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Covid-19: Hohe Dunkelziffer bei infizierten Kindern

Laut einer Antikörperstudie aus Bayern könnten drei- bis viermal mehr Kinder Sars-CoV-2 gehabt haben, als über PCR-Tests gemeldet wurden.
Kind mit Maske

Die Frage, welche Rolle Kinder im aktuellen Infektionsgeschehen spielen, gehört weiterhin zu den schwierigsten und am stärksten diskutierten: Viele infizieren sich zwar, aber die Erkrankung verläuft oft ohne Symptome. Eine Studie des Helmholtz Zentrums München legt nahe, dass die Dunkelziffer an infizierten Kindern sehr groß ist: Während der zweiten Corona-Welle waren demnach drei- bis viermal mehr Kinder in Bayern mit Sars-CoV-2 infiziert, als über PCR-Tests gemeldet wurden. Zudem wiesen am Ende der Beobachtungsphase im Februar 2021 etwa achtmal mehr Kinder Antikörper gegen das Coronavirus auf als am Ende der ersten Welle im Frühjahr 2020. Das schreiben Markus Hippich vom Helmholtz Zentrum und sein Team in einem Pre-Proof, der bei »Med« eingereicht wurde.

Die Screening-Studie namens »Fr1da« unter Leitung von Anette-Gabriele Ziegler untersuchte ursprünglich Kinder in Bayern anhand von Blutproben auf Frühmarker von Diabetes Typ 1. Mit Beginn der Coronakrise 2020 erweiterten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Studie auf Antikörper gegen Sars-CoV-2. Nach der ersten Welle wiesen sie dabei in 0,87 Prozent der Proben entsprechende Antikörper nach. Schon damals waren bayernweit damit sechsmal mehr Kinder mit dem Virus infiziert, als über PCR-Tests nachgewiesen worden waren.

Dieser Anteil hat sich in der Zwischenzeit deutlich erhöht. Vorschulkinder wiesen im Testzeitraum zwischen Oktober 2020 und Februar 2021 eine Antikörperhäufigkeit von 5,6 Prozent auf. Bei Schulkindern, die von November 2020 bis Februar 2021 getestet wurden, lag der Wert sogar bei 8,4 Prozent. Als Grund für die starken Unterschiede zwischen dem Antikörper-Screening und den PCR-Tests vermuten die Wissenschaftler, dass die Erkrankung bei Kindern sehr häufig symptomfrei oder -arm verläuft, weshalb sie nicht getestet werden. Von den 446 Kindern, die in der zweiten Welle positiv getestet wurden, füllten mehr als 90 Prozent einen Fragebogen zu Symptomen aus. Der Anteil positiver Kinder ohne Symptome lag bei den Vorschulkindern bei 68 Prozent. Bei den Schulkindern waren es immer noch knapp mehr als die Hälfte.

»Die Ergebnisse unserer Studie zeigen deutlich, dass sowohl Kinder im Vorschul- als auch im Schulalter für eine Sars-CoV-2-Infektion empfänglich sind. Um das Infektionsgeschehen in dieser Bevölkerungsgruppe besser in den Griff zu bekommen, könnten entsprechende Maßnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitung in Kindergärten und Schulen hilfreich sein«, sagt Ziegler. Die Studie belegt zudem, dass Antikörper auch bei Kindern über mehrere Monate hinweg nachweisbar sind: 64 von 66 Infizierten wiesen diese Antikörper noch drei Monate später auf, sogar in zunehmender Anzahl. Offen bleibt weiterhin, welche Rolle symptomfrei Infizierte beim Ausbreitungsgeschehen spielen.

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