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Kommentare - - Seite 3

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Sieht ein Schwarzes Loch für einen Beobachter schwarz aus ?

    25.07.2022, Hans-Jürgen Schreyer, Kehlbach
    Hüllen die elektromagnetischen Wellen außerhalb des Ereignishorizonts das Schwarze Loch nicht dreidimensional ein und geben damit keine Sicht auf den Ereignishorizont und damit auf die Dunkelheit des Schwarzen Loches? Auch wegen der Zeitdilatation erreichen die Photonen für einen außenstehenden Beobachter niemals den Ereignishorizont. Wie kann er dann die Schwärze des Schwarzen Loches sehen? Sieht ein Schwarzes Loch nicht eher wie eine leuchtende Kugel aus?

    Stellungnahme der Redaktion

    Das kommt auf die Wellenlänge an. Bei vielen Wellenlängen ist das Gas direkt um das Schwarze Loch in der Tat undurchsichtig, was noch durch eventuelle Staubscheiben verschärft wird. In großen Teilen des Radiobereichs ist es jedoch durchsichtig, und in diesen Wellenlängen wird dann der schwarze "Schatten" des Ereignishorizonts tatsächlich erkennbar. Das zeigen die theoretischen Rechnungen zum Aussehen von Schwarzen Löchern ebenso eindeutig wie z.B. das tatsächliche Radio-Bild des Schwarzen Lochs von M87. Näheres dazu gibt es in SuW 1/2018 und SuW 2/2018, jeweils auf S. 8, sowie auf den Leserbriefseiten des kommenden Oktoberhefts.

    Die Zeitdilatation kommt erst so nah am Horizont zum Tragen, dass sie auf das Erscheinungbild der direkten Umgebung des Schwarze Loch keinen wesentlichen Einfluss ausübt.

    Ulrich Bastian

  • Gibt es zu jedem Ort im Universum einen "kosmischen" Antipoden zu diesem Ort ?

    17.07.2022, Uwe Kayser-Herold, Braunschweig
    Das James Webb Space Teleskope soll gegen Ende seiner planmäßigen Lebensdauer das vermutete Ende des Universums erspähen, was bei einem als endlich angenommenen Universum annähernd daran erkennbar wäre, dass ein dort befindlicher Himmelskörper in jeweils entgegengesetzten Richtungen sichtbar sein müsste. Das Sternenlicht hätte dabei das Universum auf derselben Geodäte, auf der sich auch das JWT befindet, je zur Hälfte in zwei entgegengesetzten Richtungen durchquert. Definitionsgemäß wäre dann das vermutete Ende des Universums zugleich der Antipode zum Beobachtungsort. Die Entfernung des Beobachters zum Antipoden ist definitionsgemäß in allen Richtungen gleich.
    Obwohl der Begriff "Antipode"aus der sphärischen Geometrie stammt, müsste er sich analog dazu auch im gesamten sichtbaren Universum definieren lassen. Dazu genügt es, den Antipoden als zweiten Schnittpunkt aller Geodäten zu definieren, die sich in einen beliebigen Bezugspunkt schneiden.
    Beispielsweise sind Nord- und Südpol zueinander Antipoden, wobei die Längenkreise Geodäten darstellen.

    Stellungnahme der Redaktion

    Das ist eine hübsche Frage, und die Antwort lautet: Ja, wenn das Universum geschlossen ist (und einigermaßen homogen ist). Überlegungen von Herrn Kayser-Herold sind für ein geschlossenes Universum zutreffend. Und seine Definition der Antipoden als zweiter Schnittpunkt der Geodäten ist sehr schön.

    Nach allem, was wir wissen, ist das Universum aber räumlich flach. Deshalb lautet die faktische Antwort für unser konkretes Universum dagegen nein. Das JWST wird weder die gleiche Galaxie in zwei entgegengesetzten Richtungen sehen, noch werden wir damit uns selbst in Vorwärtsrichtung und ohne Spiegel auf den Hinterkopf schauen können. Den zweiten Schnittpunkt gibt es also leider nicht.

    Selbst wenn - im Rahmen der heutigen Messunsicherheiten - das Universum ganz leicht positiv gekrümmt sein sollte, dann wird es aus Gründen der Lichtlaufaufzeit nicht gehen. Der Krümmungsradius - wenn er denn doch endlich wäre - müsste unzweifelhaft sehr, sehr groß sein. Und die inzwischen ebenfalls unzweifelhaft vorhandene Beschleunigung der Expansion würde auch in fernster Zukunft den Blick über die Antipode hinaus verhindern, also z.B. die doppelte Sichtbarkeit von Galaxien.

    Ulrich Bastian

  • Kosmos 482 - gestrandete Venera-Sonde - kommender Einschlag auf der Erde

    12.07.2022, Natascha Schlüter, Düsseldorf
    Ich habe mehrere Berichte gelesen wonach die 1972 in der Erdumlaufbahn gestrandete Venera-Sonde "Kosmos 482" in den nächsten Jahren wieder in die Erdatmosphäre eintreten wird. Aufgrund ihrer Konstruktion befürchtet man, das sie den Eintritt in einem Stück überstehen könnte. Andere Quellen sagen aber das die Sonde selbst bereits einen Monat nach dem Start (Wikipedia DE) bzw. am 5.5.1981 (n2yo.com) verglüht ist und sich nur noch die fehlerhafte Oberstufe in der Erdumlaufbahn befindet. Wikipedia EN sagt, die Sonde hätte sich in der Erdumlaufbahn in vier Teile zerlegt von denen zwei bereits Stunden bzw. wenige Tage nach dem Start teilweise in Neuseeland abgestürzt seien. Lässt sich verlässlich ermitteln, welche Teile der Sonde da tatsächlich noch um die Erde kreisen?
    Stellungnahme der Redaktion

    Dazu war schon eine Kurzmeldung in SuW; es ist in SuW 8/2022, S. 12 die zweite Meldung "kurz & bündig".

    Genaues erfahren Sie unter der dort angegebenen URL suw.link/2208-N2 bzw. https://www.thespacereview.com/article/4384/1

    Dort werden die erwähnten "anderen Quellen" schlüssig widerlegt. Es ist ziemlich sicher die Nutzlast, und die wird voraussichtlich komplett am Boden ankommen. Das wäre auch kein Wunder, da sie für die Durchdringung der noch massiveren Atmosphäre bei noch höherer Geschwindigkeit und für die Landung auf der Venus gebaut wurde.

    Red.

  • Bemannte Raumfahrt

    21.06.2022, Richard Schloderer, München
    Liebe Sterne-und-Weltraum-Redaktion,
    es überrascht mich immer wieder, wie weitgehend kritiklos dem Hype um die bemannte Raumfahrt gefolgt wird, auch in Ihrer Zeitschrift. Sie verschlingt einerseits Unsummen an Kosten, die an anderer Stelle viel effektiver in die Wissenschaft investiert wären. Andererseits sind die vermeintlichen Ziele extrem fragwürdig bis utopisch. Welchen Nutzen haben z.B. Menschen auf dem Mars? Welche Durchbrüche haben die paar Experimente auf der ISS gebracht? Die größten Erfolge sind noch die Völkerverständigung und die Begeisterung von Laien und Kindern.
    Sollten wir nicht vielmehr akzeptieren, dass die Zeit der bemannten Raumfahrt vorbei ist? Weitaus spannender und wissenschaftlich interessanter sind neben vielen zig-tausenden „kleineren“ Forschungsgebieten sogar auch andere Großprojekte wie z.B. das JWST oder LISA. Mit derartigen Weichenstellungen könnte auch die ESA eigene Akzente setzen. Die „Besiedelung des Mars“ o.ä. dagegen als Ziel zu auszugeben ist völlig phantasielos und aus der Zeit gefallen.
    Mit freundlichen Grüßen
    Richard Schloderer
  • Gaia sieht James Webb - Wissenschaft nicht ohne Spieltrieb

    24.05.2022, Jörn Behrens, Bad Oldesloe
    Liebe Sterne-und-Weltraum-Redaktion,
    mit großer Freude habe ich den Artikel „Gaia sieht James Webb“ von Ulrich Bastian gelesen. Mir gefallen seine Artikel stets besonders gut, weil sie nie trocken geschrieben sind, sondern es darin immer ein wenig „menschelt“. Und besonders dieser Artikel zeigt, wie sehr Begeisterung und Spieltrieb Wissenschaftliche Erkenntnisse überhaupt erst möglich machen. Vielen Dank dafür.
  • Fermi-Paradoxon - einsame Insel im All? - SuW 8/2021

    01.05.2022, Dr. Matthias. Leinweber, Wettenberg
    Ich möchte einige Anmerkungen zum interessanten und spannenden Artikel von Herrn Scharf (SuW 08/21, S. 28ff.) machen:
    Der Gedanke über „Schwärme sich selbst replizierender Sonden, die sich über die Galaxis ausbreiten“ (S. 31), stammt von dem ungarisch-amerikanischen Mathematiker und Computerpionier John von Neumann. Einiges darüber steht in dem Klassiker The Anthropic Cosmological Principle (1986) von John Barrow und Frank Tipler. Hier führen die Autoren im Sinne des Fermi-Paradoxons den Nachweis der Nichtexistenz intelligenter außerirdischer Lebensformen innerhalb unserer Galaxis. Im Prinzip geht es hierbei um zwei Arten von „von Neumann-Sonden“. Schnelle Sonden mit v=0.1c, die für eine Ausbreitung des Lebens in der Galaxis innerhalb von drei Millionen Jahren sorgen würden und Sonden mit einer Geschwindigkeit von 90 km/s (3x10-4c), die leichter technisch zu realisieren wären, und die für eine Besiedlung innerhalb von 300 Millionen Jahren sorgen würden. Die Quintessenz der Überlegung ist nun, dass selbst der längere Zeitraum im Vergleich zum Alter der Galaxis von ca. 10 Milliarden Jahren sehr klein ist und die Außerirdischen schon längst auch bei uns angekommen sein müssten. Also existieren sie gemäß dem Fermi-Paradoxon gar nicht.
    In diesem Sinne sind die Anmerkungen von Herrn Scharf (S.34) für mich nicht nachvollziehbar. Wieso sollten die Außerirdischen wenn sie eine solche Oase wie die Erde gefunden hätten, wieder „abdüsen“? Viel wahrscheinlicher wäre doch, dass sie sich auf der Erde ausgebreitet hätten. Deshalb ist auch das Argument, dass weder fossile noch technische Überreste erhalten geblieben wären, nicht nachvollziehbar. Eine Zivilisation, die die Galaxis besiedelt hätte, hätte sicherlich Werkstoffe entwickelt, die unseren eigenen wesentlich überlegen und z.B. gegen Korrosion u.ä. viel widerstandsfähiger wären. Auch fossile Überreste wären bei einer globalen Ausbreitung auf der Erde sicherlich nicht unauffindbar.
    Herr Scharf folgt hier einem Schema, das in der Wissenschaftstheorie den Namen „Immunisierungsstrategie“ hat: Eine Hypothese aufzustellen, die unüberprüfbar ist. Karl Popper hat in seiner berühmten Logik der Forschung (1934) bereits gezeigt, dass eine Theorie sich der Gefahr aussetzen muss, an der Erfahrung scheitern zu können. Genau dies ist hier aber augenscheinlich nicht der Fall. Solche Aussagen nennt Popper im Sinne seines berühmten Abgrenzungsproblems „metaphysisch“.


  • "Neue Selfies von Tianwen-1 im Marsorbit" SUW 3-2022, S. 11

    14.02.2022, Peter Grohmann, Maria Enzersdorf
    … und so entsteht auch um den Mars langsam eine Wolke von Schrott.





    Stellungnahme der Redaktion

    Die Bemerkung bezieht sich auf die Tatsache, dass Tianwen-1 Wegwerfkameras freisetzt und per Fernsteuerung dazu verwendet, Selbstportraits von sich zu machen.

  • James Webb Space Telescope umbenennen oder nicht?

    10.01.2022, Reinhold Lühmann, Florian Lukas, Dr. Joachim Heisel, Jürgen Würfel und Martin Zahn


    Fünf Leserkommentare zum Bericht in SuW 1/2022 über die NASA-Recherche zur Diskriminierung Homosexueller in den 1960er Jahren unter dem damaligen Direktor James Webb. - Es war unsere Intention, die hierzulande wenig bekannten Bedenken zur Namensgebung des James Webb Space Telescope der Leserschaft von »Sterne und Weltraum« bekannt zu machen. Ganz gleich, wie man zu den erhobenen Vorwürfen steht, wollten wir sie nicht totschweigen.

    Red.

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    Die Diskussionen um die Namensgebung des James-Webb-Teleskops zeigen zwei große Schwächen der heutigen Zeit. Zum einen kommt man damit viel zu spät. Schon lange ist bekannt, wie das Teleskop heißen soll, aber erst jetzt, wo es bereits unterwegs ist, kommt man auf Gründe, es nicht so zu benennen. Zum anderen beurteilt man Menschen und Handlungen der Vergangenheit nach den heute gültigen Werten und Normen. Hoffen wir, dass unsere Nachfahren in 50-100 Jahren mit uns gnädiger umgehen und uns nicht verurteilen, weil wir gegen ihre heute noch unbekannten moralischen Regeln verstoßen.

    Reinhold Lühmann, Allensbach (Hegne)

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    Als ich in der aktuellen Ausgabe 01/2022 den Beitrag las, der über den Umgang mit Homosexuellen in den US-Behörden während der 50er und 60er Jahre sowie die damit verbundenen Forderungen, das JWST umzubenennen, berichtet, musste ich ganz schön schlucken. Astronomie ist nur mein Hobby, doch habe ich Geschichtswissenschaften studiert und arbeite auch wissenschaftlich in diesem Bereich. Als Historiker finde ich daher die Art und Weise, wie die NASA an dieses sensible Thema herangegangen ist, mehr als fragwürdig.

    Eine größtenteils interne Untersuchung durchzuführen ist dabei schon bedenklich. Viel schlimmer ist es allerdings, die Ergebnisse nicht zu veröffentlichen und die Bedenken flappsig mit wenigen Sätzen als "unbegründet" abzutun.
    Gerade in den Naturwissenschaften ist das Konzept der Peer-Review doch eine der wichtigsten Säulen, um nachprüfbare Ergebnisse zu erzielen. Dieses Grundprinzip in solch einer heiklen Angelegenheit einfach auszuhebeln, ist wirklich ungebührlich.

    Als Rheinländer drängen sich da schnell Parallelen zum Umgang des Erzbistums Köln mit der Untersuchung zu Missbrauchsvorwürfen an die katholische Kirche auf. Auch hier wurde das erste Gutachten nie veröffentlicht, sondern einfach ein zweites, anscheinend besser passendes angefordert.

    Man würde sich wünschen, das ein großer Teil der astronomischen, wissenschaftlichen Community versucht, mithilfe von Boykotts o.ä., Druck auf die NASA auszuüben. Leider ist das Teleskop derart bedeutend und einzigartig, dass man solch ein Handeln wohl - verständlicherweise - nicht erwarten kann; schließlich hieße es dann wohl für einige Astronom:innen die eigenen Forschungen und damit die eigene Karriere zu gefährden.

    Ich hoffe inständig, die NASA korrigiert ihr Verhalten diesbezüglich in naher Zukunft. Daran glauben kann ich allerdings nicht...

    Florian Lukas, Köln

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    Seit vielen Jahren beziehe ich nun Ihre Zeitschrift und es ist noch nie vorgekommen, dass ich mich über einen Beitrag geärgert habe. Aber der Beitrag von A. Witze hat es jetzt geschafft. Man erfährt darin, dass J. Webb Behördenleiter war, in einer Zeit in der Schwule entlassen wurden. Eine Massnahme, die den moralischen Werten der damaligen Mehrheit der Gesellschaft entsprach und anscheinend auch juristisch nicht zu bestanden war. Die persönliche Beteiligung von Webb bleibt offen. Der Vorgang ist ein typisches Beispiel jener in den angelsächsischen Ländern grassierenden moralischen Selbsterhöhung, die heutige Massstäbe an Menschen anderer Zeiten anlegt, ohne deren jeweiliges gesellschaftliches und kulturelles Umfeld zu berücksichtigen. Belege gibt es von Seiten der Ankläger anscheinend nicht, nur diffuse Schuldvermutungen, die die NASA bitte zu widerlegen habe - eine unakzeptable Rechtsauffassung.
    Mit der Veröffentlichung des Artikels, der deutliche Sympathien für die Ankläger erkennen lässt, unterstützen Sie die unbelegten Vorwürfe: Denn irgendwas bleibt ja immer hängen. Eine kurze Nachricht zum Vorgang wäre angemessener gewesen.

    Dr. Joachim Heisel, Lübeck

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    So sehr mich der Artikel "42 auf einen Streich" gefreut hat, so schlug dies im Artikel "NASA will das James Webb Telescope nicht umbenennen" in Mißfallen um. Hier geht es nicht um Astronomie, sondern um die derzeit modische Ideologie LBTQ. Im durchaus interessanten Artikel "Zwischen Schwerkraft und Schwerelosigkeit" wird es am Ende feministisch. Ich denke, diese Themen sind in einem Polit-Magazin wesentlich besser aufgehoben.

    Martin Zahn, Frankfurt am Main

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    nachdem nun noch weitere Lesermeinungen zur Umbennungsforderung des JWST eingegangen sind, die allesamt einen relativierenden Unterton haben, fühle ich mich verpflichtet, abermals darauf zu reagieren.
    In mehreren dieser Beiträge wird angemerkt, man solle damals lebende und handelnde Menschen nach den Wertvorstellungen ihrer jeweiligen Lebenszeit und Gesellschaft beurteilen, nicht nach modernen Maßstäben. Dieser Sicht auf die Dinge muss ich als Historiker vehement widersprechen. Würden wir stets so verfahren, sollten wir dann etwa auch Unrechtsregime wie die NS-Diktatur bzw. das maoistische China oder aber die amerikanische Sklavenhaltergesellschaft nach den damals geltenden Norm- und Wertevorstellungen beurteilen? Ich weiß, dies sind drei extreme Beispiele, aber die Beschäftigung mit unserer aller Geschichte ist doch auch gerade deswegen von Bedeutung, damit ethisches und unethisches Handeln in Vergangenheit wie Gegenwart eingeordnet werden können. Selbstverständlich unterliegen auch diese Mechanismen einem ständigen Wandel und eine strikte Einteilung in schwarz/weiß bzw. gut/böse gibt es nicht. Dennoch sollten wir vergangene Ereignisse und Prozesse stets aufs Neue unte
    rsuchen und auch bewerten. Nur so können wir in unseren gegenwärtigen Gesellschaften ein gutes Zusammenleben nach allgemein anerkannten Normen und Werten erreichen.
    Daher darf und sollte man m.E. durchaus James Webbs Handeln nach heutigen Maßstäben beurteilten. Sein Verhalten mag damals bei der Mehrheit nicht anstößig gewesen sein, doch sicherlich empfanden auch damals schon Menschen diese Verhaltensweisen als unpassend. Seit einigen Jahren jedoch hat unsere Gesellschaft glücklicherweise in Bezug auf die Rechte von Minderheiten einen Sinneswandel durchgemacht. Dass vor diesem Hintergrund dem Teleskop der Name eines Astronomen gegeben wurde, der diskriminierend gehandelt hat, ist daher auf jeden Fall zu kritisieren. Schließlich trafen nicht Menschen aus den 1960er Jahren diese Entscheidung. Zudem sind es die Angehörigen der LGTBQ-Gemeinschaft der Gegenwart, die sich auch durch solche Aktionen weiterhin diskriminiert fühlen. Sie mit den Wertvorstellungen von damals zu vertrösten, ist m.E. unfair und vor allem äußerst unsensibel.

    Florian Lukas, Köln
    PS: In einem Beitrag wird die LGBTQ-Gemeinde als Ideologie bezeichnet. Das ist eine Relativierung unterster Schublade. Impliziert sie doch, dass eine andere sexuelle Orientierung/Identität nichts weiter sei als eine Meinung, die sich ablegen ließe. Zudem gehören solche "politischen" Beiträge durchaus auch in eine Astronomie-Zeitschrift; und zwar besonders dann, wenn es auch in der astronomischen Wissenschaftsgemeinschaft weiterhin große Gleichberechtigungsprobleme und reaktionäre Meinungen gibt.

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    Die Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener ist nach § 189 StGB eine Straftat. Wenn gegen Herrn Webb nur "Gefühle" geäußert werden, aber keine konkreten Fakten benannt werden können, so empfinde ich das durchaus als Verunglimpfung. Ich bitte daher höflich, von derartigen Bekundungen künftig Abstand zu nehmen, dabei wollen Sie bitte auch auf die Gefühle Ihrer Leser Rücksicht nehmen.

    Jürgen Würfel, München

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  • An den Ufern des Eridanus

    03.01.2022, Christian Weis
    Vielen Dank für den sehr gelungenen Beitrag "An den Ufern des Eridanus" von Klaus-Peter Schröder" in der Dezemberausgabe. Die beiden Zwerge bei Omikron-2-Eri kannte ich noch nicht und konnte sie visuell bei perfekten Bedingungen in einem 25"-Teleskop sehen. Der Farbunterschied ist mit einem solch großen Teleskop auch bei den beiden lichtschwachen Objekten auffällig. Geneigten visuellen Beobachtern und Astrofotografen kann ich die Galaxien NGC 1618, NGC 1622 und NGC 1625 empfehlen, welche sich allesamt in unmittelbarer Nähe zu nü Eridani befinden. Während dieser helle Stern das Aufsuchen der Galaxien ungemein erleichtert und ggf. als Leitstern fungieren kann, so blendet er allerdings bei der visuellen Betrachtung erheblich.
  • Michael Fritz, Klaus-Peter Schröder: Planetarischer Nebel und Sternhaufen im Achterdeck: ein physisches Paar? (SuW 1/2022, S. 60-62)

    16.12.2021, Dr. Wolfgang Steinicke, Umkirch
    In dem kurzen Artikel geht es um den Planetarischen Nebel NGC 2452 und den Sternhaufen NGC 2453 in Puppis. Beide liegen nur 9 Bogenminuten auseinander bei einer Deklination von etwa -27°.
    Die Autoren schreiben über das bemerkenswerte kosmische Paar: „Bei einer soweit südlichen Himmelsposition von einheimischen Gefilden nicht ganz einfach. Dies mag der Grund dafür sein, dass beide Objekte erst am 1. Februar 1837 entdeckt wurden, von John Herschel, dem Sohn des deutsch-englischen Astronomen Wilhelm Herschel, während seines Aufenthalts am Kap der Guten Hoffnung (Südafrika) – und nicht schon von seinem Vater, dessen Teleskop er benutzte.“
    Hier sind gleich drei Dinge inkorrekt.
    1. John hat in Feldhausen (nahe dem Tafelberg) nicht das Teleskop seines Vaters benutzt, es war eine Neukonstruktion im Herschel-Stil mit einem etwas kleinerem Spiegel.
    2. Beide Objekte wurden von John nicht zusammen entdeckt; NGC 2452 am 1. Februar und NGC 2453 am 5. Februar 1837. Von diesen Beobachtungen stammen auch die zitierten Beschreibungen.
    3. Der angeführte Grund dafür, dass nicht bereits William Herschel das Paar gesehen hat (zu weit südlich), ist irreführend. William hat Deep-Sky-Objekte bis -34° Deklination entdeckt. Am 9. Dezember 1784 (sweep 333) suchte er die fragliche Gegend in Puppis ab. Er fand die Offenen Sternhaufen NGC 2467 und NGC 2527 (1.4° nordöstlich bzw. 4° westlich des Paars). Das Paar selbst lag offenbar nicht auch seinem Beobachtungsweg (“sweep path“), außerdem geschah kurz vor der Sichtung von NGC 2647 ein Missgeschick: „Der Seilzug [um die Deklination zu fixieren] sprang aufgrund von Vereisung aus der Rolle.“ Unter anderen Umständen wäre Herschel das Paar NGC 2452/53 sicher nicht entgangen.

  • Ist die Astronomie ein Spezialgebiet?

    08.11.2021, Dr. Tanja Rindler-Daller, Universitätssternwarte Wien
    Ich kann Lutz Clausnitzers Aussagen in dem Artikel "Ist die Astronomie ein Spezialgebiet?" in der Oktoberausgabe 2021 uneingeschränkt zustimmen. Die Astronomie ist eine eigenständige Disziplin mit vielen Querverbindungen zu anderen Naturwissenschaften, zur Mathematik, Informatik und Technik, sowie zu Geisteswissenschaften wie Philosophie, Geschichte und Archäologie. Die
    Astronomie ist nicht auf Astrophysik reduzierbar. Was die Disziplinfrage
    angeht, ist selbst an den Hochschulen ein steter Einsatz nötig; die
    Tatsache dass Astronomie in Deutschland als "kleines Fach" gilt, sagt
    schon einiges über die Problematik aus. Und gab es zu meiner Studienzeit
    noch drei Standorte in Österreich, wo man Astronomie vom ersten Semester
    an als eigenständiges Fach studieren konnte, ist heutzutage nur noch
    jener in Wien übriggeblieben. Der Reduktionismus, Astronomie auf
    Astrophysik zu beschränken ist für mich insofern unerklärlich, da wir
    eine Fülle neuer Disziplinen aus dem Boden wachsen sehen. Es gibt in der
    modernen Welt mehr Wissenschaften als je zuvor in der Geschichte der
    Menschheit. Warum will man dann gerade die älteste von ihnen, die
    Astronomie, in einen Studienzweig, oder eine Teildisziplin der Physik
    subsumieren? Abgesehen davon, dass es mittlerweile mehr
    "Astro"-Teildisziplinen gibt (Astrophysik, Astrobiologie, Astrochemie,
    Astromineralogie, Astrostatistik, Astroinformatik, etc), als je zuvor;
    sie sind alle aus der Astronomie erwachsen.

    Als Schulfach kann Astronomie einen enormen Beitrag zur
    Allgemeinbildung, wie auch zu einem allgemeineren
    Wissenschaftsverständnis leisten. Und gerade auch letzteres ist für
    moderne Gesellschaften unumgänglich. Wir sehen ja gerade in diesen Tagen
    was passiert, wenn es hier Defizite gibt. Ich freue mich über all den
    Einsatz engagierter Lehrkräfte in den Schulen, astronomische
    Erkenntnisse den Schülern und Schülerinnen näher zu bringen, auch was
    Aktivitäten hier in Österreich angeht. Ich wünsche allen deutschen
    Kollegen und Kolleginnen viel Erfolg in dem Bestreben, Astronomie in der
    Schule auszubauen und weiter zu etablieren. Ich würde mir solch ein
    Ziel auch für Österreich wünschen, aber ohne den gleichen historischen
    Hintergrund erachte ich dieses Unterfangen hier als noch schwieriger. Es
    mag sich jeder/jede selbst die befremdliche Frage stellen, warum im
    ehemaligen "Ostblock" Astronomie ein Schulfach war, aber im sogenannten
    "Westen" nicht? Menschen wie Lutz Clausnitzer leisten mit ihrem Einsatz
    einen unschätzbaren Beitrag zu einer aufgeklärten Gesellschaft im besten
    Sinne des Wortes, worin Aufklärung auch Freiheit des Menschen
    impliziert. Wie sagte Immanuel Kant (1724-1804):
    "Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender
    Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken
    damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische
    Gesetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelheiten verhüllt oder im
    Überschwenglichen, außer meinem Gesichtskreise suchen und bloß vermuten;
    ich sehe sie vor mir und verknüpfe sie unmittelbar mit dem Bewusstsein
    meiner Existenz."

    Möge das Erbe von Lutz Clausnitzer weiterwirken und weiterwachsen!



  • Die Schulastronomie lebt weiter!

    23.09.2021, Silvio Henker, Dresden
    Mit großer Bestürzung habe ich in SuW 10/2021 vom Tod Lutz Clausnitzers erfahren und möchte seiner Familie aber auch seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern mein Mitgefühl ausdrücken.
    Seit vielen Jahren bemühte er sich darum, der Astronomie wieder den Platz im Leben der Schülerinnen und Schülern einzuräumen, den sie verdient. Seit der Veröffentlichung seines offenen Briefes im September 2019 hatte ich das Gefühl, es tut sich endlich etwas. Als Physik- und Geographielehrer stand ich über SuW mit Herrn Clausnitzer in Kontakt und konnte meine Erfahrungen aus dem Schulalltag einbringen.
    Schülerinnen und Schüler und auch viele Eltern sind nach wie vor an der Astronomie sehr interessiert. Meine 10. Klasse hat zum Beispiel heute im Physikunterricht mit einer klassischen drehbaren Sternkarte Koordinaten sowie Auf- und Untergangszeiten von Sternen bestimmt – analog, ganz ohne App! Dieses Hilfsmittel gibt es seit Jahrzehnten und es ist verblüffend, wie einfach sich damit die Vorgänge am Himmel beschreiben lassen. Schülerinnen und Schüler, auch diejenigen, die sich sonst weniger für den naturwissenschaftlichen Unterricht begeistern lassen, waren fasziniert.
    In den (sächsischen) Lehrplänen ist die Astronomie derzeit leider nur ansatzweise enthalten und die Umsetzung der wenigen Inhalte hängt zu sehr vom persönlichen Interesse der Lehrkraft an der Astronomie ab.
    An unserer Schule führen wir auch in diesem Jahr wieder einen Beobachtungsabend an den Fernrohren mit Vorträgen von Schülern zu den beobachteten Objekten am Himmel durch – das Interesse daran ist in der Schulgemeinschaft groß.
    Überall auf der Welt wird geforscht und regelmäßig staunt die Wissenschaft selbst, aber auch die Allgemeinheit über neue Erkenntnisse. Das erste „Foto“ eines schwarzen Lochs hat inzwischen bestimmt jeder einmal gesehen. Das Grundwissen, solche Erkenntnisse einordnen zu können, geht den Menschen aber immer mehr verloren. In den wenigen Physikstunden, die mir mit meiner 10. Klasse zu den astronomischen Themen verbleiben, werde ich wohl nicht mehr dazu kommen.
    Florian Freistetter sagt in der 453. Folge seines sehr zu empfehlenden Podcasts „Sternengeschichten“, dass die Wissenschaft neben der Forschung eben auch die Verpflichtung habe, neue Erkenntnisse den Menschen zu vermitteln. Meines Erachtens gelingt dies nur, wenn in der Schule auch das dafür notwendige astronomische Grundwissen im Astronomieunterricht vermittelt wird.
    Ich wünsche mir, dass Herrn Clausnitzers Engagement für die Schulastronomie fortgeführt wird und ebenso, dass Sterne und Weltraum weiterhin die Astronomische Bildung unterstützt, etwa durch das Projekt „Wissenschaft in die Schulen“.

    Mit besten Grüßen aus Dresden, Silvio Henker
  • Galaxien mit Überlichtgeschwindigkeit

    16.08.2021, Reiner Guse, Peine
    In dem interessanten Artikel zur Physik des Warp Antriebs (SuW 9/2021 S. 35) wird auf Seite 36 ausgesagt, dass noch heute die Expansion extrem weit entfernte Galaxien mit Überlichtgeschwindigkeit davon treibt, wodurch uns ihr Licht nicht mehr erreicht. Wäre das der Fall, könnten wir kein Licht von Objekten empfangen, deren kosmologische Rotverschiebung über 1,6 liegt bzw. deren Lichtlaufdistanzen im Bereich von 10 und mehr Gigajahren liegen. Diese Objekte entfernen sich nämlich aufgrund der Expansion mit Überlichtgeschwindigkeit. Nun erreicht uns trotzdem dieses Licht, da sich mit der Zeit die Expansionsgeschwindigkeit in einem bestimmten Abstand von unser Galaxie verringert. Man kann es auch anders ausdrücken: Die Hubble-Konstante hat sich mit der Zeit verringert, daher spricht einiges dafür, sie besser als Hubble-Parameter zu bezeichnen. Eine anschauliche Beschreibung dieses Sachverhaltes findet man unter:
    www.reiner-guse.de/assets/applets/Ausw_Expansion_Fer.pdf
    Stellungnahme der Redaktion

    Herr Guse hat insofern Recht als auch das Licht von Objekten, die sich mit Überlichtgeschwindigkeit (gerechnet in proper time und proper distance) von uns entfernen, uns durchaus erreichen kann. Auch seine Erklärung für dieses scheinbare Paradoxon ist vollkommen richtig.
    Trotzdem ist auch der kritisierte Satz auf S. 36 nicht ganz falsch. Denn wenn (wie das gegenwärtige Konsensmodell der Kosmologie annimmt) eine kosmologische Konstante die Expansion des Universums antreibt, dann gibt es tatsächlich in einem räumlich flachen und unbegrenzten Universum Objekte, deren Licht uns auch in unendlicher Zeit nicht erreichen kann. Technisch gesprochen: Dann bleibt der Partikelhorizont in mitbewegten Koordinaten für alle Zeiten in einer endlichen Entfernung.
    Aber der kritisierte Satz ist auch nicht ganz richtig. Denn es ist nicht die Expansion an sich, sondern es ist die Kosmologische Konstante (das ist eine Form der sog. Dunklen Energie), die dafür verantwortlich ist, dass uns das Licht jener Objekte nicht erreicht. Ganz richtig wäre er, wenn in der ersten Hälfte des Satzes das Wort "Expansion" durch "kosmologische Konstante" oder durch "Dunkle Energie" ersetzt und die "Überlichtgeschwindigkeit" weggestrichen würde.
    U.B.

  • Eisen und Nickel in den meisten Kometen

    10.08.2021, Armin Förtsch, Berlin
    Eine kleine mäkelige Anmerkung zum Bericht im SuW9/2021, S 22ff: Auf S23 steht (ich zitiere) "...polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAH) sein, bei denen es sich um Schichten von Kohlenwasserstoffatomen handelt,...". PAH sind Moleküle.
    Die nachfolgende Beschreibung der PAH-Moleküle ("... durch Wasserrstoffatome begrenzt ..." ) produziert zumindest auf der Stirn eines Chemikers viele Falten. Es liegen hier Kohlenstoff-Wasserstoff-Bindungen vor. Die Kohlenstoffe liegen als flache Kohlenstoff-Sechsecke mit sechs "verschmierten", i.e. delokalisierten Elektronen (aromatische Struktur) über jeweils sechs Ring-Kohlenstoffatome vor, die die Bindung zu den Schwermetallatomen ermöglichen.
    Im Übrigen lese ich Ihre Zeitschrift jeden Monat mit Freude und viel Gewinn.
    Stellungnahme der Redaktion

    Richtig. Vielen Dank für den Hinweis. Es müsste dort statt "Kohlenwasserstoffatomen" korrekterweise "Kohlenstoffatomen" heißen, und ein Ausdruck wie "molekulare Plättchen" oder noch besser einfach "Moleküle" wäre angemessener als "Schichten". Es gibt nämlich auch nicht-ebene PAHs.
    U.B.

  • SuW 8/2021 S. 41, Treffpunkt Mars

    09.08.2021, Dr. Robert H. Schertler, Braunau
    Vielen Dank für den hervorragenden Artikel und die Bildauswahl. Auf S. 41 ist in der Grafik "Kein Planetenfieber" im linken Teil (Temperaturen der Atmosphäre) die Farbabstufung bei rot mit -198 Grad C beschriftet. Müsste wohl -98 Grad C lauten, dann passen auch die einzelnen Intervalle von rot bis blau zusammen, und so kalt wird es am Mars dann doch nicht.
    Liebe Grüße
    Dr. Robert H. Schertler
    Stellungnahme der Redaktion

    Richtig. Vielen Dank für den Hinweis.
    U.B.

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