtig minus 50 Grad Celsius) angegeben – diese Höhe fehlt in der kurz zuvor beschriebenen Standardatmosphären- Tabelle. Die Abbildung des Strahlungshaushalts der Atmosphäre auf Seite 28 enthält leider nicht die für das Wetter ausschlaggebende Wirkung von Verdunstung und Kondensation (immerhin jeweils etwa ein Viertel der Gesamtstrahlung!).

Im Kapitel "Kräfte, die das Wetter machen" werden Waldbrände und Vulkane eingeschlossen – sie haben sicher einen nur sehr geringen Einfluss! Auf den Seiten 56 und 57 beschreibt der Autor Gewitter sowie die Wirkung von Blitzen – weder die Anzahl der Blitze – wie dort vorgestellt – noch die Blitze an sich haben eine Wirkung auf die Menge des fallenden Niederschlags.

Getrennt von den Begriffen Hoch und Tief behandelt das Buch auf Seite 62 "Höhenströmung" (hier kommt auch "Stundenkilometer" vor!) und auf Seite 66 "Wind" – abgesehen davon, dass die Entstehung von "Hoch" und "Tief" nicht erklärt wird, lediglich das Wetter in ihrem Bereich wird beschrieben.

Grafisch fiel mir noch auf, dass in den Wetterkarten auf den Seiten 175, 176 und 177 die roten für Warmluft stehenden Pfeile nicht im Warmsektor gezeichnet sind. Auf den Seiten 209 und 210 nimmt der Autor nochmals die Beschreibung von Hoch und Tief auf – stellt aber wieder keinen Zusammenhang mit der Allgemeinen Zirkulation her. Die zugehörige Beschreibung zum Beispiel auf Seite 211 klingt zwar einleuchtend, trifft jedoch nicht den Kern, weil die Allgemeine Zirkulation nirgendwo beschrieben wird.

Wie eingangs angemerkt, ist das Buch in seinen Einzelstücken sehr gut bebildert, auch die Zeichnungen sind bestechend – leider fehlt mir der große Zusammenhang, der "rote Faden", den die Zirkulation der Gesamtatmosphäre darstellt und aus dem sich sämtliche dieser Einzelstücke herleiten lassen. Auch sind in vielen Bereichen Ungenauigkeiten zu verzeichnen, zum Beispiel auf den Seiten 209 und 210: Druckgebilde werden durchaus nicht (nur) vom Boden her gesteuert.

Der Autor ist ein sicher hervorragender Astronom, die großen Zusammenhänge in der Meteorologie werden in diesem Buch jedoch nicht aufgezeigt, insbesondere nicht, dass die Sonnenstrahlung beziehungsweise ihre Abwesenheit die Allgemeine Zirkulation bestimmt. Dies wird zwar auf den Seiten 40 und 241 jeweils kurz erwähnt, leider jedoch kein Schluss daraus gezogen.

Das Buch ist trotz der systematischen Mängel eine Fundgrube an meteorologischen Informationen für Laien und wird offenbar sehr geschätzt, wie man an der inzwischen zwölften Auflage ablesen kann.

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  • Quellen
Sterne und Weltraum 6/2010

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