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Treibhausgase: Gar nicht zum Lachen

N2O, auch Lachgas genannt, ist das drittschädlichste Treibhausgas in der Atmosphäre. Neuen Studien zufolge könnte seine Rolle bisher unterschätzt worden sein.
Treibhausgase: Gar nicht zum Lachen

Veröffentlicht am: 27.05.2019

Laufzeit: 0:03:09

Kohlendioxid gilt als Klimakiller Nummer eins und steht damit völlig zu Recht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Auch dass Methan, das auf Platz zwei rangiert, einen verheerenden Einfluss auf unser Klima hat, ist den meisten Menschen bewusst. Der drittwichtigste Beitrag zum Drama des menschengemachten Klimawandels, Distickstoffmonoxid, scheint dagegen in der öffentlichen Wahrnehmung noch nicht so recht angekommen zu sein. Besser bekannt unter dem Trivialnamen Lachgas, gelangt es vor allem aus überdüngten Böden in die Luft. Zwar beträgt die Konzentration des Gases in der Atmosphäre aktuell weniger als ein Tausendstel der Kohlendioxidkonzentration, seine Wirksamkeit in Bezug auf den Treibhauseffekt ist pro Teilchen allerdings knapp 300-mal höher.

In dem unspektakulären, aber informativen Youtube-Video von Statistify werden Daten in Form von Balkendiagrammen präsentiert, die zeigen, wie sich die N2O-Emissionen in den Jahren zwischen 1850 bis 2016 entwickelt haben. Neben einer allgemeinen, dramatischen Zunahme zeigt die Aufschlüsselung nach Ländern auch, wie der langjährige Topemittent USA um die Jahrtausendwende schließlich von China überholt wird, und wie sich Brasilien im Lauf des 20. Jahrhunderts langsam auf Rang drei »hocharbeitet«.

Wie eine erst kürzlich im Fachjournal »Nature Climate Change« veröffentliche Studie zeigt, könnten die weltweiten N2O-Emissionen bisher ohnehin deutlich unterschätzt worden sein. So gehen etwa die Modelle des Weltklimarates (IPCC) davon aus, dass nur ein Prozent der als Düngemittel auf die Äcker aufgebrachten Menge an Stickstoff als N2O in die Atmosphäre gelangt. Im Gegensatz zu solchen »Bottom-up«-Ansätzen, die versuchen, die Emissionen anhand des ausgebrachten Düngers abzuschätzen, verfolgt die neue Studie einen »Top-down«-Ansatz und greift auf direkte Analysen der Atmosphäre zurück. Die Forscher schätzten damit ab, wie stark die Emissionen weltweit gewachsen sind. Dabei kamen sie auf doppelt so hohe Werte wie die Modelle, die in den IPCC-Bericht eingeflossen sind. Ein besonders starker Anstieg zeigt sich in China, während die Emissionen in Europa und den USA über die letzten zwei Jahrzehnte halbwegs stabil blieben.

Als Schwachpunkt der bisherigen »Bottom-up«-Ansätze gilt vor allem die Annahme eines linearen Zusammenhangs zwischen Düngermenge und Emission. Es mehren sich nämlich die Hinweise, dass bei übermäßigem Einsatz von Dünger auch ein größerer Prozentsatz des Stickstoffs in die Atmosphäre gelangt, weil die Pflanzen nur eine gewisse Menge davon aufnehmen können. Das könnte dazu führen, dass die IPCC-Modelle die Emissionen bei geringem Düngereinsatz zwar über-, bei hohem Düngereinsatz dafür aber unterschätzen. Letztendlich sind die komplexen Zusammenhänge der Entstehung von Lachgas noch unzureichend erforscht – ein Missstand, der angesichts der Brisanz der aktuellen, klimatischen Veränderungen schleunigst behoben werden sollte.

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