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Moderne Flohmittel bekämpfen Parasiten an der Wurzel: Wissenschaft im Alltag: HighChem gegen Flöhe



Wenn Katzen durchs Gebüsch schleichen und Hunde sich im Gras wälzen, freut das auch Blut saugende Parasiten. Mit allerlei Mitteln versuchen Tierhalter, insbesondere einen Befall durch Flöhe oder – wenn es denn schon zu spät ist – ihre Vermehrung im Fell des Lieblings zu verhindern. Shampoos, Puder, Sprays und Halsbänder sind mögliche Darreichungsformen, besonders wirksam sind aber Tropfen. Einige wenige davon, auf die Haut im Nackenbereich von Hund und Katze aufgebracht, verhindern einen Flohbefall für viele Wochen. Erhältlich sind diese "Spot On"-Produkte nur beim Tierarzt, die Packungsgröße entspricht der Dosierung je nach Gewichtsklasse.

Die Wirkstoffe vermischen sich mit dem Hautfett, das den gesamten Körper überzieht. Einige Produkte werden auch in den Talgdrüsen der Haarfollikel gespeichert und kontinuierlich an die Hautoberfläche abgegeben. Marktführend sind derzeit Produkte mit dem Wirkstoff Fipronil der Firma Merial beziehungsweise mit dem Wirkstoff Imidacloprid der Firma Bayer Tiergesundheit. Beide Präparate verteilen sich innerhalb von weniger als zwölf Stunden nach dem Auftragen über die gesamte Körperoberfläche und bereits einen halben Tag nach der Behandlung sind über neunzig Prozent der geschlechtsreifen Flöhe tot. Untersuchungen der Firma Bayer haben ergeben, dass die Konzentration von Imidacloprid in der Hundehaut nach 28 Tagen auf 1 ppm (part per million) gesunken ist, was nach Firmenangabe noch immer das Zehnfache der Menge ist, die einen erwachsenen Floh tötet. Da sich die Wirkstoffe in oder auf der Haut anreichern, werden sie zudem nicht so leicht ausgewaschen, wie es bei Präparaten der Fall ist, die dem Tierhaar anhaften. Spot-On-Präparate töten praktisch alle Flöhe innerhalb von 18 Stunden und verhindern so, dass neue Eier gelegt werden.

Gegner der Spot-On-Behandlung kritisieren, dass die Wirkstoffmengen, die Tiere bei ihrer Körperpflege oral aufnehmen, diesen schaden können. Doch von der Zulassungsbehörde beispielsweise zu Fipronil angeforderte Untersuchungen ergaben, dass "selbst bei Tieren, denen eine hohe Überdosis verabreicht worden war, keine Abweichungen der Leber- und Nierenwerte auftraten". Eine Alternative sind Tabletten, also Präparate, die systemisch wirken und mit dem Blutstrom verteilt werden. Hier muss der Parasit jedoch erst einmal Blut saugen, um in Kontakt mit dem Insektizid zu kommen. Einige dieser "Anti-Floh-Tabletten" haben keine Wirkung auf das erwachsene Tier, sondern hemmen allein die Entwicklung der Larve im Ei.

Doch jedes Insektizid belastet den Körper des Tieres – das ist nicht zu vermeiden. Eine hundertprozentige Sicherheit, dass langfristig keine Folgeschäden auftreten, kann es nicht geben. Deshalb kommen auch Präparate auf den Markt, die sich als biologische oder chemiefreie Alternative bezeichnen und die auf Vitamin-B- oder Knoblauch-Gabe setzen. Allerdings ist deren Wirksamkeit wissenschaftlich nicht erwiesen beziehungsweise zum Teil sogar widerlegt.

Wussten sie schon?

- Rückgang der FAD: Während eines Flohbisses gelangt immer auch ein wenig Flohspeichel in die Haut. Dieser kann eine allergische Reaktion mit Hautrötungen und Juckreiz bis hin zur Flohallergie-Dermatitis (FAD) hervorrufen. Jahrelang war die FAD die häufigste Hauterkrankung von Hund und Katze, dank der Spot-On-Behandlungen kommt sie in den letzten Jahren immer seltener vor.
- Der Schwarze Tod: Rattenflöhe können mit ihrem Stich die Erreger der Beulenpest übertragen, die im 14. Jahrhundert ein Drittel der Bevölkerung Europas auslöschte. 1999 wiesen Mikrobiologen in den USA bei Eichhörnchen und Nagetieren mit Flohbefall aus 22 Bezirken in der Umgebung von Sacramento (Kalifornien) Pesterreger nach und im Jahr 2000
begannen dort staatliche Gesundheitsorganisationen regelmäßig Warnungen vor pestgefährdeten Gebieten herauszugeben. Experten zweifeln aber daran, dass auch der Katzenfloh die Pesterreger auf seinen Wirt übertragen kann.
– Zuerst der Mensch, dann das Tier: 1762 gründeten die Franzosen in Lyon die erste veterinärmedizinische Fakultät der Welt. Das ursprüngliche Ziel der Veterinärmedizin war nicht so sehr das Wohl der Tiere, vielmehr war man um ein besseres Verständnis der vom Tier auf den Menschen übertragenen Krankheiten (Zoonosen) bemüht. Die erste veterinärmedizinische Bildungsstätte wurde dementsprechend 1778 in Hannover gegründet, um die damals grassierenden Pferde-Seuchen zu erforschen.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 7 / 2003, Seite 64
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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