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Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

Vor 20 Jahren brachten meine beiden Vorgänger Reinhard Breuer und Carsten Könneker ein wegweisendes Magazin heraus, das bis heute im deutschsprachigen Raum seinesgleichen sucht: Es präsentiert die wichtigsten neuen Erkenntnisse aus Neurowissenschaft und Psychologie, oft geschrieben von herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der jeweiligen Fachgebiete.

Zum Jubiläum von »Gehirn&Geist« werfen wir einen Blick zurück auf das Titelthema der ersten Ausgabe, die im März 2002 erschien und sich einem der größten Rätsel der Wissenschaft überhaupt widmete: der Frage nach dem menschlichen Bewusstsein. Was hat die Forschung seit damals herausgefunden? Welche neuen Ansätze verfolgen die Fachleute? Darüber spricht mein Kollege Steve Ayan mit der Neuropsychologin Melanie Wilke und dem Philosophen Michael Pauen, der bereits in der Erstausgabe Autor war. Begleitet wird das Interview von einem Artikel, der sieben zentrale Aspekte des Phänomens »Bewusstsein« beleuchtet.

Wir wollen diesen runden Geburtstag aber nicht allein feiern, sondern auch zusammen mit Ihnen. Eine der häufigsten Fragen, die uns erreichen, ist etwa jene, wie das Heft eigentlich entsteht. Die Infografik auf S. 26/27 zeigt Ihnen, welche Wege wir von der ersten Idee bis zum Druck gehen. Zudem möchten wir uns mit Ihnen über das Jahr hinweg in lockerer Runde austauschen: Abonnentinnen und Abonnenten haben die Möglichkeit, sich mit einem Teil der Redaktion zu einem entspannten, virtuellen Kaffeekränzchen zu treffen und mit uns über alles zu sprechen, was sie wissen wollen.

Wie Sie sich zu einem der Plauderstündchen anmelden können und was wir in diesem Jahr noch so planen, entnehmen Sie bitte unserer Sonderseite im Internet (siehe Hinweis unten).

Auf die nächsten 20 Jahre mit »Gehirn&Geist« und gemeinsam mit Ihnen freut sich
Daniel Lingenhöhl

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Gehirn&Geist – Multiple Persönlichkeit: Was hinter der dissoziativen Identitätsstörung steckt

Manche Menschen scheinen verschiedene Ichs in sich zu tragen, die im Wechsel die Kontrolle über den Körper übernehmen – mit jeweils eigenem Alter, Namen und Geschlecht. Unsere Experten, die zu dissoziativen Phänomenen forschen, stellen die wichtigsten Fakten zur »Multiplen Persönlichkeit« vor. Ergänzend dazu geht die Psychologin Amelie Möhring-Geisler der Frage nach, ob rituelle Gewalt in der Kindheit gezielt Persönlichkeitsspaltungen herbeiführt. In dieser Ausgabe beginnt zudem eine neue Artikelserie zum Thema »Long Covid und ME/CFS«. Im Interview spricht Carmen Scheibenbogen von der Berliner Charité über Ursachen von ME/CFS, den Versorgungsmangel in Deutschland und Hoffnung auf Medikamente. Darüber hinaus berichten wir über das Glücksparadox, das besagt: Je mehr wir dem Glück hinterherjagen, desto weiter entfernt es sich. Wir stellen das Thema psychotherapeutische Patientenverfügung vor, die im psychischen Krisenfall eine große Hilfe sein kann, sowie die noch immer rätselhafte Schmerzerkrankung Fibromyalgie, über deren Ursachen noch viel spekuliert wird.

Spektrum Kompakt – Das Unbewusste

Viele unserer Denkprozesse laufen auf Autopilot ab. Untersucht wurden sie schon von Sigmund Freud, C. G. Jung und Alfred Adler. Heute arbeitet man daran, das Zusammenspiel von Unbewusstem und Bewusstem neuronal sichtbar zu machen oder psychische Abwehrmechanismen durch bestimmte Tests zu ergründen.

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