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Tektonik: Erdbeben lässt Insel schneller versinken

Die Pazifikinsel Samoa muss sich schneller auf den steigenden Meeresspiegel einstellen. Ein schweres Erdbeben sorgte dafür, dass das Eiland weiter absinkt.
Untergang auf Samoa - in diesem Fall der Sonne

Am 29. September 2009 ereignete sich knapp 1809 Kilometer vor den Inseln von Amerikanisch-Samoa ein gewaltiges Erdbeben. Mit einer Stärke von 8,1 löste es bis zu 14 Meter hohe Tsunamis aus, die mehrere Dörfer wegrissen und 200 Menschen töteten. Doch auch langfristig beschäftigt das Ereignis die Bewohner der Eilande: Wie Shin-Chan Han von der University of Newcastle in Callaghan und Kollegen im »Journal of Geophysical Research« berichten, löste das Beben ein beschleunigtes Absinken der Region aus. Die Bewohner müssten daher aus zwei Gründen mit einem stärkeren Meeresspiegelanstieg rechnen: durch den Klimawandel und wegen der tektonischen Abwärtsbewegung.

Durch das Beben soll es vor Ort bis zum Ende des Jahrhunderts zu einem zusätzlichen Anstieg des Pazifiks um 30 bis 40 Zentimeter kommen, schreiben die Autoren. Die gegenwärtige Rate, in der der Meeresspiegel hier ansteigt, liege fünfmal höher als im globalen Mittel, was Siedlungen an der Küste zusätzlich gefährde, so Han und Co. Vor dem Ereignis stieg der Meeresspiegel in der Region um zwei bis drei Millimeter jährlich – vor allem wegen der Eisschmelze an den Polen und der thermisch bedingten Ausdehnung des Wassers durch die Erderwärmung –, doch habe sich dies nun drastisch beschleunigt, erzählt Han in einer Mitteilung.

Dabei waren die Erschütterungen 2009 ein ziemlich einzigartiges Ereignis: Sie wurden durch zwei nahezu zeitgleiche Beben ausgelöst, die am Nordende der Kermadec-Tonga-Subduktionszone losbrachen. Hier verschwindet die Pazifische unter der Australischen Platte, wobei sich das Gestein permanent verhakt und verkeilt, bis sich die auftretenden Spannungen ruckartig lösen. Es handelt sich um eine der aktivsten Plattengrenzen der Erde. Um die Folgen für Amerikanisch-Samoa abzuschätzen, vermaßen die Geologen die Region mit Hilfe von GPS-Daten und nutzten von Satelliten aufgezeichnete Veränderungen des Schwerefelds der Erde. Diese Werte verglichen sie zudem mit verschiedenen Wasserstandsdaten. Daraus entwickelten sie ein Modell, das die zukünftige tektonische Bewegung der Insel darstellen soll.

Die einzelnen Inseln der Samoa-Gruppe (einschließlich Amerikanisch-Samoa) sind unterschiedlich um die Verwerfungslinie platziert, weshalb sie nicht gleich reagieren. Durch die Plattentektonik bewegt sich beispielsweise die Hauptinsel Samoa einheitlich in horizontaler und vertikaler Richtung, während sich Amerikanisch-Samoa fast ausschließlich vertikal verändert. Wegen der durch das Beben ausgelösten Senkung sinkt sie doppelt so schnell ab wie Samoa. »Amerikanisch-Samoa ist ein extremer Fall«, so Han: »Der Ozean frisst die Insel auf.« In naher Zukunft besonders gefährdet sei die Hauptstraße, die auf Meereshöhe um die Insel führt. Sie könnte durch den Anstieg und bei Sturmfluten noch häufiger überschwemmt werden.

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