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Sozialer Schmerz: Wenn die Seele wehtut

Ob uns ein anderer "vor den Kopf stößt" oder "über den Mund fährt": Für seelische Verletzungen verwenden wir oft die gleichen Begriffe wie für ­körperlichen Schmerz. Laut neuen Studien beruhen beide Empfindungen ­tatsächlich auf ähnlichen neuronalen Mechanismen.
Gebrochenes Herz mit Pflaster zusammengehalten

Schmerzen verstehen wir gemeinhin als etwas, was sich mit handfesten Mitteln lindern lässt: Bei Halsentzündung hilft meist Gurgeln und Wärme, bei verstauchten Gliedmaßen Ruhigstellen. Doch was tun bei Zurückweisung und Liebeskummer? Obwohl ebenfalls schmerzhaft, würde niemand einen Kloß im Hals mit warmen Wickeln behandeln oder ein gebrochenes Herz eingipsen.

Auch wenn wir für seelisches Leid oft die gleichen Begriffe verwenden wie für körperlichen Schmerz, unterscheiden sich die Empfindungen in vielerlei Hinsicht. So nehmen wir etwa psychischen Schmerz oft als belastender wahr, wie Forscher der University at Buffalo (USA) feststellten. Gefragt nach dem schlimmsten Erlebnis ihres Lebens, nannten drei von vier Befragten den Verlust eines geliebten Menschen. Eine schwere Verletzung oder Krankheit wurde seltener genannt als zum Beispiel ein beruflicher Rückschlag.

Trotz der unterschiedlichen Eindrücke, mit denen wir psychische und physische Verletzun­gen verbinden, sind ihre Folgen für den Körper mitunter erstaunlich ähnlich. "Stress-Kardio­myopathie" nennen Fachleute ein seltenes Herzleiden, das ohne erkennbare organische Ursache auftritt. Der wahrscheinlichste Auslöser für die infarktartigen Symptome spiegelt sich in einer anderen Bezeichnung wider: "Gebrochenes-Herz-Syndrom": Oft geht dem Leid eine besondere emotionale Belastung voran. Offenbar kann Liebeskummer – in extremer Form – einem tatsächlich "das Herz brechen" ...

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  • Quellen

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Gündel, H. et al.: Functional Neuroanatomy of Grief: an fMRI Study. In: Journal of Psychiatry 160, S. 1946-1953, 2003

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Wittstein, I. S. et al.: Neurohumoral Features of Myocardial Stunning due to Sudden Emotional Stress. In: New England Journal of Medicine 352, 539-548, 2005