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Dauerregen oder Dauerhitze: Wetterlagen nisten sich offenbar immer länger ein

Extremwetter können dadurch entstehen, dass Wetterlagen über Tage oder gar Wochen unverändert bleiben. Genau solche Situationen sind offenbar zuletzt immer häufiger geworden.
Extremes Niedrigwasser im Rhein bei Düsseldorf, eine Folge der Dürre von 2018

Ein paar heiße, trockene oder feuchte Tage schaden im Allgemeinen nicht, sofern sie alsbald von anderen Wetterlagen abgelöst werden. Bleibt eine solche Wetterlage jedoch über lange Zeit bestehen, steigt das Risiko für Extremwetter: Dann wird daraus eine Dürre, wie sie Europa im Jahr 2018 erlebte, oder es fällt so viel Regen, dass es zu Überschwemmungen kommt.

Wie Wissenschaftler des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) nun schreiben, sind in den letzten 40 Jahren solche dauerhaften Wetterlagen häufiger geworden. Das erklärt das Team um Peter Hoffmann im Fachmagazin »Scientific Reports«. Der Klimawandel werde dafür sorgen, dass sich das Phänomen in Zukunft noch verstärke.

Allein in Europa seien bereits rund 70 Prozent der Landfläche von länger an einer Stelle verharrenden Wetterlagen betroffen, sagt Hoffmann in einer Pressemitteilung des PIK. »Das bedeutet, dass die Menschen, vor allem im dicht besiedelten Europa, wahrscheinlich mehr und auch stärkere und gefährlichere Wetterereignisse erleben werden.«

Hoffmann und sein Team haben dazu Karten zu Atmosphärendaten mit den Methoden der Bildanalyse untersucht. Der Computer verglich in den Darstellungen aufeinander folgender Tage, wie ähnlich die Wettermuster aussehen. Daraus errechnete er einen Score, der die »Persistenz« einer Wetterlage angibt.

Als Ursache für die zunehmende Wetterpersistenz machen die Forscher in der Pressemitteilung eine Abschwächung des Jetstreams aus. Diese Westwinde in den oberen Atmosphärenschichten sind eine wesentliche Treibkraft des Wetters. Schwache Winde könnten verhindern, dass sich Wetterlagen verschieben. Immer wieder wurde ein zu schwacher Jetstream mit Extremwetterereignissen in Zusammenhang gebracht, zuletzt bei der Rekordhitze an der kanadischen Westküste. Ob sich der Jetstream wirklich durch die Aufheizung des Klimas abschwächt, ist in Fachkreisen allerdings umstritten.

Das Team wandte seine Methode auch auf die Daten von Klimamodellen an, die das Wettergeschehen der letzten vier Jahrzehnte allein durch Simulation nachvollziehen sollten. Die beobachtete Zunahme anhaltender Wetterlagen zeigte sich hier nicht. Offenbar unterschätzen die gängigen Klimamodelle die Wetterpersistenz in den betroffenen Gebieten – und damit auch die Häufigkeit von Wetterextremen in der Zukunft.

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