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Gedächtnis: Sind Videospiele besser als ihr Ruf?

Das Kind sitzt täglich stundenlang am Computer oder der Konsole, um zu zocken? Glückwunsch! Damit trainiert es womöglich sein Gedächtnis und seine Impulskontrolle.
Kinder spielen Videospiele
Zocken in jungen Jahren kann womöglich einen positiven Effekt auf die Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung von Kindern haben.

Videospiele haben bei vielen Eltern ein schlechtes Image. Eine Studie der University of Vermont könnte sie zum Umdenken anregen. Demnach haben gamende Kinder eine höhere Impulskontrolle und ein besseres Arbeitsgedächtnis als solche, die nicht zocken. Das Team um Bader Chaarani verglich, wie mehr als 2000 Neun- und Zehnjährige bei kognitiven Leistungstests abschnitten, während sie im Hirnscanner lagen. Darunter waren Heranwachsende, die täglich mindestens drei Stunden am Computer, an der Konsole oder am Handy spielten, und andere, die dies überhaupt nicht taten. Mit dem besseren Abschneiden in den Aufgaben gingen höhere Aktivitäten in Hirnregionen einher, die mit Aufmerksamkeit und Gedächtnis in Verbindung stehen. Die Autoren vermuten dahinter eine höhere Empfindlichkeit gegenüber aufgabenrelevanten Reizen.

Während frühere Studien einen Zusammenhang zwischen Videospielen, Depressionen und aggressivem Verhalten fanden, wurde Derartiges hier nicht festgestellt. Aus den Ergebnissen lässt sich aber nicht schließen, dass Videospiele die geistige Leistungsfähigkeit verbessern. Möglicherweise haben kognitiv begabte Kinder mehr Spaß am Gamen. Es könnte auch sein, dass die kleinen Probanden mit Erfahrung im Zocken einen ungewollten Vorteil hatten: In der Studie mussten sie mit einem Eingabegerät möglichst schnell und genau darauf reagieren, was auf dem Bildschirm vor ihren Augen passierte – das erinnert an typische Herausforderungen bei einem Videospiel, wie der Mediziner Kirk Welker von der Mayo Clinic in Rochester in einem Kommentar anmerkt. »Wir können nicht sagen, ob das regelmäßige Spielen von Videogames zu besseren neurokognitiven Leistungen führt«, sagt Chaarani. »Aber es ist ein ermutigendes Ergebnis, das wir bei diesen Kindern weiter untersuchen müssen, wenn sie ins Jugend- und junge Erwachsenenalter übergehen.«

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