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Klimawandel: Feuchtgebiete setzen verstärkt Methan frei

Sie speichern CO2, aber emittieren Methan. Feuchtgebiete spielen eine wichtige Rolle beim Klimaschutz. Doch die steigenden Temperaturen verstärken den Effekt in die falsche Richtung.
Sumpfregion während der Hochwassersaison im Pantanal-Ökosystem in Brasilien
Die klimawandelbedingt steigenden Temperaturen sorgen dafür, dass Feuchtgebiete mehr Methan freisetzen. In den Jahren 2020 und 2021 war der Effekt besonders groß.

Feuchtgebiete nehmen eine zwiegespaltene Rolle beim Klimaschutz ein. Einerseits sind sie von herausragender ökologischer Bedeutung als Lebensraum zahlreicher Tiere, als Grundwasserfilter, Überschwemmungsschutz und wichtiger Kohlenstoffspeicher. Sie können damit zur Reduzierung des Treibhauseffekts beitragen. Andererseits emittieren Feuchtgebiete jedoch das stark klimawirksame Gas Methan (CH4), das unter anderem entsteht, wenn Mikroorganismen unter Sauerstoffausschluss organisches Material verstoffwechseln. Dieser Effekt verstärkt sich mit steigenden Temperaturen. Ein Teufelskreis. Im Fachjournal »Nature Climate Change« berichtet ein internationales Team nun, dass die Methanemissionen aus Feuchtgebieten im Zeitraum von 2000 bis 2021 stark angestiegen seien. Das unterstreiche die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Überwachung der globalen CH4-Flüsse aus Feuchtgebieten, um neue Trends, Schwankungen und die zu Grunde liegenden Faktoren zu dokumentieren.

Methan heizt die Atmosphäre über einen Zeitraum von 20 Jahren betrachtet 84-mal stärker auf als Kohlendioxid (CO2). Auf Grund der relativ kurzen Lebensdauer des Treibhausgases von nur etwa zehn Jahren ist die Verringerung der Methanemissionen aus anthropogenen Quellen wie etwa Viehzucht, Erdgasgewinnung und von Mülldeponien eine wichtige Stellschraube zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter 1,5 oder 2 Grad. Der rasche Anstieg der atmosphärischen Methankonzentrationen in den zurückliegenden Jahrzehnten sowie die rekordverdächtigen Wachstumsraten in den Jahren 2020 und 2021 gäben, so schreibt das Team um Zhen Zhang von der Chinese Academy of Sciences, jedoch Anlass zur Sorge, dass der Klimawandel die CH4-Emissionen aus natürlichen Quellen wie Mooren und Sümpfen verstärke.

Die Forschenden nutzten für ihre Simulation ein Feuchtgebiets-Methanmodell, das zur Darstellung von tropischen und Permafrost-Feuchtgebieten entwickelt wurde. Es basiert auf zwei Datensätzen – zum einen werden Daten von meteorologischen Bodenstationen ausgewertet und zum anderen verwendeten die Wissenschaftler eine Reanalyse, die sich auf Satellitenbeobachtungen und atmosphärische Strömungsmodelle stützt. Die Klimaprojektionen deuteten darauf hin, dass die Emissionen aus Feuchtgebieten bis 2050 weltweit um 30 bis 50 Millionen Tonnen CH4 pro Jahr gegenüber dem Stand von 2010 ansteigen werden, schreiben sie.

Die Rückkopplung zwischen den Methanemissionen aus Feuchtgebieten und der globalen Erwärmung wird hauptsächlich auf zwei Ursachen zurückgeführt: einmal auf die Auswirkungen steigender Temperaturen auf mikrobielle Aktivitäten und das Auftauen von Permafrostböden und dann noch auf die Ausdehnung von Feuchtgebieten in den Tropen wegen des erhöhten Gesamtniederschlags. Laut jüngsten Beobachtungsstudien hat sich der tropische Wasserkreislauf bereits intensiviert. Ob nun die steigende Temperatur oder die verstärkten Niederschläge die wichtigere Rolle beim Anstieg von CH4 aus Feuchtgebieten spielen, sei allerdings noch unklar. Ungeachtet dessen müsse es nun jedoch hohe Priorität haben, sich schnell verändernde biosphärische Prozesse bei der Berechnung der verbleibenden Kohlenstoffbudgets zu berücksichtigen.

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