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Marsmaulwurf HP3: Vor der Hacke ist es duster

Die Temperatursonde der ESA ist zwar mit Unterstützung in den Marsboden eingedrungen, kommt nun aber nicht mehr weiter. Vielleicht liegt es an einer harten Bodenkruste.
InSight-Lander der NASA mit Temperatursonde HP3

Der Marsmaulwurf vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) macht einfach nicht das, was er soll: Die als HP3 bekannte Sonde sollte sich längst tief in die Marsoberfläche eingegraben haben und dort Temperaturen messen. Nach Erfolgsmeldungen Anfang Juni berichten die Verantwortlichen vom DLR in einem Logbucheintrag vom 7. Juli 2020 allerdings, dass der Maulwurf auf »der Stelle hüpft«. Messungen der Bodenbeschaffenheit lassen vermuten, dass es an einer außergewöhnlich dicken und verhärteten Kruste liegen könnte, die schwer zu durchdringen ist.

HP3 ist Teil der InSight Mars-Mission der NASA. Im Herbst 2018 setzte der InSight-Lander mit HP3 auf der Oberfläche des Roten Planeten auf. Bereits seit Anfang 2019 versucht der Marsmaulwurf sich einzugraben. Insgesamt soll er bis zu fünf Meter tief in den Marsboden dringen, um dort den Wärmefluss aus dem Planeteninneren ungestört von den Temperaturen an der Oberfläche messen zu können. Aus den Messwerten würde sich schließen lassen, wie viel Wärme der Mars noch immer in seinem tieferen Inneren freisetzt. Daraus ergeben sich unter anderem Rückschlüsse auf den inneren Aufbau des Planeten und ob es dort noch geschmolzene Regionen gibt.

© German Aerospace Center, DLR
InSight-Mission mit Marsmaulwurf HP3

Doch dieses Unterfangen gestaltet sich schwieriger als erwartet. Anfangs fand das Instrument, das nach dem Prinzip eines selbsteinschlagenden Nagels funktioniert, zu wenig Reibung in der sandigen Oberfläche. Dadurch rutschte der Maulwurf immer wieder weg und drang nicht selbstständig weiter ein. Die Wissenschaftler um Tilman Spohn vom DLR entschieden sich daher für ein heikles Manöver: Mit einer Schaufel, die an einem Roboterarm der InSight-Sonde befestigt ist, drückten sie den Maulwurf an seinem oberen Ende sacht nach unten in den Boden. Dann wurde immer wieder für kurze Zeit der Hämmermechanismus aktiviert, der das Gerät für wenige Millimeter in den Boden trieb. Anschließend überprüften sie die Position und justierten bei Bedarf nach, bevor sie wieder mit einem neuen Zyklus starteten. Das funktionierte ziemlich gut. Anfang Juni 2020 vermeldete das DLR, dass die Sonde mit ihrer kompletten Länge im Marsboden verschwunden sei. Nun hätte die Sonde eigentlich ohne Unterstützung weitergraben sollen.

Doch Mitte Juni zeigten die Bilder der Sondenkameras, dass der Vortrieb gestoppt und HP3 im Bohrloch zu hüpfen begonnen hatte und oben gegen die Schaufel schlug. Nun am 7. Juli gestanden das DLR und die US-amerikanische Raumfahrtbehörde NASA in ihrem Blog ein, dass die Wärmeflusssonde tatsächlich nicht weiterkommt. Die Gründe dafür sind allerdings ungewiss. Es könnte an einer harten Kruste unter der zunächst sandigen Schicht liegen. Diese Kombination wäre sehr ungünstig, weil der Maulwurf nicht genügend Halt findet und dann auf etwas Hartes trifft. Doch bislang können die Wissenschaftler schlichtweg nicht sagen, was sich unter ihrem Maulwurf befindet. Ein ähnliches Problem kennen Bergleute schon seit jeher: Vor der Hacke ist es eben duster!

Der Roboterarm wird sich nun vom Bohrloch zurückziehen und Bilder vom Maulwurf in seinem Loch machen. Dann plant die NASA, den Arm in den nächsten Wochen für andere Aufgaben einzusetzen. Unter anderem sollen die Solarpaneele auf ihren Staubbelag überprüft und das Wettergeschehen am Landeplatz dokumentiert werden. Auch nächtliche Beobachtungen des Sternenhimmels, um Meteore in der Marsatmosphäre zu sichten, sind in Planung. Die Wissenschaftler vom DLR werden die Zeit dafür nutzen, ihr Projekt in Bodenversuchen voranzutreiben und Strategien für das weitere Vorgehen zu entwickeln.

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