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Frei fliegender Felsplanet: Erdgroßer einsamer Wanderer entdeckt

Zahlreiche vagabundierende Planeten fliegen durch die Milchstraße. Nun haben Forscher einen entdeckt, der der Erde gleicht wie bislang kein anderer.
Einzelgänger-Planet in einer künstlerischen Darstellung

Die Milchstraße ist wahrscheinlich bevölkert von Ausgestoßenen: Planeten, die vor langer Zeit aus ihrem Heimatsystem geschleudert wurden und nun allein durchs All fliegen. Den bisher kleinsten dieser Vagabunden haben nun Astronomen um Przemek Mróz vom California Institute of Technology aufgespürt. Seine Größe liegt vermutlich zwischen der des Mars und der Erde, schreiben die Wissenschaftler in einer Vorabveröffentlichung.

Die frei fliegenden Planeten verraten sich ausschließlich dadurch, dass sie an einem weit im Hintergrund liegenden Stern vorbeiziehen und dessen Licht für einen kurzen Moment verstärken. Der Grund dafür ist ein Effekt, der auf ihre eigene Schwerkraft zurückgeht: eine so genannte Mikrogravitationslinse. Im Fall des neu gefundenen Planeten, dem die Forscher die Bezeichnung OGLE-2016-BLG-1928 gaben, währte diese Linsenerscheinung so kurz wie bei keiner anderen bislang beobachteten – nicht einmal 42 Minuten. Rechnet man dazu noch das Ausmaß der optischen Verzerrung ein, ergibt sich die nur sehr geringe Größe des Vagabunden.

Bisher entdeckte Planeten ohne Sternsystem waren zumeist deutlich größere Gasplaneten. Mit Hilfe des für 2025 geplanten Weltraumteleskops Nancy Grace Roman wollen Forscher künftig noch deutlich mehr dieser Winzlinge aufspüren, denn diese sollten eigentlich die größte Gruppe unter den ungebundenen Planeten ausmachen. Mróz und Kollegen gelang ihre Entdeckung jedoch noch im Rahmen des seit 1992 laufenden Projekts Optical Gravitational Lensing Experiment (OGLE) der Universität Warschau. Sie griffen dazu auch auf Beobachtungsdaten anderer Organisationen zurück. Die Veränderungen des Sternenlichts, die der Planet durch seine Schwerkraft auslöste, liegen gerade noch eben über der derzeitigen Nachweisgrenze, so die Forscher.

Noch können sie aber nicht mit völliger Sicherheit sagen, dass OGLE-2016-BLG-1928 an keinen Stern gebunden ist. Theoretisch wäre es auch möglich, dass sich dieser im Licht des Hintergrundsterns versteckt. Was stimmt, werde sich erst in einigen Jahren herausstellen, wenn sich die Position des potenziellen Vordergrundsterns weit genug verschoben habe, heißt es in einem Bericht des »Scientific American«. Immerhin können Mróz und Kollegen schon ausschließen, dass sich der Planet seinem potenziellen Zentralgestirn auf weniger als das Achtfache des mittleren Abstands von Erde und Sonne nähert.

Wenn Astronomen künftig Anzahl, Größe und Beschaffenheit der planetaren Einzelgänger besser bestimmen können, wollen sie eine repräsentative Statistik der Planetenpopulation anlegen. Davon versprechen sie sich Informationen über die Frühzeit von Planetensystemen. Denn genau während der kritischen Entstehungsphase dürfte die meisten Vagabunden ihr Schicksal ereilt haben – sie wurden aus ihrer Heimat herauskatapultiert, entweder weil sie einem massereicheren Nachbarplaneten zu nahe kamen oder weil ein anderer Stern das Planetensystem durcheinanderwirbelte. Wenn man weiß, welche und wie viele Planeten dort draußen ohne Bindung an ein Planetensystem das All durchqueren, kann man bestimmte Modellvorstellungen der Planetenentstehung bestätigen oder ausschließen.

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