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Reptilien: Berliner Forscher entdeckt Schlange mit Reißzahn

Eine neue Erdvipernart aus Westafrika besticht durch besondere Merkmale. Wegen ihres Reißzahns kann man sie nicht hinter dem Kopf packen.
Erdviper

Erdvipern sind auf den ersten Blick eher unscheinbare Schlangen: Sie werden maximal einen Meter lang, leben überwiegend unterirdisch und sind eher in gedeckten Farben unterwegs. Doch ein genauerer Blick lohnt. Denn diese Reptilien besitzen im Verhältnis zur Länge ihres Kopfes die längsten Fangzähne unter den Schlangen – und diese liegen horizontal im Kiefer der Tiere. Deshalb müssen Biologen wie Mark-Oliver Rödel vom Museum für Naturkunde Berlin besonders vorsichtig mit ihnen umgehen, wenn sie diese Reptilien untersuchen. Zusammen mit Kollegen beschreibt der Wissenschaftler eine neue Erdvipernart aus Westafrika namens Atractaspis branchi im Journal »Zoosystematics and Evolution«.

Die Giftzähne sind zwar nur wenig beweglich, können aber dafür seitlich aus dem Maul herausgesteckt werden. Die Vertreter von Atractaspis branchi müssen daher ihren Mund gar nicht öffnen, wenn sie angreifen, stattdessen können sie mit Bewegungen des Kopfes zustechen und ihr Gift abgeben – eine Anpassung an ihre unterirdische Lebensweise: In den Grabgängen ihrer Beutetiere ist es meist so eng, dass sie das Maul nicht weit öffnen können, um zuzubeißen. Stattdessen stechen sie zu und injizieren ihr Gift; die Beute verzehren sie dann wie andere Schlangen auch durch Hinabwürgen. Schlangenfänger können wegen der Reißzähne die Tiere nicht einfach direkt hinter dem Kopf packen, solange dieser einen gewissen Bewegungsspielraum hat.

Die Schlangen besitzen ein Gift, das allerdings nur bei wenigen Arten schwere Vergiftungen auslösen oder sogar zum Tod führen kann. Im Bereich der Wunde kann es zu Nekrosen kommen und das Gewebe absterben. Zudem besitzt die Art eine gewisse Sprungkraft und ist in der Lage, bei einer Attacke eine komplette Körperlänge nach vorne zu schnellen, was den Umgang mit ihr ebenfalls erschwert.

Heimisch ist Atractaspis branchi in den bedrohten Regenwäldern Westafrikas und hier wahrscheinlich endemisch. Benannt wurde sie nach dem kürzlich verstorbenen südafrikanischen Herpetologen William Roy Branch, einem weltweit führenden Experten für afrikanische Reptilien.

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