Direkt zum Inhalt

Dating-Verhalten: Heute verkuppelt das Internet

Bis in die 1990er Jahre lernten sich die meisten Paare über gemeinsame Bekannte kennen. Doch seit 2013 hat das Onlinedating ganz klar die Nase vorn, wie aktuelle Daten zeigen.
Mensch mit Smartphone

Nirgendwo sonst lernen sich – zumindest bezogen auf die USA – inzwischen so viele Paare kennen wie im Internet. Das berichten Forscher um Michael Rosenfeld von der Stanford University im Fachmagazin »PNAS«. Die Wissenschaftler analysierten die Daten von zwei großen, repräsentativen US-amerikanischen Studien, in deren Rahmen die Teilnehmer unter anderem angeben sollten, wie und wo sie ihren aktuellen oder – so die Probanden gerade Single waren – ihren letzten verflossenen Partner zum ersten Mal getroffen hatten. Bei der Auswertung konzentrierten sich Rosenfeld und seine Kollegen vor allem auf die Antworten von Menschen, die in heterosexuellen Partnerschaften lebten.

Die Ergebnisse zeigen: Lange Zeit (die Daten der Wissenschaftler reichen zurück bis in die 1940er Jahre) fungierten Familienmitglieder und Freunde als wichtigste Kuppler in Liebesdingen: Um 1980 wurden knapp 35 Prozent aller heterosexuellen Paare durch gemeinsame Freunde miteinander bekannt gemacht, immerhin noch knapp 20 Prozent der Personen lernten ihren Partner etwa über Eltern oder Geschwistern kennen. Doch ab 1995 begann deren Einfluss zunehmend zu schwinden. Parallel dazu stieg die Anzahl der Paare, die sich im Internet kennen lernten, sprunghaft an und wurde ab 2007 durch die immer verbreitetere Nutzung des Smartphones noch einmal kräftig befeuert. 2013 überholte das World Wide Web Freunde und Familie schließlich endgültig als Liebesstifter; 2017 lernten sich knapp 40 Prozent der Paare auf Onlineplattformen wie Facebook oder über Apps wie Tinder kennen – in aller Regel ohne Dritte als Vermittler.

Auch die Zahl der Menschen, die ihrem Partner in der Nachbarschaft, in der Schule, in der Kirche oder auf der Arbeit zum ersten Mal begegnen, ist den Daten der Forscher zufolge rückläufig. Auf die Stabilität der Beziehung habe das aber keinen Einfluss, wie Folgestudien auf Basis derselben Daten zeigen würden, schreiben die Forscher. Den Siegeszug des Onlinedatings erklären sich Rosenfeld und seine Kollegen gleich auf mehrere Weisen. So biete das Internet etwa einen größeren Pool an potenziellen Partnern als das eigene soziale Umfeld – was gerade dann von Vorteil sein könnte, wenn man jemanden sehr Spezielles sucht. Zudem seien die Profile auf Datingwebsites eher auf dem neuesten Stand als etwa Muttis Wissen über die Tochter oder den Sohn einer guten Bekannten. Und nicht zuletzt ermöglichten es Onlineplattformen, Menschen, an denen man Interesse gefunden hat, erst einmal aus sicherer Entfernung kennen zu lernen. Entspricht der Chatpartner oder die Chatpartnerin am Ende doch nicht den eigenen Vorstellungen, kann man sie meist einfach auf der entsprechenden Seite blockieren – und muss sich im besten Fall nie wieder mit der betreffenden Person auseinandersetzen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.