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Asteroidenerkundung: Hayabusa 2 schießt Krater in Ryugu

Die japanische Raumsonde hat eine Kupferscheibe auf den Asteroiden gefeuert. Das Bombardement verrät einiges über die Zusammensetzung des kleinen, erdnahen Planetoiden.
Kupferkugel trifft Asteroid

Von Juni 2018 bis Dezember 2019 umkreiste die japanische Raumsonde Hayabusa 2 den erdnahen Asteroiden Ryugu. Um mehr über die Zusammensetzung des Planetoiden herauszufinden, hatten Forscher eine Reihe von Analysen durchgeführt. Unter anderem haben sie den Asteroiden mit einer etwas mehr als tennisballgroßen Kupferscheibe beschossen und so einen Krater in die Oberfläche des nur 950 Meter großen Geröllkörpers geschlagen. Jetzt haben Masahiko Arakawa von der Universität Kobe und seine Kollegen die Daten ausgewertet und im Fachblatt »Science« veröffentlicht. Eine weitere Studie erschien dazu in »Nature«.

Ryugu befindet sich auf einer Umlaufbahn zwischen Erde und Mars, in ungefähr 325 Millionen Kilometer Entfernung von der Erde. Aus den bisherigen Untersuchungen ging hervor, dass es sich bei dem Planetoiden um einen so genannten »rubble pile« handelt, einen losen Geröllkörper oder Schutthaufen. Das heißt, Ryugu wird allein durch seine äußerst schwache Schwerkraft zusammengehalten. Um Gesteinsproben des kleinen Asteroiden zu bekommen, haben die japanischen Astronomen Ryugu bereits im Februar 2019 mit einer Bordkanone von Hayabusa 2 und einer Kugel aus Tantal unter Beschuss genommen. Dann, im April desselben Jahres, feuerten sie eine zwei Kilogramm schwere Kupferscheibe auf den Planetoiden. Dieses Bombardement filmte die Sonde auch.

© JAXA, Kobe University, Chiba Institute of Technology, Kochi University, University of Occupational and Environmental Health
Ryugu unter Beschuss
Eine Kupferscheibe, die von der Raumsonde Hayabusa 2 abgefeuert wurde, schlägt auf dem Asteroiden Ryugu ein.

Nach diesem Beschuss folgte dann drei Wochen später eine detaillierte optische Analyse des Kraters: Die Kupferscheibe hatte einen halbkreisförmigen, zehn Meter großen Einschlag in den Asteroiden gegraben. In der Mitte formte sich eine Grube, der Rand ist abgesetzt. Die ungleichmäßige Form entstand, weil das Projektil unter anderem einen großen Geröllstein in stabiler Lage traf. Die Kupferscheibe hat aber vergleichsweise wenig Schaden angerichtet. Deshalb vermuten die Forscher, dass die Ausdehnung des Kraters durch die Schwerkraft begrenzt wurde, weniger durch die eigentlich geringe Spannkraft der Asteroidenoberfläche. Das erklärt auch, warum beim Aufschlagen der Scheibe kaum Material ins All geschleudert wurde. Aus der aufgewirbelten Staubwolke schließen Arakawa und sein Team zudem, dass der Asteroid vor allem aus feinkörnigem Gestein besteht.

Das Experiment haben Forscher um Tatsuaki Okada von der Japanischen Raumfahrtbehörde JAXA in einer weiteren Studie ausgewertet. Ihr Fazit: Der Asteroid bestehe anders als vergleichbare Planetoiden aus sehr porösen Gesteinsbrocken. Ryugu ist ein Planetoid vom Typ kohliger Chondrit, ein sehr urtümliches Gestein, aus dem sich vermutlich auch vor 4,5 Milliarden Jahre die Erde gebildet hat.

Inzwischen befindet sich Hayabusa 2 auf dem Heimweg zur Erde. Die Forscher erwarten die Raumsonde gespannt Ende 2020 zurück – der Flugkörper hat Probenmaterial geladen, das dann beim Vorbeiflug an der Erde abgeworfen werden wird.

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