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Kleinplaneten-Kollision: Gigantischer Einschlag auf dem Mond?

Ein ungewöhnlich langsamer Volltreffer durch einen Planetoiden könnte die Unterschiede zwischen Vorder- und Rückseite des Mondes erklären.
Künstlerische Darstellung der Kollision eines Planeten mit einem deutlich kleineren Planetoiden.

Der Einschlag eines Kleinplaneten gab dem Mond wohl seine heutige Gestalt. Das jedenfalls folgt aus Computersimulationen einer Arbeitsgruppe um Meng-Hua Zhu von der Macau University of Science and Technology, nach denen ein solcher Zusammenprall den Unterschied zwischen den beiden Hälften des Mondes erklären könnte. Demnach schlug in der Frühzeit des Mondes ein zwischen 700 und 800 Kilometer messender Körper auf der heutigen erdzugewandten Seite ein; damit das Szenario funktioniert, müsse der Kleinplanet aber mit weniger als 25 000 Kilometern pro Stunde recht langsam aufgetroffen sein, so die Arbeitsgruppe – heutige Meteoriten treffen mit Geschwindigkeiten oberhalb von 40 000 Stundenkilometern auf die Erdatmosphäre. Der Einschlag hätte dann Gestein aus bis zu 300 Kilometer Tiefe herausgeschlagen, das die restliche Oberfläche des Mondes bis zu zehn Kilometer tief verschüttete. Dieses Szenario erkläre die unterschiedlichen Eigenschaften der beiden Mondseiten, so das Team.

Mit einer derartigen Einschlaghypothese versuchen Fachleute seit einer Weile, die verschiedenen Kuriositäten im Aufbau des Mondes zu erklären. Dessen erdabgewandte Seite hat laut Messungen der GRAIL-Satelliten aus dem Jahr 2012 nicht nur eine um 20 Kilometer dickere Kruste, sondern ist außerdem mit einer zehn Kilometer dicken, an Eisen und Magnesium angereicherten Schicht bedeckt. Die erdzugewandte Seite dagegen besteht zu erheblichen Teilen aus mit Kalium, Seltenerdelementen und Phosphor angereicherten Mineralen, die man als KREEP bezeichnet. Diese Minerale entstehen aus magmatischer Schmelze, aus der die leichter kristallisierenden Minerale bereits ausgefallen sind. Auf der erdabgewandten Seite gibt es kaum KREEP, was darauf hindeutet, dass sie mit unverändertem Mantelmaterial bedeckt ist. Gleichzeitig würde ein solcher Einschlag die Unterschiede in Wolframisotopen zwischen Erde und Mond erklären: Der Einschlagkörper hinterließ eine chemische Spur, die man auf der Erde nicht findet. Dass die erdzugewandte Mondseite keinen sichtbaren Krater davontrug, lag wohl daran, dass der Mond zu jener Zeit noch recht heiß und verformbar war – nach einer Weile war er in seine Kugelgestalt zurückgeflossen, so die Arbeitsgruppe.

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