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Ichnofossilien: Frauen waren Sammler, Männer Mitläufer

In Tansania hatten Forscher hunderte Fußabdrücke entdeckt. Aus den Spuren wollen sie nun ablesen, wer Mann und wer Frau war und wer vor rund 19 000 Jahren auf Nahrungssuche ging.
Der Fußspur-Fundplatz Engare Sero in Tansania. Die 408 Abdrücke im Vulkanschlamm entstanden vor bis zu 19.100 Jahren.

Eine Gruppe der Massai brachte die Forscher auf die Spur: Insgesamt 408 menschliche Fußabdrücke hatte sie in Engaro Sero in Tansania entdeckt. Wie Forscher bei anschließenden Grabungen herausfanden, hatten sich die Abdrücke im Norden des Landes in ausgehärtetem Vulkanasche und -schlamm erhalten. Sie datierten sie mit Hilfe der C-14-Methode auf ein Alter zwischen 5760 und 19 100 Jahren. Aus der Verteilung der Fußspuren schließen nun Kevin Hatala von der Chatham University in Pittsburgh und seine Kollegen, dass dort unter anderem eine Gruppe von 14 Frauen, zwei Männern und einem männlichen Jugendlichen dahinmarschiert war. Laut Hatala bildeten die Frauen eine Sammlergemeinschaft auf Nahrungssuche, die von Männern begleitet wurde. Von heute noch existierenden Wildbeuter-Ethnien ist Vergleichbares bekannt.

Bei dem 2008 entdeckten Fundplatz handelt es sich um die größte bislang bekannte Ansammlung prähistorischer, menschlicher Fußspuren in Afrika. Aus der Größe und den Abständen leiten die Forscher ab, dass sich in Engaro Sero einst verschiedene Gruppen verschiedentlich bewegten – immer barfüßig, gehend und laufend, Männer mit Frauen, Erwachsene mit Kindern.

Fußabdruck in Engare Sero | Einer von 408 Abdrücken in der versteinerten Vulkanasche. Der Auswurf stammte vom unweit liegenden Vulkan Oldoinyo L'engai.

Wie die Evolutionsbiologen um Hatala in »Scientific Reports« berichten, fiel ihnen bei der Analyse allerdings eine Reihe von Spuren auf, die hinsichtlich der errechneten Laufgeschwindigkeit, der Laufrichtung und Anordnung zu einer Gruppe von 17 Menschen gehörten. Davon waren 14 weiblich. Auch sonst stammen die meisten Abdrücke in Engaro Sero wohl von Frauen. Von modernen Jägern und Sammlern wie den Hadza in Tansania oder den Aché in Paraguay wissen Forscher, dass die erwachsenen Frauen gemeinsam auf Nahrungssuche gehen. Männer begleiten sie manchmal dabei oder schauen bei den Frauen vorbei. Hatala und sein Team vermuten, dass auch in Engaro Sero einst eine weibliche Sammlergruppe mit Männerbesuch unterwegs war.

Engaro Sero liegt südlich des tansanischen Natronsees und ungefähr 100 Kilometer entfernt von Laetoli. Dort, ebenfalls im Norden Tansanias, identifizierten Paläontologen 1976 zahlreiche Spuren im Vulkangestein – von Tieren und wahrscheinlich Homininen der Art Australopithecus afarensis. Das Alter: 3,6 Millionen Jahre.

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